1617 - Blutlust
es nicht.
Plötzlich ging ein Ruck durch ihre Gestalt. Sofort danach setzte sie ihren Weg fort.
Und der führte sie auf die Haustür zu.
Monk fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Die Blutsaugerin ging so, dass er nicht auf den Gedanken kam, sie könnte sich noch mal umdrehen, um zur Treppe zu gehen.
Das blieb auch so. Viola erreichte die Tür, schaute noch mal zurück, als wollte sie damit andeuten, dass sie wiederkommen würde, dann aber öffnete sie die Tür und trat in die Dunkelheit der Nacht. Die Tür fiel hinter ihr zu, und Monk war allein.
Er hätte am liebsten vor Erleichterung geheult. Das unterdrückte er.
Dafür aber sank er in die Hocke, um wieder zu sich selbst zu finden…
***
Der Rover war mit drei Personen besetzt. Ich lenkte den Wagen. Neben mir hockte die Cavallo, und Jane Collins hatte auf der Rückbank Platz genommen.
Wir waren unterwegs, um den Ort zu finden, an dem Justine ihr Opfer zurückgelassen hatte.
Wir waren quer durch die City nach Osten gefahren, hatten bei Whitechapel die Commercial Road genommen, die später in die Limehouse Road und danach in die East India Dock Road überging, die den Stadtteil Bow Common an der Südseite begrenzte.
Ich fuhr langsamer, weil ich merkte, dass Justine angespannter wurde.
»Es ist nicht mehr weit«, sagte sie.
»Südlich oder nördlich?«
»Nach Norden hin.«
»Gut.«
»Da gibt es noch eine Straße, deren Namen ich mir gemerkt habe«, berichtete sie. »Grundy Street.«
Jane meldete sich aus dem Fond. »Ist da nicht auch eine U-Bahn-Station?«
»Ich glaube ja.«
Jane kannte sich hier besser aus als ich. »Dann musst du gleich ab, John. Dort wo die Kirche mit dem kleinen Teich an der Ecke ist.«
»Gut.«
Die Kirche war nicht zu übersehen, denn sie hatte einen Turm, der angestrahlt war. Bei unserem Rover blinkte das linke Licht auf, und wenig später schoben wir uns in eine schmale Straße und rollten an der Schmalseite der Kirche vorbei.
»Wenn mich nicht alles täuscht, mündet diese Straße in die Grundy Street.«
»Wollen wir hoffen.«
Jane beschwerte sich. »He, das hört sich aber nicht gut an. Traust du mir nicht?«
»Doch, doch. Hier sieht nur alles so anders aus.« Ich meinte es so, wie ich es gesagt hatte. Die Umgebung verschlechterte sich. Sie wurde auch düsterer, und das passte irgendwie zu den alten, nicht sehr hohen Häusern mit ihren grauen Fassaden, an denen der Zahn der Zeit kräftig gefressen hatte.
Ich fuhr so langsam, dass ich beinahe schon anhielt, und gönnte Justine einen Seitenblick.
Sie hatte ihn bemerkt und sagte: »Ich kann es noch nicht so sagen. Fahr mal weiter.«
»Ist gut.«
»Jedenfalls müssen wir an die Rückseite eines Hauses. Das kann ich noch sagen.«
»Und wo befindet sich das Haus?«
»Keine Ahnung.«
»Das ist schlecht.«
»Fahr weiter, Partner, aber langsam.«
Das Wort Partner überhörte ich, das andere aber tat ich und rollte weiter.
Es blieb so trist. Auf der Straße befand sich so gut wie niemand. Auch ich wäre nicht rausgegangen. Das Pflaster war uneben, und dann erschien an der linken Seite tatsächlich ein Haus mit einem Schaufenster. Als wir daran vorbeifuhren, sah ich in der schwachen Außenbeleuchtung, dass es sich um einen Bestatter handelte, der hier sein Geschäft betrieb.
Eigentlich passend.
Auch Justine hatte das Haus gesehen und nickte. »Wir sind nicht mehr weit weg.«
»Bist du schon mal hier gewesen?«
»Nein, ich denke mehr an die Rückseite. Wir sollten uns einen. Parkplatz suchen.«
»Okay. Ich tue doch alles, was du willst, Justine.« Daraufhin lachte sie nur.
Wir mussten nicht mehr weit fahren, bis wir das Ende der Straße erreicht hatten. Auch hier blieb die Umgebung düster, obwohl ein beleuchtetes Schild auf die U-Bahn hinwies.
»Du kannst einen Parkplatz suchen, John.«
Das hatte ich sowieso vorgehabt. Diese Gegend war nicht die Londoner City, und so hatten wir keine Probleme damit, einen leeren Parkplatz zu finden. Wir stoppten den Rover in der Nähe einer Plakatwand und stiegen aus.
Hier war die Umgebung etwas belebter. Das lag auch an der U-Bahn, zu der einige Menschen gingen. Es kamen auch welche aus der Station, aber das interessierte Jane und mich nicht, denn wir sahen, dass sich Justine Cavallo die Plakatwand näher anschaute und wenig später hinter ihr verschwunden war, ohne uns Bescheid gegeben zu haben.
Wir folgten ihr. Dabei gelangten wir auf ein leeres Grundstück. Hier hatte mal ein Gebäude gestanden. Es war abgerissen worden.
Weitere Kostenlose Bücher