165 - Olivaros Tod
steuern, erschien Astaroth fast so problematisch, wie persönlich mit dem Dämonenkiller zu kämpfen. Den Anschlag am Flughafen hatten Viviana und Astaroth unternommen, der im Hotel rührte von anderen her.
„Das kann ich dir jetzt nicht erklären. Es ist auch in Dämonenkreisen nicht üblich. Komm jetzt endlich, der Tag bricht bald an."
Astaroth hielt es für besser, bei Nacht zu handeln. Dämonen und Geister waren seit alters her Geschöpfe der Nacht. Auch wenn die meisten von ihnen mittlerweile auch bei Tag auftreten konnten, liebten sie die Nacht doch mehr. Das lag ihnen im Blut.
„Ja, ja", brummte Dolfo. Er ging einige Schritte und blieb dann an einer Kreuzung stehen. „Was sind denn das für Fahrzeuge? Da sind - bei Luguri!
- Menschen drin. Außerordentlich. So etwas haben wir am Amazonas nicht, abgesehen von der Transamazonica, der ich aber fernbleibe. Doch wie es hier zugeht, meiner Treu!"
„Es sind Autos", antwortete Astaroth. „Das da vorn ist ein Omnibus. Laß uns weiterfliegen."
„Ich mag nicht mehr fliegen", erwiderte Dolfo entschieden. „Dazu müßte ich mich zu sehr auf dich verlassen, Astaroth, und gerade in einer fremden Umgebung mag ich mich nicht einem andern anvertrauen."
„Herrteufel!" schrie Astaroth. Er wußte, daß er Dolfo nicht umstimmen konnte. „Dann geh wenigstens rasch. Wir wollen in dem Jahr noch einmal ankommen."
„Immer diese Hektik!" beschwerte sich Dolfo. Er brummelte: „Mistgroßstadt! Das Volk hier kann einem den Nerv rauben. Wäre ich doch bloß am Amazonas in meinem Urwald geblieben. Ich hätte Don Hermano gegenüber eine Ausrede gebrauchen können. Aber nein, ich mußte Folge leisten, aus Neugierde, weil ich meine Verwandtschaft und die Zivilisation einmal kennenlernen wollte. Das habe ich nun davon."
„Dolfo, bitte! In Luguris Namen!"
Astaroth schob seinen Gefährten. Er mußte auch die Tarnungen allein aufrecht erhalten. Dolfo gab sich dazu keine Mühe. Er lief einfach quer über die Straße. Ein Auto erfaßte ihn. Doch den Dämon mit seinem Gewicht von über einer halben Tonne und seinen stabilen Knochen erschütterte das nicht. Dolfo war zwar in einer menschlichen Gestalt zu sehen, aber das änderte nichts an seiner Grundkonstitution.
Es gab einen gewaltigen Krach. Der Straßenkreuzer stand mit eingedrückter Stoßstange und zerbeultem Kühler. Dolfo ging weiter, als ob nichts geschehen wäre. Der Autofahrer war einem Herzinfarkt nahe. Die Augen fielen ihm fast aus dem Kopf.
Er kurbelte das Fenster herunter.
„He, Sie da, ist Ihnen etwas passiert?"
„Meinst du mich, Kleiner? Keineswegs. Aber fahr mich nicht wieder an mit deiner merkwürdigen Karre, sonst werde ich böse. Dann werfe ich dich mitsamt deinem Fahrzeug um."
Astaroth drängte Dolfo in eine dunkle Seitengasse, bevor noch andere Verkehrsteilnehmer aufmerksam wurden. Er bat ihn, sich doch an seine Anweisungen zu halten, sonst hätte man die größten Schwierigkeiten. Er führte Dolfo aus der Gasse und wies ihn auf eine Verkehrsampel hin und erklärte ihm die Anzeigen für Fußgänger. Wenn er schon in menschlicher Gestalt durch die Straßen der Großstadt wandelte, mußte sich Dolfo auch den Gebräuchen fügen.
„Was?" entrüstete sich Dolfo. „Wegen roter oder grüner Funkenmännchen soll ich stehenbleiben oder losgehen? Ich bin doch kein Freak. Bevor ich das tue, reiße ich lieber den Baum aus, an dem diese Männchen wachsen. Das wollen wir doch einmal sehen, ob Dolfo Munante vom Amazonas sich von roten und grünen Männchen befehligen läßt. Ihr Stadtdämonen müßt sie nicht mehr alle beisammen haben. So etwas!"
Astaroth war mit den Nerven am Ende. Er knirschte mit den Zähnen und führte Dolfo wieder durch dunkle Gassen, auch weil es dort weniger zu sehen und zu fragen gab.
Da sprang eine dunkle Gestalt den beiden in den Weg. Ein Messer blitzte.
„Geld oder Leben!" rief der Straßenräuber. „Ich meine es ernst. Der Schwarze Joao hat schon mehr als einem den Hals abgeschnitten."
Dolfo lachte dröhnend.
„Nimm dir nur, was du findest, mein Guter. Das ist wirklich lustig, Astaroth, unterhaltsamer, als wenn mich zu Hause ein Jaguar anspringt. Habt ihr noch mehr solcher lustigen Leute in Rio?" „Einige", antwortete Dolfo.
Der Räuber sprang vor und stieß zu. Sein Messer zerbrach glatt an Dolfo. Dolfo rührte nicht einmal einen Finger. Der Straßenräuber handelte, trotz seines Erschreckens, blitzschnell und instinktiv. Er glaubte, sein Messer wäre vielleicht an einem
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