1616 - Mörderengel
die wir zur Verfügung haben. Na, ist das für Sie okay?«
Der Superintendent schüttelte den Kopf. Was er hier erlebte, war völlig neu für ihn. Man konnte ihm wirklich nicht nachsagen, dass er unflexibel gewesen wäre, aber jetzt musste er schon nachdenken, was er auch intensiv tat, wie Glenda an seinem Gesichtsausdruck ablesen konnte.
»Ja«, sagte er dann, »ich denke, mir bleibt wohl keine andere Wahl.«
»Kaum«, gab sie zu.
Sein gesenkter Kopf zuckte in die Höhe.
»Und was ist mit Ihnen?«
»Ich werde mich schon richtig verhalten. Diesmal bin ich sogar froh, dass sich in meinem Körper das Serum befindet.«
»Das habe ich nur hören wollen.«
»Sehr gut. Und jetzt, Sir?«
»Werden wir uns die Krone der Ninja holen…«
Robert Perry war ein Mann, der seinen Beruf liebte und viel im Land unterwegs war. Als selbstständiger Handelvertreter, der für mehrere Firmen arbeitete, ging es ihm finanziell recht gut. Deshalb hatte er sich auch einen schnellen Wagen geleistet, einen Jaguar. Sein pechschwarzes Raubtier auf vier Rädern, mit dem er über die Insel fuhr, Kunden besuchte, und seine Geschäfte machte. Seine Routen führten ihn bis hoch in den Norden, aber auch den Süden kannte er.
An diesem Tag war er wieder mal unterwegs. Er kannte die Raststätten an den Autobahnen und wusste auch, wo man in der Nähe gut essen und übernachten konnte.
An diesem Morgen war er schon früh unterwegs, denn er hatte einen Termin in einem kleinen Kaff, das zwischen London und Windsor lag.
Dort gab es eine Firma, die er mal wieder besuchen wollte, um über neue Aufträge zu verhandeln. Es ging dabei um Büromaterial. Er arbeitete für drei Firmen, die sich auf diesem Gebiet spezialisiert hatten, wobei er eine Firma abhaken konnte. Deren Geschäfte liefen alles andere als gut. Die Pleite war wohl nicht mehr aufzuhalten.
Perry hatte eine kleine Mahlzeit zu sich genommen, eine Flasche Mineralwasser getrunken, war noch mal seine Unterlagen durchgegangen und anschließend zur Toilette gegangen.
Danach hatte er den Waschraum betreten, der mit dunklen Fliesen gekachelt war. Kalt, ungemütlich. Eine Umgebung, die man so schnell wie möglich verlassen sollte.
Er wusch seine Hände und stellte erst jetzt richtig fest, dass er sich allein im Raum befand. Das hätte ihm nichts ausgemacht, aber an diesem Tag empfand er es schon als seltsam. Den Grund kannte er nicht. Ihn hatte eine innere Nervosität erfasst. Er wollte zusehen, dass er diese Umgebung so rasch wie möglich wieder verließ.
Mit dem rauen Papier putzte er die Hände ab und auch das Gesicht, in das er sich Wasser gespritzt hatte. Bis zu seinem Ziel würde er keinen Zwischenstopp mehr einlegen. Er wollte sich noch etwas zu trinken kaufen, dann in den Wagen steigen und starten.
Er drehte sich zur Tür hin, ging den ersten Schritt - und blieb sofort wieder stehen, denn die Tür wurde von der anderen Seite her heftig aufgestoßen, als hätte es jemand furchtbar eilig, auf die Toilette zu kommen.
Perry wollte zur Seite treten und blieb doch wie angewurzelt stehen. Was er sah, kam ihm vor wie eine Fata Morgana. Vor ihm stand eine halb nackte Gestalt mit einem Kopf ohne Haare. Ein bläulich schimmernder Körper, über dessen Schulterseiten noch etwas hervorragte, was er nicht erkennen konnte. Außerdem nahm etwas anderes an dieser Gestalt seine Aufmerksamkeit viel stärker in Anspruch.
Es waren die beiden Lanzen oder Speere, die er in den Händen hielt.
Schreckliche Waffen mit langen Spitzen, die zudem noch mit Einkerbungen versehen waren, damit sie tiefe Wunden rissen.
Perrys Knie wurden weich. Er war froh, dass sich das Waschbecken in seiner Nähe befand. Daran konnte er sich festhalten, sonst wäre er noch in die Knie gesackt.
Der Fremde sagte nichts. Er starrte Robert Perry nur an, und das aus Augen, in denen nichts zu sehen war. Sie waren leer und trotzdem schienen sie ihn mit ihren Blicken zu durchbohren.
Die Angst raubte ihm den Atem. Er musste Luft holen und tat dies durch die Nase. Ihm lagen zudem zahlreiche Fragen auf der Zunge, die er nicht stellte, weil seine Kehle zugeschnürt war.
Auch der Eindringling sagte nichts. Sein Kommen allein reichte aus, um die nackte Angst in Robert Perry hochschießen zu lassen. Obwohl es ihm niemand gesagt hatte, wusste er genau, dass das Erscheinen dieser Gestalt kein Spaß war. Hier hatte sich auch niemand verkleidet, das war echt.
Die Sekunden, die schweigend verstrichen, kamen ihm endlos vor. Perry erreichte den
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