1610 - Knochen-Lady
sie stark gemacht für einen Gegner, der nicht überleben sollte.
Ihr rechtes Bein schwang nach vorn, und mit der nächsten Bewegung erreichte der Fuß den Boden, sodass sie den nötigen Halt fand, den sie brauchte, um sich weiterhin erheben zu können.
Ich ging einen Schritt nach hinten. Das Kreuz hielt ich nach wie vor fest, und jetzt merkte ich, dass es eine leichte Wärme ausstrahlte. Das war vorhin nicht der Fall gewesen und für mich der Beweis, dass eine andere Macht Miranda übernommen hatte.
»Hast du die Stimmen gehört, John?«
»Ja, sie waren in dir.«
»Ich bin jetzt sie. Alle drei haben mich stark gemacht. Und sie haben mir gesagt, was ich tun soll. Das hast du doch auch gehört, oder nicht?«
»Doch, das habe ich.«
»Dann ist es gut.« Sie nickte. »Ich habe den Befehl bekommen, dich zu töten. Und genau das werde ich jetzt tun…«
***
Dieser Vorgang war keine Überraschung für mich. Er war mir ja lautstark angekündigt worden.
Sie glotzte mich an und zog mit der Zungenspitze die Konturen der Lippen nach. Ich sah jetzt, dass sie nicht besonders groß war.
Der Stoff bedeckte tatsächlich nur den unteren Teil ihres Körpers, die nackten Beine lagen frei. Das Haar umwehte ihren Kopf wie eine dunkle, glänzende Flut.
Was sollte ich tun?
Sie wusste es, aber ich rätselte noch herum, wie sie es in die Tat umsetzen wollte. Sie musste es mit den bloßen Händen versuchen, denn eine Waffe sah ich nicht bei ihr. Es konnte sein, dass sie sich auf ihre körperlichen Kräfte verließ und sie sich in ein Kraftpaket verwandelte.
Es gab für sie keine andere Alternative. Sie ging noch einen Schritt nach vorn, um mir näher zu kommen. So jedenfalls dachte ich.
Noch versuchte ich es mit Zureden. »Lass es sein, Miranda. Du kannst nur verlieren.«
Genau das wollte sie nicht hören. Ein kurzes Kopfschütteln, dann der Schrei. Und noch im selben Augenblick trat sie zu.
Zwar hatte ich mit einer Attacke gerechnet, aber nicht, dass sie so plötzlich erfolgte. Ich zuckte zwar zurück, aber leider nicht weit genug.
Denn der Fuß erwischte mich an der Brust, und diesen Treffer konnte ich nicht ausgleichen.
Ich taumelte zurück, ruderte dabei mit den Armen und prallte gegen die Wand neben der Tür.
Ein Schrei gellte in meinen Ohren. Es war der Anfeuerungsruf für meine Gegnerin, die zu einer zweiten Attacke ansetzte.
Diesmal war ich schneller. Bevor mich ihr Fuß im Gesicht treffen konnte, riss ich die Hände hoch und bekam ihren Knöchel zu fassen.
Miranda stand auf einem Bein. Sie tanzte darauf und wollte den Fuß zurückzerren. Doch mein Griff war so hart, dass sie ihr Vorhaben nicht schaffte. Ich drehte das Bein herum, und sie musste die Bewegung mitmachen, verlor dabei das Gleichgewicht und prallte hart auf den Boden.
Ob sie fluchte oder stöhnte, war nicht herauszufinden. Irgendwie war es ein Mittelding zwischen beidem. Aber das störte mich nicht weiter. Mein Plan stand fest. Dazu brauchte ich nur eine gewisse Ruhe. Dass meine Brust durch den Tritt schmerzte, nahm ich nur am Rande wahr. Ich wollte es zum Abschluss bringen und bewegte mich von der Frau weg.
Dann zog ich die Beretta.
Das Kreuz war in diesem Augenblick nicht wichtig. Für mich zählte nur, was ich wusste, und das war eigentlich genug. Denn im Körper der rasenden Miranda steckte in dreifacher Form die Macht der Totenschädel.
Ich zielte auf den blauen. Auf ihm lag ein leichter Glanz, der eine Sekunde später nicht mehr vorhanden war, denn da hatte meine Kugel ihn zertrümmert.
Erneut spritzen Knochenteile nach allen Seiten weg, was ich nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, denn ich wollte nicht, dass mir die Reaktion der auf dem Boden liegenden Miranda entging.
Sie wollte sich erheben, aber sie war geschwächt worden. Eine Kraft hatte ihren Körper verlassen.
Sie brach wieder zusammen. Mit dem Kinn schlug sie auf und heulte dabei wie eine Sirene. Miranda merkte selbst, dass sie nicht mehr so stark war, und doch wollte sie nicht aufgeben, denn mit einer wuchtigen und wütenden Bewegung drehte sie sich um.
Vom Boden aus starrte sie mich an. Ihr Blick war nicht mehr so eiskalt.
Ich sah das Flackern darin. Es bewies, dass sie unter einer ersten Angstattacke litt.
Ich achtete darauf, dass ich außer Reichweite ihrer Arme blieb, und suchte mir eine gute Schussposition aus, um den nächsten Schädel anzuvisieren.
Das sah auch Miranda und reagierte entsprechend. Es sah aus, als wollte sie sich in die Höhe stemmen, doch sie konnte nur
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