1610 - Knochen-Lady
diese Miranda denn schon mal gesehen?«
»Woher?« Ich wies auf das Bild. »Das hier ist die Premiere. Glaub es mir.«
»Okay. Ich kenne sie auch nicht.« Er trat einen Schritt zurück und verengte leicht die Augen. »Mir ist da eine Idee gekommen.«
»Spuck sie aus.«
»Ich denke da an Johnny. Mit ihm hat alles angefangen. Verstehst du?«
»Noch nicht.«
»Na ja, mir ist durch den Kopf geschossen, dass er diese Miranda möglicherweise kennt. Nicht unbedingt näher, aber es könnte sein, dass er ihr schon mal begegnet ist. Auf einer Fete oder so. Ich weiß nicht, wie er seine Freizeit verbringt.«
»Und weiter?«
Bill zeigte sich ein wenig unbehaglich, als wäre er von sich selbst nicht überzeugt.
»Na ja, da hat sie möglicherweise durch diesen Rick de Soto indirekt Kontakt mit ihm aufgenommen. Ich will ja nichts beschwören, aber man muss alles in Betracht ziehen.«
Ich sagte nichts, dachte aber nach. Das Leben ist manchmal völlig verrückt.
Es dreht oft Kapriolen, die so leicht niemand verstehen kann. Wir hatten schon häufiger erlebt, dass das Unmögliche möglich wurde.
Warum nicht auch hier?
»Ist dir zu weit weg, wie?«
Der Ansicht war ich nicht. »Wir könnten ja einen Versuch starten. Es ist besser, als hier herumzustehen und sich Gedanken zu machen, wie es weitergehen könnte.«
Bill hielt sein Handy bereits in der Hand.
»Ich werde ihm mal ein Foto auf sein Telefon schicken. Er soll es sich anschauen und uns dann Bescheid geben.«
»Okay, tu das.«
Wir standen einer Situation gegenüber, bei der alles wichtig sein konnte.
Irgendwie musste es uns gelingen, eine Spur zu dieser Miranda zu finden. Möglicherweise war es doch kein Zufall, dass Rick de Soto ausgerechnet Johnny angegriffen hatte.
»So, das wäre erledigt. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass sich Johnny meldet.«
»Warten wir mal ab.«
»Und da wäre noch etwas, John!«
»Was denn?«
»Du hast mir doch von diesem gelben Schädel erzählt, den es hier geben soll. Gesehen habe ich ihn noch nicht.«
Ich stutzte, dachte aber dann daran, dass Bill einen anderen Weg gegangen sein konnte. Zudem hatte ich ihn sofort hierher ins Schlafzimmer geführt.
»Er steht in einem Nebenraum.«
»Dann nichts wie hin.« Bill rieb seine Handflächen gegeneinander. »Ich merke, dass ich allmählich in Form komme.«
»Das sollst du auch. Schließlich stehen wir hier nicht zum Spaß.«
»Genauso sollte es auch sein.«
Den Raum hatten wir schnell erreicht. Der gelbe Totenschädel stand noch immer an seinem Platz auf dem Tisch.
Bill trat langsam näher. Er schaute den Gegenstand aus großen Augen an.
»Tatsächlich, der ist…« Er schüttelte den Kopf und betrachtete ihn genauer. »Du bist sicher, dass er echt ist, John?«
»So gut wie. Aus Kunststoff besteht er jedenfalls nicht. Das habe ich schon getestet.«
Bill klopfte gegen ihn. Er hörte ein bestimmtes Geräusch und nickte zufrieden.
»Du hast recht. Kein Kunststoff. Und was sagt dein Kreuz?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nichts. Es verhält sich neutral. Ich habe zudem noch keinen großen Test durchgeführt.«
»Sicher.« Bill nickte. »Aber etwas muss doch mit ihm sein. Oder ist er einfach nur ein Gag, den sich de Soto in die Wohnung gestellt hat? Wäre das auch möglich?«
»Glaube ich nicht. Der Schädel ist wichtig. Es geht hier nicht nur um ihn und Rick de Soto, sondern auch um diese Kindfrau Miranda. Es könnte sein, dass er die Verbindung zwischen ihr und de Soto hergestellt hat. Eine andere Möglichkeit ist mir nicht eingefallen.«
»Aber jetzt besteht die Verbindung nicht mehr.«
»Du sagst es.«
Der Reporter runzelte die Stirn. »Und wie können wir sie wieder herstellen?«
»Wenn du mein Kreuz meinst, es hat bisher nicht reagiert. So leid es mir tut.«
Ich wusste nicht, warum Bill plötzlich grinste. Er sagte es mit wenig später.
»Mir ist eine Idee gekommen. Was hältst du davon, wenn wir ihn auf seine Echtheit hin prüfen?«
»Tolle Idee. Und wie willst du das anstellen?«
Bill hob die rechte Hand und deutete damit einen Schlag an.
»Wenn ich jetzt einen Hammer oder einen ähnlichen Gegenstand hätte, könnte man ja mal feststellen, wie hart er tatsächlich ist.«
»Zertrümmern?«
»Klar. Vielleicht meldet sich Miranda dann, sollte es eine Verbindung zwischen ihr und dem Schädel geben.«
Ich verzog das Gesicht. Das war zwar eine Möglichkeit, doch begeistert war ich nicht davon. Ich wollte Bill schon antworten, kam aber nicht dazu, weil ich die
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