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1626 - Die Nymphe

1626 - Die Nymphe

Titel: 1626 - Die Nymphe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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davon überzeugt, dass all das, was du erlebt hast, der Wahrheit entspricht?«
    »Das bin ich.« Judy streckte Martha Lee eine Hand entgegen. »Wenn Sie glauben, ich hätte das alles nur geträumt oder mir aus den Fingern gesaugt, muss ich Sie enttäuschen. Meine Worte entsprechen der Wahrheit, auch wenn sie noch so verrückt klingen.«
    »Ich habe nichts dagegen gesagt.«
    »Aber Sie haben Probleme, auf meinen Vorschlag einzugehen.«
    »Schon, Judy.«
    »Ich glaube nicht, dass es eine Störung der Totenruhe ist. Melissa ist nicht tot, das haben Sie selbst zugegeben. Zumindest nicht richtig, sonst wäre sie längst verwest. Ich gehe davon aus, dass sie noch eine Aufgabe zu erledigen hat. Nicht mehr und nicht weniger. Nur entfernt sich diese Aufgabe immer mehr unserer Vorstellungskraft. Trotzdem ist es eine Wahrheit, auch wenn wir sie nicht so leicht begreifen können. Ich bitte Sie noch mal, Martha…«
    Es klopfte an der Tür. Das Geräusch unterbrach Judy May ausgerechnet an der ungünstigsten Stelle.
    »Ja bitte?« Die Stimme der Chefin klang laut. Sie wurde auch jenseits der Tür gehört, die nun geöffnet wurde. Erica erschien. Ihrem Gesicht war anzusehen, wie peinlich ihr die Störung war.
    »Was gibt es denn?«
    »Jemand möchte Sie sprechen, Martha.«
    »Wer ist es denn?«
    »Ich kenne den Mann nicht. Er kommt nicht von hier.«
    »Hat er denn seinen Namen gesagt?«
    »Ja, das hat er. Er heißt John Sinclair.«
    Martha Lee überlegte. Sie konnte mit dem Namen nichts anfangen und erkundigte sich bei Judy May.
    »Weißt du, wer dieser Mensch ist?«
    »Nein, auch nicht.«
    »Er kommt sehr ungünstig.« Sie wandte sich wieder an Erica. »Hat er den Grund seines Besuches angedeutet?«
    »Hat er.«
    »Bitte, dann kläre uns auf.« Die Stimme hatte einen ärgerlichen Tonfall angenommen.
    Erica gab die Antwort mit einer Stimme, in der eine leichte Furcht mitschwang.
    »Er hat gesagt, dass es um unsere tote Schwester Melissa geht. Ja, das hat er.«
    Für einen langen Moment war niemand in der Lage, etwas zu sagen. Zu groß war die Überraschung. Bis sich Martha Lee ein Herz fasste und sagte: »Dann bringe diesen John Sinclair mal zu uns, bitte…«
    ***
    Ich war froh, das Haus so schnell gefunden zu haben. Und ich war auch eingelassen worden, wobei ich meinen Beruf nicht genannt, aber die tote Schwester Melissa erwähnt hatte. Jetzt stand ich im Haus und wartete hoffnungsvoll darauf, zur Chefin vorgelassen zu werden.
    Mich umgab keine ungemütliche Umgebung. Die Schlichtheit eines Klosters war hier nicht zu sehen. Zwar brachte das Holz eine gewisse Dunkelheit, die jedoch wurde durch den Blumenstrauß auf einem ovalen Tisch merklich aufgehellt.
    Ich hörte keine Stimmen. Keine Musik. Wer hier lebte, schien in seiner Arbeit oder Meditation aufzugehen.
    Schnelle Schrittgeräusche sorgten dafür, dass ich mich nach rechts drehte. Von dort kehrte die Frau zurück, die mich empfangen hatte. Sie ging schnell. Das Kleid wehte dabei um ihre Gestalt.
    Als sie stehen blieb, nickte sie mir zu. »Martha wird Sie empfangen, Mr. Sinclair.«
    »Das ist wunderbar.«
    »Dann bringe ich Sie zu ihr.«
    »Tun Sie das.«
    Ich schritt hinter der Frau her und gelangte in einen Flur, den wir nicht bis zum Ende durchgingen. Am Ende des Flurs befand sich ein Fenster, durch das Licht sickerte.
    Die Frau öffnete mir eine Tür und flüsterte: »Bitte, Sie können jetzt eintreten.«
    »Danke.«
    Der nächste Schritt brachte mich über die Schwelle, und ich war überrascht, als ich zwei Frauen vor mir sah. Eine war schon älter und hatte graue Haare.
    Die andere Frau - um einiges jünger - trug nicht die Tracht der hier lebenden Frauen. Ich sah die Jeans, die Jacke, die weichen Sneakers an den Füßen, einen dunkelroten Pullover und ein schmales, etwas blasses Gesicht, das einen misstrauischen Ausdruck angenommen hatte, als mich die Frau anschaute. Das blonde Haar war kurz geschnitten und stand etwas in die Höhe.
    Ich nickte ihr zu, ging aber auf die ältere Person zu, die sich hinter einem Schreibtisch erhoben hatte und mir ebenfalls entgegenschaute. In ihren Augen lag kein misstrauischer Ausdruck. Ich stufte ihn eher als neugierig ein.
    Sie reichte mir die Hand, stellte sich namentlich vor, und ich erfuhr auch den Namen der jüngeren Frau.
    Ich war höflich genug, um meinen Namen ebenfalls zu sagen, und fügte auch meinen Beruf hinzu.
    »Oh, die Polizei?«, fragte Martha.
    »Ja.«
    »Haben wir uns etwas zuschulden kommen lassen?«
    »Nein, ich

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