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1672 - Die Insel

1672 - Die Insel

Titel: 1672 - Die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hineinschauen und sahen zwei Menschen am Boden. Der Mann lag auf der Erde, die Frau kniete neben ihm. Sie hielt den Kopf gebeugt und sprach ihren Vater an, der sich nicht mehr bewegte. Ich glaubte nicht mehr daran, dass er noch lebte, und in meinem Innern fühlte ich mich aufgewühlt. Lucy trauerte um ihren Vater. Sie schrie nicht laut, doch was aus ihrem Mund drang, waren Laute, bei denen es mir eiskalt den Rücken hinablief. Auch Suko war inzwischen gekommen. Er blieb neben mir stehen. Wir standen so, dass wir einen Blick auf den Liegenden werfen konnten, und wir nahmen einen ungewöhnlichen Geruch wahr. Es stank leicht verbrannt, aber was war hier verbrannt?
    Fleisch! Ja, das musste es sein. Der Tote strömte den Geruch ab, ohne dass seine Haut die entsprechenden Spuren aufwies. Und doch wussten wir, dass etwas in diese Richtung hin geschehen war.
    Lucy hatte uns bemerkt. Sie hob den Kopf. Ihr Blick war durch die Tränen verschleiert, und wir hörten sie flüstern: »Er ist tot. Ja, er ist tot und…«
    Sie konnte nicht mehr weitersprechen, weil wir alle sahen, dass sich der Körper des Toten veränderte. Sein Gesicht nahm eine andere Farbe an. Es wurde grau und erinnerte dabei an alte Asche.
    Lucy bekam diese Szene ebenfalls mit. Sie zuckte zurück und war geschockt. Sie sprach etwas, das sie selbst nicht verstand, aber es wurde noch schlimmer. In den folgenden Sekunden bekam die Haut Risse - und da gab es nichts mehr, was sie noch zusammen hielt. Vor unseren Augen brach der Körper ein. Da war nichts Menschliches mehr zu sehen, sondern nur noch graue Asche und verkohlte Knochen, die nicht mehr von einer Haut geschützt wurden. Der Mann musste innerlich verbrannt sein. Und dies in einem Feuer, das niemand als normal bezeichnen konnte. Ich wusste, woher die Flammen stammten. Sie waren ein Gruß aus der Hölle. Etwas, das der Teufel beherrschte. Sein Höllenfeuer, das nicht mit dem normalen zu vergleichen war.
    Es war schlimm, so etwas mit ansehen zu müssen. Besonders grausam war es für Lucy McMillan. Sie kniete neben dem, was von ihrem Vater übrig geblieben war. Sie sagte nichts und schien zu einer Statue geworden zu sein. Wenn in ihrem Innern die Gefühle Purzelbaum schlugen, dann drang zumindest nichts nach außen. Es war schwer; etwas zu sagen oder zu versuchen ihr Trost zu spenden. Sie hatte sich der anderen Seite zufolge zu weit aus dem Fenster gelehnt, zusammen mit ihrem Vater, und dafür hatte Rick McMillan bezahlen müssen.
    Lucy hob den Kopf an. Dann streckte sie uns ihre Hände entgegen und wir halfen ihr hoch.
    Sie sah selbst aus wie eine Tote. So bleich war sie geworden. Ihr Blick glich nicht mehr dem eines Menschen. Vor uns her ging sie in die Küche und setzte sich dort an den Tisch, von wo aus sie durch das Fenster schauen konnte, als gäbe es dort etwas Besonderes zu sehen. Ihre Lippen waren so blass geworden, dass sie kaum auffielen. Ich sprach sie an. »Möchten Sie ein Glas Wasser?«
    Sie nickte.
    Ich holte es ihr. Suko wartete an der offenen Tür. Auch in seinem Gesicht bewegte sich nichts. In seinen Augen las ich den Ausdruck der Sorge, die der Frau am Tisch galt. Sie nahm das Glas entgegen und hob es gegen den Mund. Dabei zitterte ihre Hand nicht. Sie trank das Glas in einem Zug leer.
    Dann tat sie etwas, das uns überraschte. Sie schrie auf und schleuderte das Glas wuchtig zu Boden, wo es zerbrach. Kaum war das Geräusch verklungen, als sie einen Schrei ausstieß.
    Suko und ich zuckten zusammen. Man hätte davon ausgehen können, dass es ein Schrei des Schmerzes und der Trauer war, aber danach hatte er sich nicht angehört. Es war eine Reaktion der Wut und des blanken Hasses. Etwas in ihr war aufgebrochen und hatte sich lösen müssen. All die Qual, die sie empfand, hatte sich freie Bahn schaffen müssen, und das war sehr deutlich zu hören. Mit beiden Fäusten schlug sie auf die Tischplatte und hörte damit erst auf, als auch der Schrei verklungen war. Dann sank ihr Kopf nach vorn und plötzlich brach bei ihr der Strom der Tränen los, was ganz natürlich war.
    Suko und ich hielten uns weiterhin in der Küche auf. Nur wussten wir nicht, wie wir uns in dieser Situation verhalten sollten. Es war wohl besser, wenn wir abwarteten, bis sich Lucy McMillan wieder gefangen hatte.
    Es verstrichen einige Minuten, bis sich ihr Weinkrampf abschwächte. Sie hob den Kopf und holte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche. Sie schnauzte die Nase, wischte auch über ihre Augen und holte lautstark

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