1669 - Der Kyberklon
war für Rhodan nicht genug. „Du bist sicher der Ansicht, völlig umsonst in den Schacht gestiegen zu sein, nicht wahr, Voltago?" ergriff Rhodan endlich das Wort.
Er hatte das Funkgerät umgeschaltet, so daß man ihn nur in direkter Nähe empfangen konnte. Rhodan wollte keine Zuhörer haben. „Ich wiederhole mich nicht gern", sagte Voltago widerwillig. „Du möchtest Mila als Begleiterin haben", fuhr Rhodan fort, „weil du dir von der Zusammenarbeit mit ihr einen Erfolg versprichst. Vergiß aber nicht, daß auch Nadja ein Wörtchen mitzureden hat. Ohne sie läuft nichts. Du brauchst Mila zur Orientierung, und sie braucht ihre Schwester als Halt. Du kannst für Mila ihre Schwester Nadja nicht lange genug ersetzen."
„Das könnte kommen."
„Was zu beweisen wäre", folgerte Rhodan. „Aber darum geht es nicht. Du machst mir Vorwürfe, weil ich dir bei Mila nicht geholfen habe. Streite es nicht ab, ich spüre das.
Und wenn du dich so stur stellst, so bist auch du zu durchschauen, in Maßen natürlich nur. Aber ich kann dir da nicht helfen, Voltago. Ich kann dir das nicht abnehmen."
„Wieso nicht?" fragte Voltago. „Du weißt sehr gut, daß ich keinen Zugang zu emotionalen Wesen habe. Mila hat eine Abwehr gegen mich entwickelt. Und dieser Jagg gehört zu jenen, die sie gegen mich beeinflussen. Nur jemand von Milas Art kann ihr die Furcht vor mir nehmen. Du beispielsweise"
„Es ist ja richtig, daß du die Menschen nicht verstehst - aber deine Schlüsse sind falsch", widersprach Rhodan. „Mila fürchtet nicht deine Person. Sie hat Angst vor dem, was mit dir kommen könnte. Und vor dem, was du nicht verhindern oder vor ihr abschirmen könntest. Das ist der springende Punkt. Sie kann nicht glauben, daß du noch einmal oder gar mehrfach in der Lage bist, sie vor dem zu bewahren, unter dem sie ein ganzes Leben zu leiden gehabt hat: unter der furchtbaren Trennung von ihrer Schwester über eine gewisse Distanz."
„Mila hat doch erlebt, daß es funktioniert."
„Einmal. Nur ein einziges Mal. Das reicht nicht, um ihre Angst zu vertreiben. Dieses Erlebnis steht gegen die Erfahrungen eines ganzen Lebens."
„Du könntest es ihr besser erklären und sie überzeugen."
„Nein!" widersprach Rhodan. „Nur du kannst das erreichen. Von dir hängt ihr Schicksal ab. Du bist der einzige, der sie überzeugen kann, Voltago. Und das in jeder Hinsicht. Wenn du das nicht wagst..."
Voltago ließ Rhodan nicht ausreden. Er stoppte abrupt seinen Flug in die Tiefe. „Wir sind an der Tausend-Meter-Marke", rechtfertigte Voltago es. „Ich bin nicht bereit, mich in größerer Tiefe um dich zu kümmern. Wir müssen umkehren."
Rhodans Blick war fest auf ihn gerichtet. „Spring noch einmal über deinen Schatten und rede noch einmal mit den Zwillingen.
Mit beiden. Über Nadja erreichst du Mila leichter."
„Ich habe diesen hemmenden Schatten nicht, den du vermutest", sagte Voltago schlicht. „Das ist nicht mein Problem. Ich kenne keine Gefühle."
„Du lernst auch noch, das zu begreifen, Voltago. Nur Mut..."
Voltago glitt wortlos nach oben, und Rhodan folgte ihm.
*
Nadja hatte Jagg aufmerksam zugehört, ohne Widerrede, ohne einen einzigen Einwand vorzubringen. Nun sah sie ihn ungläubig, aber auch voller Mitleid an. „Jagg, was bist du nur für ein hoffnungsloser Spinner", sagte sie kopfschüttelnd. „Deine Liebe soll also Mila heilen. Und mich gleich dazu. Wie stellst du dir das vor? Als Lebensgemeinschaft zu dritt? Als fröhliche Dreisamkeit?" Sie lachte kurz. „Das ist doch, ehrlich gesagt, ganz schön daneben", fuhr sie fort. „Zuerst habe ich ja tatsächlich geglaubt, daß Mila in dir einen Partner finden könnte - und wir beide einen gemeinsamen Freund. Das wäre ja nicht schlecht gewesen, und anfangs hat es allen Beteiligten viel Spaß gemacht. Aber mittlerweile denke ich, daß es besser wäre, wenn du dich in Zukunft von uns fernhältst."
Jagomir Fremon war in einer Dienstpause per Transmitter an Bord der ODIN gegangen und hatte die Zwillinge aufgesucht. Voltago war noch immer im Schacht verschollen und konnte so Mila nicht verunsichern.
Jagg wollte so die Gunst der Stunde nutzen und Nadja seinen Vorschlag unterbreiten.
Aber sie hatte ihn offensichtlich völlig mißverstanden. „Ich weiß nicht, was du dir vorgestellt hast", verteidigte er sich mühsam. „Ich habe mir eine Verbindung auf geistiger Ebene vorgestellt. Ich selbst kenne meine Gefühle zu euch und bin mir ganz sicher, daß ich damit etwas
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