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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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dachte ich, wie unbarmherzig sie mich in den darauffolgenden Tagen plagte. Schließlich ergab ich mich einer Reihe von Untersuchungen, während der dringende Wunsch in mir wuchs, Paris so rasch wie möglich zu verlassen.
    Mit dem Geld, das es mich kostete, fünf verschiedene Ärzte zu konsultieren, kaufte ich mir fünf verschiedene Meinungen.
    Jeden Morgen, da ich den Verband vor meinem Auge wechselte, konnte ich mehr sehen. Obwohl die Helligkeit der Sonne mir die Tränen in die Augen trieb – und die herumstochernden Finger der Ärzte –, wurde meine Sicht nach und nach immer schärfer, die Welt deutlicher.
    »Nein«, bemerkte ich, als wir ein teures Haus verließen, wo uns ein Arzt zu einer Salbe geraten hatte, die offenbar zumindest teilweise aus toten Mäusen bestand. »Mademoiselle, es reicht! Außerdem bin ich nicht so weit gereist, um mich frohen Mutes an Maria di Medici zu übergeben, die mich nur allzu gerne von all meinen Leiden erlösen würde. Wir werden Paris verlassen. Heute noch.«
    Dariole hatte nicht die geringste Absicht, mir nachzugeben, bis ich mir im Hof unserer Unterkunft ein gepolstertes Übungsflorett schnappte und hintereinander sämtliche Knöpfe an ihrem Wams berührte.
    Beim neunten oder zehnten derartigen Treffer warf sie ihre Waffe weg, und ich hatte das Vergnügen, sie hin- und hergerissen zu sehen; sie wusste nicht, ob sie vor Freude weinen oder wie ein Schweizer Söldner fluchen sollte.
    »Falls noch irgendetwas zurückbleiben sollte, wird die Zeit es heilen«, sagte ich. »Wenn es mir schon gelingt, Euch im Gefecht zu schlagen, kann es ja nicht so schlimm um mich stehen – und ein guter Fechter bin ich dann wohl auch.«
    Sie wischte sich über ihr gerötetes Gesicht. Die Hitze wurde von der hohen Mauer reflektiert, die den Hof umgab. »Sollte das ein Kompliment sein, Messire?«
    »Möglich«, antwortete ich mit allem angemessenen Ernst, und es wärmte mir das Herz, sie grinsen zu sehen.
    Sie hob ihr Florett wieder auf, wischte es mit einem Taschentuch ab und kam auf mich zu. »Messire …«
    »Wartet«, sagte ich.
    Die Sonne strahlte auf uns herab und ließ den Duft des Staubs unter unseren Füßen aufsteigen. Eine Katze sprang von der Brunnenumrandung und huschte davon. Darioles Augen leuchteten, als sie fragend zu mir hinaufblickte.
    »Ihr werdet jetzt eines für mich tun, Mademoiselle«, sagte ich mit sanfter Stimme. »Ihr werdet wieder nach Hause gehen.«
    Ihr Gesicht, das bis dahin vor Aufregung geleuchtet hatte, verdunkelte sich plötzlich, als wäre eine Wolke vor die Sonne gezogen.
    »Wie könnt Ihr mir sagen …?« Sie hielt inne.
    Ich zuckte mit den Schultern, bemühte mich, mir den Schmerz nicht ansehen zu lassen, und lächelte sie an. Ich berührte einen Knopf ihres Wamses, einen Zoll unterhalb ihres Kinns. »Geht wieder nach Hause, nach Montargis. Macht Euren Frieden. Dass Ihr dann irgendwann wieder nach London kommen werdet, um aus Rache Streit mit mir zu suchen, daran zweifele ich nicht; aber bitte, gebt in dieser Sache nach. Kehrt noch einmal zurück, bevor Ihr Euch endgültig entscheidet, Euer Heim für immer zu verlassen. Seid noch einmal Mademoiselle Arcadie, und sagt Eurem Vater und Euren Brüdern Lebewohl. Lasst sie wissen, dass es Euch gut geht.«
    Ich verwirrte sie; das konnte ich deutlich sehen.
    Ich sprach sie nicht mehr darauf an, wie wenig wir beide zueinander passten. Ich bitte sie lediglich darum, ihrer Familie einen Besuch abzustatten.
    Mit Worten kann ich sie nicht überzeugen.
    Das wird mir nur gelingen, wenn sie noch einmal nach Hause zurückkehrt, dachte ich, wenn sie noch einmal ihren Vater und ihre Brüder sieht, die sie lieben und vermisst haben. Sie soll sehen, wozu ihr jungenhafter Gemahl herangewachsen ist und sich wieder daran gewöhnen, prachtvolle Kleider zu tragen und von Dienern umgeben zu sein. Das ist zwar nicht Caterinas Utopie fürs Volk, aber es ist das Paradies für jene, die sich in Arcadies Position befinden.
    Wenn sie dann einen Monat lang Arcadie und nicht mehr Dariole war, wird ein peinlicher Brief von ihr kommen, dass sie ihre Meinung geändert habe. Es sei nur ›Dariole‹ gewesen, die auf so törichte Art in Rochefort vernarrt gewesen war.
    »Geht nach Hause, nur für eine Weile, Mademoiselle.«
    Langsam nickte sie zustimmend.
    Mein Auge gewöhnte sich allmählich an das Sonnenlicht und heilte von selbst, bis es fast wieder normal war – oder falls nicht normal, dann glaubte ich zumindest, dass sich der Rest bis zum

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