1669 - Der Kyberklon
„Wir sind weder Lügner noch Betrüger, noch wollen wir andere durch Täuschung hintergehen oder übervorteilen. Wir sind aber Fremde in diesem Teil des Universums.
Wir sind Forscher, die bei den Kontakten mit Fremdvölkern darauf achten, nicht gegen deren Sitten und Gebräuche zu verstoßen. Wir wollen auch die euren achten. Allerdings muß man uns zuerst über die herrschenden Regeln und Gesetze aufklären. Ich schlage daher vor, daß wir uns zu einer Unterredung an einem neutralen Ort treffen und diese Sache klären. Was hältst du von diesem Vorschlag, Bwosy?"
Vier Minuten später traf die Antwort des Vatachh ein. „Ich werde mich mit meinen Stellvertretern zur Beratung zurückziehen. Dabei werden wir beschließen, inwieweit wir euren Rechtfertigungen mit Informationen entgegenkommen werden. Aber legt das nicht als Schwäche aus. Unter den gegebenen Umständen - durch diesen Wiederholungsfall - könnt ihr nicht mit Gnade rechnen. So oder so, wir werden von euch Sühne fordern. Bis das Ergebnis unserer Besprechung vorliegt, betrachtet euch als unsere Gefangenen. Ich verlange, daß sich alle vier Raumschiffe am Standort eures Flaggschiffes einfinden und ihr vorerst keinerlei Flugmanöver unternehmt. Beim geringsten Verstoß gegen dieses Verbot eröffnen wir das Feuer."
„Wenn das keine eindeutige Drohung ist!" rief Feuerleitchef Fylill Duuel hitzig, nachdem die Sendung beendet war. „Geben wir diesem großmäuligen Bwosy einen Denkzettel, daß ihm Hören und Sehen vergeht! Du wirst merken, wie kleinlaut er danach ist."
„Hunde, die bellen, beißen nicht", kommentierte Norman Glass an Rhodans Stelle mit ruhiger Stimme. „Ja, aber mit dem Unterschied, daß die eigentlichen Kettenhunde die Gish sind!" erwiderte der Blue, der den Finger stets am Feuerknopf hatte. „Der Einsatz von Waffen steht überhaupt nicht zur Debatte", schloß Perry Rhodan das leidige Thema, bevor es zur großen Diskussion kommen konnte. „Aus der Erfahrung, die unser Freund Zerberus mit diesem Bwosy gemacht hat, läßt sich erkennen, daß die Vatachh im Prinzip gar keine Verfechter von Gewalt sind. Wir müssen sie ernst nehmen, dürfen sie aber nicht verteufeln. Wählen wir am besten einen goldenen Mittelweg, indem wir die Vatachh nicht provozieren und gleichzeitig versuchen, die Erforschung des Schachts abzuschließen. Arbeiten wir einfach auf Zeitgewinn hin. Der Syntron soll unsere Chancen ausrechnen."
Noch während er sprach, war Voltago lautlos wie ein Geist an Perry Rhodans Seite aufgetaucht. Rhodan schaute den Kyberklon an und meinte: „Unsere Chancen, die Erforschung des Schachts in Angriff zu nehmen, stehen mittlerweile besser, als ich befürchtet habe. Ich möchte nur noch die ersten Verhandlungen mit Bwosy abwarten, bevor ich dir grünes Licht gebe."
„Trotzdem will ich die Vorbereitungen für dieses Unternehmen treffen", sagte Voltago. „Welche Vorbereitungen meinst du, Voltago?" erkundigte sich Rhodan.
Ihm war nicht klar, welcher besondere Aufwand nötig war, wenn Mila den Kyberklon in den Schacht begleitete. Auf Trantar war dies immerhin ganz einfach gewesen. „Mila und Nadja müssen mich gemeinsam in den Schacht begleiten", erläuterte der Kyberklon ohne erkennbare Regung. „Es geht nicht anders. Ich will mit Mila längere Zeit auf der Sohle des Schachts verweilen. Darum muß für Nadjas Wohlergehen gesorgt werden."
Rhodan nickte gedankenverloren und gab murmelnd seine Zustimmung zu Voltagos Aussage.
Er fragte sich aber, welche Tiefe Voltago mit der „Sohle des Schachts" meinte, obwohl man seine Länge exakt mit 30 004 Kilometer gemessen hatte.
*
Es dauerte über 14 Stunden, bis Bwosy sich wieder meldete. Die Gish-Vatachh schienen es nicht besonders eilig zu haben, Entscheidungen zu treffen. Vielleicht ging es bei den Völkern an der Großen Leere insgesamt etwas gemächlicher zu, vielleicht lag es aber auch an den großen Entfernungen in dieser Region.
Perry Rhodan war das nur recht. Je länger sich die Entscheidung hinauszögerte, desto mehr Zeit blieb Voltago und den Zwillingsschwestern, die Vorbereitungen für die Erforschung des Schachtes zu treffen.
Um diesen Punkt kümmerte sich Rhodan vorerst nicht. Er hatte Mariaan ten Segura damit beauftragt, sich mit dem Kyberklon zusammenzutun und seinen Wünschen und Forderungen nachzukommen, so gut es eben ging.
Nur einmal wandte sich die Akonin bei einem Problem, bei dem sie keine Entscheidung zu fällen wagte, um Rat an ihn. Die Technikerin kam
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