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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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beichten würde.«
    Der Bischof von Luçon richtete sein Gewand und enthüllte dabei, dass er darunter die Stola trug. Er hob sie an den Mund und küsste sie. »Monsieur, wenn es Euch beliebt.«
    Er deutete auf den Kies.
    Die Alleebäume verbargen uns, wenn auch nur für kurze Zeit. Wieder nach so langer Zeit in meinem Beruf zu sein, wärmte mir das Blut. Ich verbarg ein Lächeln und ließ mich auf beide Knie nieder.
    Sollten einige Dinge in meiner Beichte verschwiegen werden … Nun, von einem Mann, der sowohl mit der verstorbenen Elena Zorzi als auch dem lebenden Robert Fludd bekannt ist, war das nicht anders zu erwarten.
    »Segnet mich, Vater, denn ich habe gesündigt …«

Rochefort: Memoiren
Neunundvierzig
    Der Bischof von Luçon betrachtete mich aufmerksam, als ich mich wieder erhob. »Und Ihr, Monsieur Rochefort? Was wollt Ihr als Bezahlung dafür? Wollt Ihr vielleicht wieder in Eurer alten Funktion als Spion beschäftigt werden? Nur für einen neuen Arbeitgeber?«
    Dariole tat so, als würde sie nicht zuhören, doch kaum merklich zuckte sie mit der Schulter, als ich kurz in ihre Richtung blickte. Jetzt seid Ihr dran, Messire, sollte das wohl heißen.
    Ich schäme mich, es gestehen zu müssen, aber mir traten die Tränen in die Augen. Wenn sie jemandem ihre Treue gab, ihr Herz, dann gab sie es so tollkühn und vollkommen, wie sie sich in einen Kampf warf.
    Das könnte ihr gefallen, dachte ich amüsiert. Rochefort und Dariole, Agenten eines verschlagenen Bischofs und Politikers.
    »Nein, Eure Eminenz«, sagte ich. »Das hatte ich eigentlich nicht direkt im Sinn.«
    Du Plessis blickte mich misstrauisch an – allerdings bezog sich das nicht auf die Angelegenheit, über die ich ihn informiert hatte. Ich nahm an, dass er seine eigenen Mittel und Wege hatte, den Wahrheitsgehalt meiner Aussagen zu überprüfen. Warum auch sonst sollte ein in Ungnade gefallener Kirchenmann sich in Paris aufhalten, wenn nicht, um seine Kontakte zu pflegen?
    »Dann macht Ihr das also nur aus reiner Mildtätigkeit, ja?«, fragte er.
    »Ich tue das vor allem, um sicherzustellen, dass Mademoiselle und ich lange genug überleben, um irgendwas zu tun.«
    Kein Lächeln erschien auf seinem blassen, jugendlichen Gesicht. Ich dachte: Er wäre ein schlimmer Feind und ein unsicherer Freund, denn er wird niemandem je gestatten zu erfahren, was er denkt …
    »Ich bin nicht undankbar, Eure Eminenz.« Respektvoll verneigte ich mich. »Und ich hoffe, stets in der Position zu sein, Euch zu Diensten sein zu können. Gleiches gilt für Mademoiselle. Aber sicherlich möchtet Ihr Euch nicht dem möglichen Skandal aussetzen, den eine Verbindung zu Monsieur Rochefort unweigerlich bedeuten würde – zu jenem Monsieur Rochefort, der Messire de Sully verraten hat.«
    Du Plessis musterte mich von Kopf bis Fuß. »Ich glaube, wir verstehen uns, Monsieur.«
    »Aber es ist mein Wunsch, von Zeit zu Zeit wieder in meine Heimat Frankreich kommen zu können«, fügte ich hinzu. Dass ich mich einer anderen Unternehmung widmen werde, muss ich ja nicht erwähnen. »Niemandem gefällt die Vorstellung, auf immer aus seinem Land verbannt zu sein. Aus diesem Grund habe ich mich Euch nun zur Verfügung gestellt.«
    Du Plessis nickte nachdenklich, steckte seine Stola weg und strich seine Robe glatt.
    »Wir werden ohne Zweifel wieder Kontakt zueinander haben, Monsieur Rochefort. Ich vertraue darauf, dass Ihr bis dahin auf Euch Acht geben werdet.«
    »Ich wünsche Euch viel Glück, Eure Eminenz.«
    Irgendetwas an ihm erinnerte mich mehr an einen Soldaten denn an einen Priester, dachte ich, als er sich umdrehte und uns verließ. Er besaß den Gesichtsausdruck eines Mannes, der über weitreichende Entscheidungen nachdachte.
    Dariole stand neben mir, als ich mich aus meiner Verbeugung wieder aufrichtete. Wir blickten der kleiner werdenden Gestalt hinterher, die sich durch die Allee, wo Licht und Schatten einander abwechselten, von uns entfernte.
    Dariole schaute dem Mann weiter nach; ich betrachtete nur ihr Profil. Vollkommen gefasst sagte sie: »Jetzt zu den Ärzten, Messire. Anschließend, denke ich, sollten wir aus der Stadt verschwinden.«
    Bevor Mademoiselle Dariole mich zu den Ärzten von Paris scheuchen konnte, nahm ich den Verband vom Auge, um es zu säubern. Zwar sah ich nur verschwommen, doch Umrisse und Farben waren zu erkennen.
    »Ich bin dafür, der Natur eine Chance zu geben«, sagte ich.
    Man könnte Mademoiselle Darioles Anhänglichkeit womöglich daran ermessen,

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