1673 - Brennendes Atlantis
knurrten. Sie sprangen die Krieger an. Die Schnauzen hielten sie dabei weit offen, um ihre Gebisse in Haut und Muskeln schlagen zu können.
Die Männer wehrten sich. Schon vor der Treppe schlugen sie mit ihren Waffen zu. So manches Fell färbte sich plötzlich rot, Schreie erreichten unsere Ohren, wenn die scharfen Zähne Hautstücke und Fleisch aus den Körpern rissen.
Schreie aus Männerkehlen. Knurren und Heulen der Wölfe. Das alles mischte sich zu einer schaurigen Melodie, die auch nicht verging, als Mensch und Tier die Flucht ergriffen.
Es gab nur die Treppe. Sie wurde von den Wölfen ebenso benutzt wie von den Kriegern. Niemand blieb mehr in dieser unterirdischen Halle zurück, wo das Feuer allmählich ausbrannte.
Dorothys schmales Gesicht war vom Entsetzen gezeichnet. Sie hatte eine Hand auf den Mund gepresst, um Schreie zu unterdrücken. Ihre Augen waren groß und rund.
Das sah auch Purdy Prentiss. Sie sprach auf ihren Schützling ein. Ich wusste Dorothy bei ihr gut aufgehoben und ging die paar Schritte, um den Ausgang zu erreichen.
Vor mir lag die Treppe. Teilweise war es zu dunkel, und so holte ich wieder die Lampe hervor und leuchtete über die Stufen hinweg in die Höhe.
Oben tobte der Kampf weiter. Aber er hatte auch auf der Treppe stattgefunden. Drei tote Wölfe lagen auf den Stufen. Einem war der Kopf abgehackt worden. Die Körper der beiden anderen waren über und über mit tiefen Wunden bedeckt. Auch sie hatten keine Chance gegen die scharfen Äxte gehabt.
Ein Krieger lag ebenfalls dort. Er war die Stufen wieder nach unten gerutscht, und ich hätte ihn beinahe mit meinen Füßen berühren können. Einem Wolf war es gelungen, an seine Kehle zu springen. Der Biss hatte sie regelrecht zerfetzt. Blut umgab den Kopf und war auch auf die Brust gelaufen.
Der Kampf war noch nicht beendet. Er tobte oberhalb der Treppe weiter. Ich sah davon nichts, aber ich hörte die Schreie der Menschen und auch die Geräusche der Wölfe. Mensch und Tier trugen es aus und ich konnte mir vorstellen, dass die Menschen als Sieger aus dem Kampf hervorgingen, denn sie besaßen die besseren Waffen. Hinter mir hörte ich scharfe Atemgeräusche. Ich wusste, wer es war, und drehte mich um.
Purdy Prentiss schaute mich an. Sie hielt Dorothy an der Hand und fragte: »Wie sieht es aus?«
»Schlimm!«
»Auch auf der Treppe?«
Ich nickte.
Dorothy hatte uns zugehört. Mit leiser Stimme sagte sie: »Ich kann mir denken, was passiert ist, aber ich bin stark genug. Außerdem müssen wir da hin.«
»Das ist richtig«, sagte ich.
»Dann können wir gehen.«
Ich hielt die beiden noch mit einer Handbewegung zurück, weil ich den Anfang machen und erst nachschauen wollte, ob die Luft rein war. Sie war es. Niemand kam die Stufen herunter. Der Kampf wurde jenseits der Treppe fortgesetzt, aber das schreckliche Bild auf der Treppe war geblieben.
»Und, John?«
»Ja, ihr könnt kommen.«
Purdy hielt Dorothy weiterhin fest. Sie wollte ihr Kraft und Mut geben. Beides brauchte sie. Ich erwartete die beiden vor der ersten Stufe. Der Blick auf die Treppe war frei. Auch wenn Dorothy sich darauf eingestellt hatte, was sie jetzt zu sehen bekam, das traf sie wie ein unsichtbarer Hammerschlag.
Sie riss den Mund auf. Der Schrei löste sich automatisch aus ihrer Kehle und noch im selben Moment fing sie an zu zittern und drückte sich gegen Purdy.
Es war klar, dass es bei ihr zu dieser Reaktion hatte kommen müssen. Sie hatte voll und ganz auf die Wölfe gesetzt, sie waren ihre Beschützer in einer feindlichen Umwelt gewesen, und jetzt musste sie die toten Körper sehen.
»Wir müssen hoch, Dorothy. Wenn du willst, kannst du die Augen schließen. Ich führe dich.«
»Nein, nein, nicht nötig, ich schaffe das schon.«
»Okay, dann komm.«
Beide betraten sie die Treppe. Ich hatte sie schon vor ihnen betreten und wartete neben dem toten Krieger. Die beiden gingen an mir vorbei. Ich sah, dass Dorothy die Augen zwar nicht geschlossen hatte, sie hielt ihren Blick jedoch gesenkt, um die Toten nicht sehen zu müssen. Dabei atmete sie heftig, aber das Geräusch konnte auch von einem Schluchzen stammen.
Purdy sprach beruhigend auf sie ein. Ihre weiche Stimme erklang in meinem Rücken.
Ich überwand die letzte Stufe. Jetzt lag der Gang wieder vor mir. Er war nicht mehr leer. Mein Blick fiel auf den bewegungslosen Körper eines Wolfs. Eine Axt hatte ihm den halben Kopf abgehackt. Wie ein roter Schal umgab das Blut seine Kehle.
Am Ende des Gangs, wo
Weitere Kostenlose Bücher