1627 - Die Arcoana am Scheideweg
und her. In jeder der Gespinststationen bereitete sie die entscheidende Schaltung vor. Es hatte so viel Mühe gekostet, das ganze Gefüge aufeinander abzustimmen, die hyperphysikalischen Werte präzise einzustellen, daß sie kein Risiko eingehen konnte. Wenn es etwas gab, was sie haßte, dann war es das: eine Sache zweimal zu tun.
Der Zeitplan lief.
Gegen Ende des heutigen Sonnenlaufs war es soweit: Sie wollte nicht mehr warten, ob Qeyonderoubo rechtzeitig eintraf.
Sie würde den Schrittmacher desaktivieren; dann würde sie jede einzelne Komponente für sich genommen durchmessen und neue Werte finden, bis das Arrangement fehlerfrei funktionierte. Dann erst konnten sie Maciuunenser ohne Gewissensbisse laufen lassen.
Exakt zur Tagesmitte unterbrach sie ihre Arbeit. Wenige Griffe noch und dann die eine Schaltung, die sie nur berühren mußte. Die Fernsteuerung führte sie immer bei sich.
In diesem Augenblick sprach die automatische Ortung an. Ein Schiff näherte sich dem Planeten, und sie hatte wenig Zweifel, daß es sich um das längst erwartete handelte.
Voller Spannung erwartete Colounshaba die Ankunft der OUCCOU. Von den Orterschirmen aus beobachtete sie den fast gemächlichen Anflug. Es sah nicht so aus, als ob Qeyonderoubo Eile hätte.
Die Tatsache, daß er sie mit Absicht warten ließ, zeugte von Selbstbewußtsein.
Du bist auf einem guten Weg, Qeyonderoubo.
Die Konstrukteurin eilte ihm zur Schleuse entgegen. Kurze Zeit später erkannte sie zunächst Kalcadurionenser, den Therapeuten, dann folgte durch den langen Tunnel der Patron Xhanshurobar, der bis jetzt hinter seinen Möglichkeiten weit zurückgeblieben war. Colounshaba hatte ihn als Konkurrenz für Qeyonderoubo aufbauen wollen, um über stärkeren Druck eine schnellere Entwicklung zu bewirken. Aber der Plan war fehlgeschlagen. Bereits jetzt ordnete sich Xhanshurobar so bereitwillig unter, als habe er selbst keinerlei Meinung zu vertreten. Das sprach nicht für ihn - aber für den, der als letzter seine Gliedmaßenpaare auf Apsion setzte: Qeyonderoubo. „Wo sind die drei Sriin geblieben?" fragte die Konstrukteurin anstelle einer Begrüßung. „Fort", antwortete Qeyonderoubo mit melodiöser Stimme. „Sie haben wie erwartet die Möglichkeit zur Flucht genutzt."
„Dann waren alle drei noch imstande dazu."
„Ja, so ist es. Kurz darauf erschienen zwölf andere Sriin an Bord. Daher die Verzögerung. Sie versuchten ihre übliche Taktik. Sie haben Vorwürfe gemacht, uns umzustimmen versucht und gefordert, Maciuunensor abzuschalten. Dem hielt ich unsere feste Absicht entgegen, wie bisher weiterzumachen.
Ich wies auf die Gefahr hin, die in Zukunft im Sheokorsystem allen droht, die sich dort aufhalten."
„Und was nun?"
„Die Sriin haben versprochen, die Nachricht weiterzutragen.
Bald werden sie alle Bescheid wissen, hoffe ich. Ich denke also, daß wir beginnen können. Ist der Schrittmacher vorbereitet?"
„Ja."
„Was ist mit der automatischen Selbstverteidigung?"
„Was soll damit sein?" fragte sie erstaunt. „Ich habe selbstverständlich einkalkuliert, daß die Sriin ab dem Augenblick der Desaktivierung wieder bewegungsfähig sind.
Sie haben keine Chance, Maciuunensor zu beschädigen. Ich brauche nur noch das Signal zu geben. Alles ist durchdacht."
„Dann gib es, Colounshaba!"
„Ich habe einen anderen Vorschlag. In der ersten Tasche meines Leubans trage ich eine Fernsteuerung, einen kleinen Supra-Webfäden-Sender. Wenn du gestattest, möchte ich den Augenblick aus den Kuppeln von Caufferiosh miterleben."
„Nun..."
„Das sollten wir am besten alle", warf Kalcadurionenser ein. „Besonders ich interessiere mich für das, was auf Caufferiosh geschieht."
Qeyonderoubo überlegte nicht lange. „Der Vorschlag ist berechtigt und gut", entschied er dann. „Also, fliegen wir."
Gemeinsam mit den anderen begab sich Colounshaba an Bord der OUCCOU. Vom 58. zum 41. Planeten war es nur ein kurzer Flug. Sie verloren Zeit; doch nun, da alle Voraussetzungen geklärt waren, fiel das nicht weiter ins Gewicht. Wenn man es allerdings von der anderen Seite betrachtete, daß mit jeder Stunde weitere Arcoana diese Existenzebene verließen, sahen die Dinge schon anders aus.
Doch was konnten sie tun? Nicht immer stellten Hast und Eile die besten Ratgeber dar. Am meisten war ihrem Volk geholfen, wenn diese Angelegenheit nach bestem Wissen bereinigt wurde.
Dort unten schälten sich aus der vielfarbig schillernden Giftgasatmosphäre die zwölf Kuppeln,
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