1644 - Angriff der Halbvampire
Zischlaut von sich. Es hörte sich an, als wäre Luft aus ihrem Körper entwichen, die ihr zuvor Halt gegeben hatte. Jetzt nicht mehr, denn noch an der Wand gelehnt sackte sie vor Bills Augen zusammen. Es war nicht ein Laut dabei zu hören. Auf dem Boden blieb sie liegen und rührte sich nicht mehr.
Sie ist tot!, dachte Bill und geriet bei diesem Gedanken ins Schwitzen und auch ans Zittern, denn er hatte sie umgebracht, was für ihn nicht leicht zu verkraften war.
Auch er musste sich gegen die Wand lehnen. Wie durch einen Schleier sah er Rita Wells auf sich zukommen, die es auf der Treppe nicht mehr ausgehalten hatte. Sie sprach mit ihm, aber ihre Worte waren kaum zu verstehen.
Nur Sekunden waren nach dem Schuss vergangen, als die ersten Bewohner ihre Wohnungen verließen. Sie sahen die Frau am Boden liegen und schrien nach der Polizei. Zudem hatten sie Bill gesehen, der noch seine Waffe in der Hand hielt.
Der Reporter wusste, dass er bleiben musste.
Zuvor aber wollte er Suko und John anrufen, denn es war Zeit, dass auch sie endlich in diesen Fall einstiegen…
***
Suko war so schnell wie möglich gefahren, aber es hatte trotzdem gedauert, bis er die Straße erreichte, in der sich sein Freund Bill Conolly befand. Bill hatte eine Frau erschossen, die von ihm als eine Halbvampirin bezeichnet worden war.
Das hatte Suko natürlich alarmiert. Er hatte sofort an den vergangenen Abend gedacht, und jetzt war er gespannt darauf, was ihm sein Freund zu sagen hatte.
Es war klar, dass die Kollegen früher am Tatort waren, und als Suko in die Straße einbog, sah er die Streifenwagen, die den hinteren Teil versperrten.
Er stoppte neben einem Wagen, auf dessen Dach das Blaulicht noch in Betrieb war, stieg aus und ging an den Neugierigen vorbei auf das Haus zu, dessen Eingang von einem stämmigen Polizisten bewacht wurde.
Dem zeigte Suko seinen Ausweis.
Er konnte eintreten und wurde vom grellen Licht der Lampen geblendet, die den Tatort ausleuchteten.
Die Mordkommission war bereits eingetroffen. Auch die Spurensicherer waren am Werk, und der Chef des Ganzen machte auf Suko einen sehr zufriedenen Eindruck, denn der Täter stand fest.
Bill Conolly saß in Handschellen auf der dritten Treppenstufe, bewacht von einem Uniformierten. Er hob die Arme, als er Suko sah, und der Inspektor nickte nur.
Das zufriedene Gesicht des Chefs erhielt einen anderen Ausdruck, als er Suko erkannte. Er wusste, wer da gekommen war, und er ging sofort auf den Inspektor zu.
»Wieder einmal Sie!«
»Was haben Sie gegen mich?«
»Nichts Persönliches. Wo steckt Ihr Pendant?«
»Wenn Sie John Sinclair meinen, er ist unterwegs. Zunächst müssen Sie mit mir vorlieb nehmen.«
»Akzeptiert.« Der Inspektor, ein noch recht junger Mann mit blondem Bürstenhaarschnitt, nickte. »Aber hier liegt der Fall klar. Ein gewisser Bill Conolly hat diese Frau erschossen. Die Waffe haben wir einkassiert, und wir brauchen nicht mal eine Untersuchung, um dies festzustellen. Er hat es auch zugegeben.«
»Den Grund auch?«
Der Blick des Kollegen bekam etwas Wütendes. »Nein, den sagte er nicht. Er wollte erst warten, bis Sie hier eingetroffen sind. Jetzt sind Sie ja da.«
»Dann werde ich mit ihm reden.«
»Das kann ich Ihnen nicht verbieten.«
Suko blieb vor der Treppe stehen und nickte seinem Freund Bill zu.
»Okay, ich weiß fast Bescheid, aber mir fehlt noch einiges an deinem Bericht. Können wir zu den Einzelheiten kommen?«
Bill starrte auf seine Stahlkreise an den Gelenken. »Können wir, aber dazu sollte auch eine Zeugin etwas sagen.«
»Wer ist das?«
»Rita Wells. Sie steht dort neben der Tür. Die junge Frau mit Pferdeschwanz.«
»Und was hat sie zu sagen?«
»Hör es dir an. Es ist eine böse Geschichte, in der Dracula II die Fäden zieht. Er hat sich neue Diener geschaffen. Die Halbvampire. Man erkennt sie nicht als Blutsauger, weil ihnen noch keine Zähne gewachsen sind. Sie sind trotzdem gierig nach dem Blut der Menschen.. Sie fügen ihnen Wunden zu und trinken das dort auslaufende Blut. So und nicht anders liegen die Tatsachen.«
»Okay, ich bin gleich wieder bei dir.«
»Und dann möchte ich die Dinger hier loswerden.«
»Keine Sorge.«
Die Frau an der Tür machte einen aufgeregten und zugleich apathischen Eindruck. Sie sprach den Inspektor zuerst an.
»Sie sind Suko, nicht wahr?«
»Das bin ich.«
»Bill hat all seine Hoffnungen in Sie gesetzt.«
»Nun ja, ich werde sehen, was ich tun kann. Durch Bill weiß ich, dass Sie
Weitere Kostenlose Bücher