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1610 - Knochen-Lady

1610 - Knochen-Lady

Titel: 1610 - Knochen-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hoffen.«
    Ich sagte nichts mehr zu dem Thema, machte mir aber meine Gedanken und warf immer wieder einen Blick nach links. Bill erinnerte mich an eine Puppe, auch wenn er hin und wieder Luft durch Nase und Mund holte.
    Kilburn hatten wir hinter uns gelassen und rollten nach Brondesbury hinein. Ich hatte nach wie vor keine Ahnung, wo die Kasernen lagen. Sie zu finden war trotzdem kein Problem, denn ich sah in der Nähe einen Streifenwagen. Er parkte kurz vor einer Kreuzung, nicht weit von einer Grünfläche entfernt.
    Bill war schweigsam. Das änderte sich auch nicht, als ich anhielt und den Rover verließ. Ich ging die paar Schritte vor, bis ich die Kollegen erreicht hatte.
    Ein Beamter kam mir schon entgegen. Sein Gesichtsausdruck war nicht eben freundlich zu nennen. Klar, ich hatte dort angehalten, wo man nicht parken durfte. Der Mann öffnete den Mund, sagte aber nichts, weil er erst mal etwas lesen musste, denn ich hielt ihm meinen Ausweis entgegen, den er aus großen Augen anstarrte.
    Ich nickte ihm zu. »Alles klar?«
    »Sicher, Sir.«
    »Ich werde hier auch nicht lange parken. Es geht nur um eine Auskunft, und ich hoffe, dass Sie mir helfen können.«
    »Ich werde mich bemühen.«
    In den folgenden Sekunden kam ich auf die Kaserne zu sprechen und las bereits am Gesicht des Kollegen ab, dass er Bescheid wusste.
    »Da wollen Sie hin?«
    »Genau.«
    »Die Gebäude stehen leer. Man hat auch die Zäune abgerissen, die das Gelände umgaben. Da kann jetzt jeder hin, und das ist auch geschehen. Wir führen in unregelmäßigen Abständen Razzien durch.«
    Das interessierte mich. »Haben Sie zufällig etwas gefunden, was nicht in die Normalität passt?«
    »Ja, ab und zu. Leere Gebäude locken immer irgendwelche Gestalten an. Allerdings haben wir auch Verständnis für Obdachlose.«
    »Klar. Und sonst ist Ihnen nichts aufgefallen?«
    Der Mann überlegte. »Nicht, dass ich wüsste. Nein, nein, wenn Sie da vielleicht an Dealer denken.«
    Ich blieb hartnäckig. »Sonst ist Ihnen nichts aufgefallen?«
    »Nein. Es liegt wohl daran, dass wir hier in der Gegend einfach zu präsent sind.«
    »Das mag wohl sein. Und jetzt möchte ich nur den genauen Weg von Ihnen wissen.«
    »Sollen wir vorfahren, Sir?«
    »Nein, das nicht.« Das wollte ich auf keinen Fall. Wenn man uns beobachtete, würde ein Streifenwagen auffallen, und ich ging nicht davon aus, dass es unserem Fall gut tat.
    In der nächsten Minute hörte ich aufmerksam zu und erfuhr, dass wir nicht mehr weit zu fahren hatten. Danach bedankte ich mich, ging zurück zum Rover und stieg ein.
    Bill saß noch immer da wie ein künstlicher Mensch. Er hatte meiner Ansicht nach eine verkrampfte Haltung eingenommen. Sein Blick war ohne Leben und starr gegen die Frontscheibe gerichtet. Er hielt auch die Lippen zusammengedrückt und atmete nur durch die Nase.
    Ich schlug die Tür zu. In meinem Blick stand schon eine gewisse Sorge, als ich ihn anschaute. So hatte ich meinen Freund nur äußert selten erlebt.
    »Was ist mit dir?«
    Er stöhnte leise auf. »Ich weiß es selbst nicht«, flüsterte er. »Ich fühle mich so anders. Das hat nichts mit einer aufkeimenden Krankheit zu tun. Es ist etwas Fremdes, das in mir steckt.«
    Ich gab zunächst keinen Kommentar und ließ mir die Worte durch den Kopf gehen. Dann fragte ich mit leiser Stimme: »Könnte das etwa mit dem Schädel zusammenhängen?«
    »Weiß ich nicht.«
    Bevor ich eine nächste Frage stellte, warf ich einen Blick auf den Rücksitz.
    Dort lag der gelbe Schädel, und er war während der Fahrt auch nicht umgekippt. Ich schaute ihn an. Und trotz der leeren Augenhöhlen kam es mir so vor, als würde auch er mich ansehen.
    Natürlich dachte ich an Rick de Soto, den es auf eine so hinterlistige und unerklärliche Weise erwischt hatte. Da war ein normaler Mensch fast zu einem Mörder geworden, weil man ihn beeinflusst hatte. Auf diesem Weg schien sich auch Bill Conolly zu befinden, zwar nicht so extrem, aber immerhin.
    Ich drehte mich Bill wieder zu. Er nahm mich gar nicht zur Kenntnis und starrte nur nach vorn.
    »Bill, kann ich etwas für dich tun?«
    »Wieso?«
    »Du musst selbst zugeben, dass es dir nicht gut geht. Es wäre unter Umständen besser, wenn ich allein fahre und dich bei den Kollegen zurücklasse.«
    »Nein!« Er sprach die Antwort fast schrill uns. »Nein. Ich bleibe bei dir. Fahr los!«
    »Gut, wie du willst.«
    »Ich kriege das schon wieder hin.«
    Das glaubte ich zwar nicht, doch ich behielt es für mich und fuhr

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