1629 - Das Gift der schönen Laura
sich aus dem Nichts gebildet zu haben, das war zunächst Alfies Meinung.
Wenig später wurde er eines Besseren belehrt. Da musste er mit ansehen, dass der Nebel aus ihrem Körper drang. Er verließ die Poren der Haut in kleinen Wolken oder Streifen, und je länger es dauerte, umso dichter wurde er, sodass er Alfie den klaren Blick auf die Blonde nahm.
Seine Gedanken an Flucht waren wie weggewischt. Alfie interessierte nur noch diese seltsame Frau, die alles andere als normal war, auch wenn sie aussah wie ein Mensch. In ihr steckte etwas, das nun nach außen drang und dabei auch nicht geruchlos war.
Dieser Geruch wehte auf Alfie zu, und er konnte ihm nicht entgehen. Er hatte ihn zuvor noch nie wahrgenommen, aber es stand fest, dass es sich nicht um ein Parfüm handelte. Das hätte ihm nämlich nicht den Atem geraubt.
Er blieb auf der Stelle stehen. Den Mund hielt er weit offen. Er drehte den Kopf zur Seite, um dort Luft zu holen, wo sie noch einigermaßen normal war.
Das reichte nur für einen Moment. Alfie drückte seinen Körper nach vorn.
Er wollte Anlauf nehmen, um den Ausgang zu erreichen.
Zwei Schritte schaffte er, auch wenn sie nur winzig waren. Dann riss er die Augen auf, weil er das Gefühl hatte, den Nebel durchdringen zu müssen.
Der war überall. Vor ihm gab es keine Stelle, die durchsichtig gewesen wäre. Nur den Mittepunkt sah er. Da stand diese Laura und schien alles zu dirigieren.
Die Luft blieb Alfie weg.
Dennoch versuchte er es. Doch je mehr er nach Luft schnappte, umso stärker wurde der Druck in seinem Innern. Die Funktionen des Körpers erlahmten. Er erlebte eine Schwäche wie nie zuvor. Die Welt drehte sich vor seinen Augen, doch es war eine Welt voller Nebel, in der sich nur sehr schwach dessen Schöpferin abmalte.
Es hatte keinen Sinn mehr, eine Flucht zu wagen. Er hörte jemanden krächzen. Erst wenig später wurde ihm bewusst, dass er dieses Geräusch ausgestoßen hatte, bevor er auf die Knie fiel.
Er stützte sich ab. Er drückte dabei seinen Kopf zurück. Den Mund hielt er weit offen. Seine Augen waren verdreht, und plötzlich fing die Welt um ihn herum an zu schwanken. Begleitet wurde dieser Vorgang von röchelnden Geräuschen, die Alfie ausstieß. Sie hörten sich an wie die Laute eines Sterbenden, der noch einmal versuchte, sich am Leben festzukrallen.
Alfies Kehle war zu.
Er schwankte.
Vor seinen Augen tanzten schon die berühmten Farben. In der Brust spürte er einen irrsinnigen Druck, und er hatte das Gefühl, als würde er im nächsten Augenblick zerplatzen.
Dieser Vorgang trat nicht ein. Nur dauerte seine Qual an, und dann sah er sie.
Laura stand dicht vor ihm. Sie beugte sich nach vorn. Ihr Gesicht war nur ein Fleck im Nebel, der sich seltsamerweise wieder zurückzog und dabei in ihren Körper eindrang.
Alfie holte Luft.
Und er schaffte es.
Plötzlich konnte er wieder durchatmen. Zwar nicht so tief, wie er es sich gewünscht hätte, aber die Luft war da, und genau das tat ihm gut.
Alfie hätte alles dafür getan, auch weiterhin durchatmen zu können, und das wusste auch Laura.
Sie sprach ihn leise an. »Willst du dich noch immer gegen mich stellen?«
»Wieso?«
»Wenn du das tust, lasse ich dich ersticken!«
Alfie wusste genau, dass diese Worte keine leere Drohung waren. Er merkte zudem, dass es ihm von Sekunde zu Sekunde besser ging, auch wenn dieser scharfe Geruch in abgemilderter Form noch immer vorhanden war. Er holte Luft, und das tat ihm gut. Er wünschte sich das andere Extrem nie mehr herbei, und so gab es nur eine Antwort für ihn.
»Ja, ich weiß, was ich zu tun habe. Ich werde auf deiner Seite stehen.«
»Das ist gut.« Laura lächelte und fügte noch hinzu: »Ich nehme dies als ein Versprechen. Und ich kenne keine Gnade, wenn jemand sein Versprechen bricht. Das sollte auch dir klar sein. Du gehörst jetzt zu mir und wirst nur das tun, was ich will. Hast du das begriffen?«
Alfie befand sich in einer Situation, in der er allem zugestimmt hätte. Da er noch immer Probleme mit dem Sprechen hatte, nickte er.
»Gut, das akzeptiere ich!« Laura streckte ihm eine Hand entgegen.
»Komm hoch.«
Alfie fasste gern zu, auch wenn ihm das früher nicht in den Sinn gekommen wäre. Dazu war er einfach zu sehr Macho. Jetzt war er schwach, und das merkte er auch, als er auf den Füßen stand und dabei leicht schwankte.
Laura musterte ihn mit spöttischen Blicken und fing sogar an, ihn zu verhöhnen.
»Na ja, so stark scheinst du mir nicht zu sein. Ich
Weitere Kostenlose Bücher