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1662 - Der Engelfresser

1662 - Der Engelfresser

Titel: 1662 - Der Engelfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir noch zu sagen?«
    Die Antwort erfolgte, und sie haute mich beinahe aus den Schuhen. »Du bist der Sohn des Lichts!«
    Ja, verflixt, das war ich. Der Sohn des Lichts. Der Erbe des wunderbaren und wundersamen Kreuzes. Das war vielen bekannt, auch in der jenseitigen Sphäre. Dass er mich so direkt darauf angesprochen hatte, musste schon einen Grund haben, und den wollte ich wissen.
    »Warum hast du mir das gesagt?«
    »Weil es wichtig ist!«, schrillte es durch meinen Kopf.
    »Und warum ist das so wichtig?«
    »Es kommt der Sohn der Finsternis!«
    Jetzt hatte ich es gehört. Ich konnte von mir selbst behaupten, dass ich nicht auf den Mund gefallen war. Was ich jedoch hier gehört hatte, verschlug mir schon die Sprache. Ich wusste auch, dass ich nicht noch mal nachhaken musste. Ich hatte die Antwort genau verstanden, und das war ganz und gar nicht lustig. Ich war der Sohn des Lichts! Okay, daran hatte ich mich gewöhnt. Und jetzt musste ich von einem Gegenpart hören. Einem Sohn der Finsternis… Aber war das auch so überraschend? Die Welt bestand aus Gegensätzen, so wurde sie im Gleichgewicht gehalten. Es gab den Tag, es gab die Nacht. Es gab die Sonne, es gab den Mond. Es gab den Mann, es gab die Frau, es gab die Freude, es gab das Leid. Es gab den Krieg, aber auch den Frieden.
    Und warum sollte es vom Sohn des Lichts keinen Gegenpart geben? Nur hatte ich bisher nie etwas davon gehört. Außerdem hatte ich mich mit diesem Gedanken nie befasst. Jetzt aber wurde ich praktisch dazu gezwungen. In der Tiefe meiner letzten Gedanken hatte ich den Kopf leicht gesenkt. Jetzt hob ich ihn wieder an und richtete meinen Blick auf die Geistgestalt vor mir.
    »Du hast mich gehört?«, fragte sie mich.
    Ich nickte.
    »Ich weiß, dass er unterwegs ist. Er ist so grausam. Er ist aus dem Feuer gekommen. Er frisst, er verbrennt seine Feinde. Er hasst die Engel, deshalb frisst er sie. Er ist der große Täuscher, ein Stück Luzifer, und er sucht mich.«
    »Aber er hat dich noch nicht gefunden.«
    »So ist es. Nur spüre ich ihn bereits. Er ist mir auf der Spur. Er kommt näher und näher…«
    »Auch hierher?«
    »Ja. Man ist vor ihm nirgends sicher. Er will eine neue Hölle erschaffen, und das wird ihm auch gelingen.«
    Ich fing plötzlich an zu frieren. Ich sah ein Gebirge von Grausamkeiten auf mich zukommen, denn mein Pendant, der Sohn der Finsternis, würde keinen Sohn des Lichts akzeptieren. Er würde alles daransetzen wollen, dass die im Gleichgewicht befindliche Waage zu seiner Seite hin ausschlug.
    »Und was hast du jetzt vor?«, fragte ich meinen Besucher.
    »Ich warte auf mein Ende. Ich habe das getan, was ich tun musste. Ich habe dich gewarnt. Die Hölle hat nie Ruhe gegeben. Sie wird auch nie Ruhe geben. Sie hat ihn als Sohn der Finsternis geschickt, und seine Helfer werden zahlreich sein.«
    »Wer sind sie genau?«
    »Er holt alle zu sich. Willige Menschen, Dämonen, Gestalten aus der Hölle. Und ein Mensch ist besonders an ihm interessiert. Ein Mensch, der voll und ganz auf Luzifer gesetzt hat und von ihm nicht enttäuscht wurde. Einer, der einen menschlichen Namen trägt. Er heißt Matthias. Sieh dich vor, Sohn des Lichts. Die Zeiten werden schlimm…«
    Ich sagte nichts. Mein Mund war trocken geworden. Natürlich sagte mir der Name Matthias etwas. Er war ein Mensch, aber innerlich ein Teufel. Ein ehemaliger Mönch, der die Seiten gewechselt hatte und in die Klauen des absolut Bösen geraten war, nämlich Luzifer.
    Ich wehrte mich gegen ein Gefühl, dass sich der Boden unter meinen Füßen öffnete, um mich zu verschlingen. An diesem Abend hatte es mich knüppeldick getroffen, aber ich dachte auch daran, dass ich schon so manchen Ansturm des Bösen überstanden hatte, und fragte die Geistgestalt des Engels: »Er ist also unterwegs. Wird er hier erscheinen?«
    »Ich bin seine Beute. Er hätte mich beinahe gehabt. Ich konnte ihm im letzten Moment entkommen. Ob ich das noch mal schaffe, glaube ich nicht.«
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Nichts, Sohn des Lichts. Meine Aufgabe ist beendet. Ich war bei dir und habe dich gewarnt, jetzt muss ich wieder weg.«
    »Und der Sohn der Finsternis?«
    »Er wird mich verfolgen und mich auch bekommen. Meine Existenz ist bald ausgelöscht.«
    Ich fühlte mich, als hätte mir jemand vor den Kopf geschlagen. In mir stieg der Wunsch hoch, die Gestalt vor mir zu beschützen, doch wie sollte das gehen?
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte ich erneut.
    Die Gestalt schüttelte sich.

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