1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt
Gesicht bekam, ging ich davon aus, denn er hatte bereits seine Vorboten geschickt.
Ich lief so rasch wie möglich zurück zu meinem Wagen. Dabei hörte ich die Gesprächsfetzen. Halbe Sätze und Flüche wehten an meinen Ohren vorbei.
Die ersten Kinder waren sauer und beschwerten sich. Irgendwo hupte jemand voller Wut, Irgendwie war ich froh, als ich wieder bei meinem Rover war. Ich stieg noch nicht ein. Die Männer aus dem Auto neben mir saßen wieder auf ihren Plätzen. Verändert hatte sich nach außen hin nichts, aber es gab diese gelbe Strömung innerhalb der grauen Wolken.
Wann kam der Reiter?
Ich sah ihn nicht, und das beruhigte mich. Ein Überfall wäre fatal gewesen. Es waren einfach zu viele Menschen in meiner Nähe. Dazu gehörten auch Kinder, und die wollte ich auf keinen Fall in Gefahr wissen.
Der Reiter würde es nicht leicht haben, den Weg über die Autobahn zu nehmen. Wenn er kein Geist war, gab es genügend Hindernisse, die er überwinden musste.
War er jedoch feinstofflich, standen ihm alle Möglichkeiten offen.
Er war nicht zu sehen. So sehr ich mich auch bemühte, ich entdeckte ihn nirgendwo. Dafür erlebte ich eine andere Überraschung, die ich als positiv einstufte.
Der Stau löste sich auf. Zwar nicht sehr schnell, es würde noch eine Weile dauern, aber die Lichter auf den Wagen der Polizei und der Feuerwehr waren verschwunden und davongefahren. Die Menschen stiegen wieder in ihre Autos und warteten ungeduldig darauf, dass es weiterging. Auch ich war froh, wieder anfahren zu können, was nach einigen Minuten der Fall war.
Weiter ging es.
Und wieder hinein in diese graue Geisterwelt, die einfach kein Ende zu nehmen schien. Im Schritttempo quälten wir uns weiter. Ich musste auf die andere Spur, weil meine noch nicht freigegeben worden war. Männer waren dabei, irgendwelche Autoteile zusammenzufegen.
Ich achtete auch Weiter auf das gelbe Licht, das ich nicht vergessen hatte. Es war ihm gelungen, an gewissen Stellen in den Nebel einzudringen. Ich nahm sein Erscheinen als Warnung für mich hin, denn es deutete auf einen Angriff hin. Wann und wo er erfolgen würde, stand in den Sternen. Auf jeden Fall noch während der Fahrt.
So schoben wir uns weiter. Eine einzige Schlange aus Blech. Nachdem wir die Unfallstelle passiert hatten, ging es etwas schneller, der Nebel dünnte an manchen Stellen auch aus, aber noch immer war die Sicht schlecht.
Ich konnte einige Wagen überholen und sah vor mir einen Bus, der ebenfalls nur kriechen konnte. Er fuhr auf der linken Seite. Ich musste rüber, um ihn zu überholen. Viel war von ihm nicht zu sehen, doch als ich kurz an ihm hoch schaute und eine Reihe von Fenstern sah, da erkannte ich hinter den Scheiben die schwachen Abdrücke der Kindergesichter, die in den Dunst starrten.
Ich rollte vorbei und befand mich wieder auf der Überholspur. Bis zum Straßenrand ließ mich der Nebel schauen, dahinter war alles nur von dieser dichten Suppe verhüllt.
Oder nicht?
Auf einmal zuckte ich zusammen, denn ich wusste genau, dass es keine Täuschung war. Durch das Weißgrau der Wolken zog sich wieder das gelbliche Licht wie ein breiter Streifen, auf dem sich etwas in unsere Richtung bewegte.
Es war der Reiter!
Trotz des Nebels erkannte ich ihn. Er hockte auf seinem Gaul. Er war eine dunkle Gestalt, über deren Schulter die Klinge der Sense schaute und sich mit seinem Träger rhythmisch bewegte.
Er war da. Er verfolgte mich, und ich war sicher, dass es dabei nicht bleiben würde. Dass er es auf mich abgesehen hatte, stand sowieso fest, denn der Reiter blieb mit mir auf einer Höhe. Die anderen Wagen interessierten ihn nicht. Als schattiges Gespenst blieb er in meiner Sichtweite. Von seinem Ritt war nichts zu hören. Ob der Nebel die Geräusche verschluckte oder ob sie gar nicht vorhanden waren, das war für mich nicht zu unterscheiden.
Natürlich war es für ihn riskant, so nahe an mich heranzukommen. Es gab viele Zeugen, nur würde ihnen kaum geglaubt werden, wenn sie diesen Reiter meldeten. Im Nebel sah man alles Mögliche, nur die Wahrheit nicht.
Und dann war der Spuk vorbei. Ich bekam es sogar mit. Es schien so zu sein, dass er seinem Tier die Sporen gab. Tatsächlich sprang es nach vorn, und plötzlich hatte der Nebel Pferd und Reiter geschluckt, und für mich hatte es so ausgesehen als hätte er sich aufgelöst.
Konnte ich aufatmen?
Im Moment schon. Ich tat es mit einem unguten Gefühl. Jetzt hatte es auch mich erwischt. Der Albtraum war zu meiner
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