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167 - Tor in die Vergangenheit

167 - Tor in die Vergangenheit

Titel: 167 - Tor in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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es dennoch einen geben, dann wird es deine Generation sein, der es bestimmt ist, ihn zu finden.« Leg'wanot griff in die Brusttasche seines Anzugs und holte einen elliptischen Kristall heraus, farblos und etwa sechs Zentimeter lang. »Nimm das zum Abschied, junger Gilam'esh.«
    Gilam'esh nahm ihm den Kristall aus der Hand. »Was ist das?«
    »Ein Kompass und ein Schlüssel zugleich. Er wird dir einst den Weg nach Quirb'an'mazut und zu meiner Wohnkuppel weisen, genauso wie zu unserer Forschungsstation im höchsten Bergmassiv des westlichen Küstengebirges. Von dort kommen wir, und dort wirst du Beweise für unsere Behauptung finden. Zugleich öffnest du mit dem Kristall die Hauptpforte zur Station und kannst die Anlage damit aktivieren.«
    Frag ihn nach dem Stahl. Er ist die Rettung… Matt stemmte sich gegen den Geist des anderen. Wenn jemand Bescheid wusste, dann diese Ikairydree. Ich bitte dich, frag ihn endlich…
    Gilam'esh ignorierte seine Gedanken hartnäckig. Er schloss die Faust um den Kristall.
    »Danke, Hochrat von Quirb'an'mazut. Ich werde eure Botschaft dem Rat von Tarb'lhasot ausrichten.«
    Er stand auf. Wie vor einem erwachsenen Würdenträger verabschiedete sich jeder einzelne der Ikairydree mit einer tiefen Verneigung von dem jungen Ditrydree. Das stürzte Gilam'esh in einige Verlegenheit. Der Hochrat und die Erste Forscherin umarmten ihn sogar. Das tat man sonst nur im engsten Sippenkreis und unter nahe stehenden Freunden.
    Gilam'esh war sprachlos vor Rührung, Freude und Stolz.
    Der junge Hydree winkte den Ikairydree hinterher, die singend durch das hohe Gras den Hang zum Mündungsdelta hinunter marschierten.
    Enttäuscht zog Matthew Drax sich von Gilam'eshs Bewusstsein zurück. Vertan war die Chance, fundierte Informationen über den Strahl zu erhalten, der einst vom Mars auf die Erde zielen würde. Wenn jemand eine derartige Anlage bauen konnte, dann doch die Ikairydree, oder?
    Die Gruppe verschwamm mit dem Morgendunst und dem Gras. Gilam'esh wandte sich ab. Den Kristall in der offenen Hand betrachtend, streifte er scheinbar ziellos durch die Hochebene.
    Matt fragte sich, ob so eine Chance noch einmal wiederkehren würde. Resignation ermüdete seinen Geist. Er begann zu rechnen: Neun Tage waren vergangen, seit er in diese Welt und in diesen Schädel gestürzt war.
    Neun Tage!
    Siedend heiß fiel ihm ein, dass er neun Tage lang nichts gegessen und getrunken hatte. Sicher, Gilam'esh hatte gegessen und getrunken – aber wer versorgte seinen im Archivraum zurückgebliebenen Körper mit Nahrung und Flüssigkeit?
    Hatten sie ihn inzwischen in eine der Marsstädte gebracht? Lag er in einer Klinik von Utopia oder Elysium und wurde künstlich ernährt? Hatte Chandra demnach keinen Schalter gefunden, um seinen Geist in die Gegenwart zurückzuholen?
    Unüberwindlich und düster türmten sich die Sorgen vor ihm auf: Wie sollte er jemals wieder aus dieser Zeit und diesem Schädel finden?
    Und während Gilam'esh die Hochebene durchstreifte und das höchste Bergmassiv des westlichen Küstengebirges ansteuerte, buchstabierte der Geist des Mannes von der Erde noch einmal durch, was die Ikairydree eigentlich gesagt hatten, Wort für Wort. Er sondierte die Fakten, die er gehört hatte, zog Schlussfolgerung um Schlussfolgerung. Und langsam, ganz langsam dämmerte ihm die Wahrheit: Er war nicht nur in einem Hirn gelandet, das bis vor wenigen Stunden noch nichts vom schleichenden Verlust der Marsatmosphäre wusste, er war auch in einer Zeit gelandet, in der erst wenige Spezialisten den Untergang des Lebensraums ihrer Gattung für unausweichlich hielten. Die Einsicht in den unvermeidlichen Untergang jedoch war die Voraussetzung für die Suche nach einem Ausweg.
    Was folgte daraus? Dass er in einer Zeit gelandet war, in der niemand so etwas wie einen Fluchtstrahl zur Erde auch nur in Erwägung zog!
    Zu früh. Das Archiv hatte ihn in eine viel zu frühe Zeit katapultiert. Matthew Drax hätte schreien mögen, doch der junge Hydree verweigerte ihm Stimmbänder und Mund.
    Er musste zurück.
    Er musste so schnell wie möglich zurück und diese
    »Erlebnisbibliothek« anders justieren.
    Aber wie?
    ***
    Schnell durchschaute Gilam'esh die Kompassfunktion des Kristalls: Färbte er sich rötlich, musste er seinen Kurs in Richtung Westen korrigieren, färbte er sich grünlich, Richtung Osten. Leuchtete der Kristall blau, befand er sich auf dem richtigen Weg, und je dunkler das Blau, desto exakter der Kurs.
    Die schroffen Eisgipfel

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