1662 - Der Engelfresser
hatte meine Ruhe und war darüber froh. Bis Shao fragte: »Habe ich richtig gehört? Hast du von einer neuen Hölle gesprochen?«
»Nicht ich - er.«
»Und?«
»Nichts und. Wir müssen uns wohl darauf einstellen, dass er dabei ist, so etwas zu schaffen.«
»Und wie?«
»Sorry, Shao, aber darüber hat er sich mir gegenüber nicht ausgelassen. Matthias war bisher recht inaktiv. Das wird sich jetzt ändern. Er ist auf dem Weg dazu.«
»Allein?«
»Noch, denke ich. Oder auch nicht. Vielleicht ist er schon recht weit gekommen.«
»Und warum macht er Jagd auf Engel?«, fragte Shao.
»Das kann ich dir nicht genau sagen. Möglich ist, dass er noch Hindernisse aus dem Weg räumen will. Auch die andere Seite wird davon Wind bekommen haben.«
»Und wir stehen dazwischen - oder?«
»Sieht so aus«, gab ich zu.
In meiner letzten Antwort hatte beileibe kein Optimismus mitgeschwungen. Ich musst zudem immer daran denken, wie wenig ich gegen meinen Besucher hatte ausrichten können. Dieser Matthias war grausam und machthungrig und er konnte sich auf den verlassen, der das absolut Böse repräsentierte.
»Und du hast keine weiteren Informationen erhalten, die uns weiterhelfen könnten?«
Ich nickte. »Suko, ich habe hin und her überlegt. Ich weiß nicht mehr weiter. Und wenn du mich auf mein Kreuz ansprichst, so muss ich passen. Es hat sich zwar gemeldet, aber es hat sich nicht gegen meinen Besucher gestellt.«
»War es zu schwach?«
»Hoffentlich nicht.«
»Aber wir wissen alle drei nicht, wo wir anfangen können und müssen, um die Gegenseite zu stoppen.«
»Sie wird sich nicht stoppen lassen, Suko«, meinte Shao. »Zumindest nicht so leicht.«
Ich mischte mich ein. »Außerdem wissen wir nicht, wo wir ansetzen sollen.«
»Das ist wohl wahr.« Shao nickte. »Könnte es sein, dass wir darauf warten müssen, bis sich erneut ein Engel bei dir meldet und dich mit neuen Informationen versorgt?«
Ich blies meine Wangen auf und schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich gehe davon aus, dass es sich herumgesprochen hat, welches Schicksal dieser Engel hier erlitten hat. Ich wundere mich sowieso, dass er mich aufsuchte, und ich weiß nicht, wer ihm den Rat gegeben hat.«
»Seine vier Beschützer?«, fragte Suko und meinte damit die Erzengel, die ihre Zeichen auf meinem Kreuz hinterlassen hatten in Form der Anfangsbuchstaben.
»Glaube ich nicht so recht.«
»Bist du enttäuscht, dass sie nicht eingegriffen haben?«
Ich sagte nichts und hob nur die Schultern. Es war auch möglich, dass sie sich bewusst nicht gemeldet hatten, um mir einen Chance zu geben, die Spur aufzunehmen. Aber wo sollte ich anfangen? Es war von der neuen Hölle gesprochen worden, und dieser Begriff machte mir Angst. Aber damit stand ich nicht allein, denn auch die Gesichter meiner Freunde sahen alles andere als glücklich aus.
Shao ging ein wenig zur Seite, schüttelte den Kopf und stemmte ihre Hände auf die Tischplatte.
»Was hast du?«, fragte ich.
»Ich werde einfach eine schreckliche Vorstellung nicht los.«
»Und welche?«
»Die neue Hölle.«
»Ja, das kann ich verstehen.«
»Wir haben es geschafft, Mallmann und seine Vampirwelt zu vernichten. Aber was kommt jetzt auf uns zu? Das ist die große Frage.« Sie sah Suko und mich an. »Ein neuer Supergegner, eine neue Gefahr, von der wir nichts ahnen?«
»Das ist nicht verkehrt«, sagte Suko.
Auch ich konnte ihr nicht widersprechen. Eine neue Hölle, die der Engelfresser einrichten wollte. Wie konnte die aussehen? Dass die Hölle ein einziger Feuerball wurde, daran glaubte ich natürlich nicht.
»Ihr könnt mich foltern und was nicht alles mit mir machen, aber ich habe keine Vorstellung davon.«
Shao nickte und stemmte ihre Hände in die Hüften.
»Und wer könnte uns helfen?«, fragte Suko.
»Engel«, sagte ich. »Ein Engel hat es versucht, als er mich aufsuchte. Er war nicht schnell genug, und ich weiß nicht, ob ich mit einem zweiten Besuch rechnen kann.«
»Dafür mit dem Sohn der Finsternis, John. Er ist dein Gegenstück. Ich will uns allen nicht zu nahe treten, aber ich glaube, dass uns nicht nur schwere Zeiten bevorstehen, sondern dass jemand auf den Plan getreten ist, den wir stärker als Dracula II einstufen müssen. Ich gehe zudem davon aus, dass die neue Hölle noch leer ist, es aber nicht lange bleiben wird.« Er sprach weiter, was bei ihm selten war. »Und ich glaube auch nicht, dass wir so etwas erleben wie die Vampirwelt. Das wird ganz anders werden.«
Shao
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