1610 - Das Ende des Spuks
doch wieder zurückkämen, die Plagegeister der letzten Wochen.
Insgeheim fürchtete sich aber auch jeder davor. Ohne die Ennox gab es bis heute keine Hilfe für die Tote Zone. Aber mit ihnen?
Philips Drohung stand im Raum. Jeder hatte sie im Kopf. Atlan hatte sie wörtlich weitergegeben, und während sich die anderen mit ihren Fragen und Feststellungen, Vermutungen und Befürchtungen endlos wiederholten, hallten ihm diese Worte wieder und wieder durch den Schädel. „Ihr Galaktiker werdet euren Mißbrauch und euren Vertrauensbruch bitter bereuen, dafür garantiere ich."
Und: „Ihr allein tragt die Schuld daran, daß es so kommen mußte, wie es jetzt kommt."
Seit Philips grußlosem Verschwinden ließen diese Ankündigungen den Arkoniden nicht mehr los. Er hatte mit Theta darüber gesprochen, mit Kassian, mit Fulgen. Niemand, selbst der gewiefte GAFIF-Chef nicht, konnte sich vorstellen, was hinter der bitteren Abschiedsbotschaft steckte.
Atlan hatte das unbestimmte Gefühl, daß diese letzten Aussagen des Ennox eine über die momentane Situation hinausgehende Drohung darstellten.
Er konnte es nicht definieren. Aber das Gefühl eines kommenden Unheils war da und ließ sich nicht verdrängen. Sein Extrasinn bestätigte das nicht nur, sondern malte dunkle Szenarien. Er lieferte Schlüsse und Fakten, und was Atlan daraus zu folgern hatte, war alles andere als erbauend und ging über das hinaus, was durch die Tote Zone schon an Problemen vorhanden war.
Atlan versuchte sich damit zu beruhigen, daß Philip ein Günstling von ES war und daß die Superintelligenz gewußt hatte, was sie mit der Aktivatorübergabe tat. Daß sie niemandem die Unsterblichkeit schenkte, der sich einmal gegen die Galaktiker wenden würde.
Doch die Zweifel waren stärker denn je.
Wie er es drehte und wendete, Atlan sah immer düsterere Wolken am Horizont heraufziehen.
Als er gegen 13 Uhr die Nachricht erhielt, daß die Tote Zone plötzlich zu pulsieren begann und sich wie eine Amöbe ausdehnte und wieder zusammenzog, jedoch nie über die bisherigen Grenzen zurück, sah er seine schlimmen Ahnungen schon so gut wie bestätigt.
Anderthalb Stunden später berichteten die rings um die Sphäre der Hyperraum-Parese verteilten Beobachter - soweit es ihnen noch möglich war -, daß sich die Tote Zone explosionsartig ausweitete. Die zur Beobachtung stationierten Raumschiffe und Sonden konnten zu neunzig Prozent nichts mehr melden; die explodierende Tote Zone hatte sie verschluckt und jäh verstummen lassen, bevor sie auch nur einen einzigen Notruf abstrahlen konten. Die Zone blähte sich nicht kontinuierlich auf, sondern sprunghaft und ohne jedes Anzeichen, das einer Vorwarnung gleichgekommen wäre.
Und um 14.51 Uhr war es soweit.
Die Tote Zone verschluckte das System von Boscyks Stern mitsamt dem Planeten Olymp.
Was von Terra geschildert worden war, das geschah jetzt auf der Freihändlerwelt. Von einem Moment zum anderen funktionierte nichts mehr auf 5-D-Basis. In den um Olymp geparkten Schiffen, so auch auf der ATLANTIS, setzte die künstliche Schwerkraft aus.
Alle syntronisch gesteuerten Systeme brachen zusammen. Startende Raumer entfernten sich wie vom Planeten jäh abgestoßene Kugeln mit einfacher unterlichtschneller Beschleunigung oder gingen auf Bremsschub. Per Hyperfunk zur Landung angekündigte Raumschiffe gaben keine Nachricht mehr von sich. Sie waren irgendwo zwischen den Sternen aus dem Hyperraum geschleudert worden und im Einsteinkontinuum gestrandet, plötzlich verloren wie die ODIN und viele andere Schiffe innerhalb der bisher gültigen Abmessungen der Toten Zone.
Die Klimakontrolle des Planeten brach zusammen, die Verkehrssteuerung, das gesamte Infrastruktursystem. Es gab keine Kommunikation mehr, soweit sie syntronisch erfolgte. Kein Hyperfunkempfänger brachte mehr Nachrichten aus der Galaxis, von Raumschiffen oder von anderen Planeten.
Es war die vollkommene Katastrophe.
Atlan hatte sich immer vorzustellen versucht, was seit dem 10. Januar wirklich auf Terra vorgegangen sein mochte. Er hatte viel Phantasie, aber sie hatte nicht ausgereicht.
Er fand sich in einer Steinzeit wieder und hatte Mühe, an ein Normalfunkgerät zu gelangen, das ihn Kontakt zur ATLANTIS aufnehmen ließ.
Die Verhältnisse an Bord waren chaotisch. Der Transmitterweg zur ATLANTIS schied aus.
Atlan mußte sich eine Space-Jet oder ein anderes geeignetes Raumfahrzeug suchen, um sein Schiff anzufliegen und sich einzuschleusen. Er hatte Situationen
Weitere Kostenlose Bücher