1621 - Die Verdammten
Bescheid. Nicht alle Menschen dort, aber schon einige wichtige. Nur wird darüber geschwiegen. Ich wurde nur an diesen Platz gesetzt, weil ich das alte Buch im Kloster fand. Ich weiß nicht, ob es noch existiert. Ich meine gehört zu haben, dass der Abt es verbrennen wollte. Damit habe ich nichts mehr zu tun gehabt. Man hat mich aus dem Kloster geholt und mir diese Pfarrei übergeben, in der ich mich über die Jahre hinweg sehr wohl gefühlt habe. Aber das ist jetzt vorbei. Ich habe das Gefühl, dass mich die Verdammten gesucht und gefunden haben. Wohl weil sie wussten, dass ich über sie gelesen habe. Wenn Luzifer sie leitet, ist ihre Macht fast unbegrenzt.«
Das konnte man so sagen, und ich fragte mich, wer noch alles über die Verdammten Bescheid wusste.
»Ich will ehrlich sein, Mr. Sinclair, denn ich glaube nicht, dass ich mich vor ihm oder ihnen schützen kann. Was könnte ein Mensch schon gegen eine Gewalt wie die des Höllenherrschers ausrichten? Nicht viel, denke ich. Oder gar nichts.«
»Da haben Sie nicht unrecht. Man will Sie als Zeugen beseitigen. Man kennt Ihr Wissen, das Sie sich durch das Lesen des Buches erworben haben. Jetzt stehen Sie auf der Liste. Die andere Macht will nicht, dass Sie Ihr Wissen weitergeben, was Sie ja schon getan haben, und zwar an mich.«
»Dann befinden Sie sich in der gleichen Lage wie ich.«
»Das ist wohl wahr. Aber darüber mache ich mir keinen Kopf, wenn ich ehrlich bin.«
»Sagen Sie das nur so…?«
Ich lächelte etwas verlegen. »Nein, Mr. McCallum, das ist kein Gerede, glauben Sie mir. Father Ignatius hat mich nicht grundlos zu Ihnen geschickt, denn ich bin derjenige, der gegen diese andere Macht kämpft und damit gegen alles, was sie aufzubieten hat.«
»Mein Gott.« Die Augen des Geistlichen weiteten sich. »Und Sie haben überlebt?«
»Zum Glück ja. Wobei ich hoffe, dass dies noch eine Weile andauern wird.«
»Da drücke ich Ihnen schon jetzt die Daumen. Und mir selbst natürlich auch.«
Ich hatte auf einem Stuhl gesessen und musste jetzt einfach aufstehen und mich bewegen. In der nicht eben großen Sakristei ging ich auf und ab. Meine Gedanken beschäftigten sich in diesem Moment mit Father Ignatius. Warum hatte er mich nicht direkt eingeweiht? Es blieb ein Rätsel, das ich lösen wollte.
Ein Telefon gab es hier nicht, und so holte ich mein Handy hervor. Die geheime Nummer war nicht eingespeichert, was nicht weiter tragisch war, denn ich hatte sie im Kopf.
»Wen rufen Sie an, Mr. Sinclair?«
»Father Ignatius.«
»O je.«
»Keine Sorge, wir beide kennen uns schon lange und wissen, was wir voneinander zu halten haben.«
Neben dem Fenster baute ich mich auf und wartete, dass sich der Chef der Weißen Macht meldete. Er schien neben dem Apparat gelauert zu haben, denn nur Sekunden später hörte ich seine Stimme.
»Du bist es, John.«
»Genau das.«
»Und?«
Ich versuchte, meine Emotionen zu unterdrücken und sie nicht auf die Stimme zu übertragen. »Du kannst dir denken, weshalb ich dich anrufe?«
»Du bist bei Father McCallum?«
»Stimmt. Und ich kann sogar behaupten, dass ich ihm das Leben gerettet habe.«
Nach dieser Bemerkung war es erst mal still. Damit hatte Ignatius wohl nicht gerechnet. Er musste erst ein paar Mal durchatmen, bevor ich seinen Kommentar hörte.
»Dann ist Father McCallum schon von ihnen gefunden worden.«
»Ja. Zumindest von einem.«
»Und weiter?«
»Nun ja, ich kam im letzten Augenblick dazu. Mir ist es leider nicht gelungen, den Angreifer auszuschalten. Er konnte fliehen, doch ich bin überzeugt davon, dass er zurückkehren wird oder noch in der Nähe auf uns lauert.«
»Hat Father McCallum ihn gesehen, und hat er ihn dir vielleicht auch beschrieben?«
»Hat er.«
Die Stimme des Father Ignatius klang plötzlich aufgeregt. »Und? Wie sah er aus?«
»Er ist jemand mit menschlicher Gestalt. Er sprach auch wie ein Mensch. Aus seinem Rücken allerdings wuchsen Flügel, und das weist wiederum auf Engel hin. Ich würde sagen, dass man durchaus von einem Zwitter sprechen kann.«
»Dann ist er ein Nephilim«, flüsterte der Chef der Weißen Macht. »Also doch.«
»Hast du denn etwas anderes erwartet?«, fragte ich.
»Nein, im Prinzip nicht, John. Ich bin trotzdem überrascht, dass es dazu gekommen ist.«
»Und warum hast du mich nicht eingeweiht? Von Beginn an?«
»Das ist schwer zu erklären. Ich habe es eigentlich nicht glauben wollen und daran gedacht, dass sich Father McCallum geirrt hat. Aber das ist wohl
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