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1673 - Brennendes Atlantis

1673 - Brennendes Atlantis

Titel: 1673 - Brennendes Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich in die große Halle gelangen konnte, war es fast still geworden. Meine Ohren erreichten keine Kampfgeräusche mehr, aber ich hörte andere Laute, die darauf hindeuteten, dass man sich dort die Wunden leckte.
    Über den toten Wolfskörper stiegen wir hinweg. Ich blieb an der Spitze und warf auch als Erster einen Blick in die Halle. Hier war der Kampf mit aller Verbissenheit weitergeführt worden. Und die Wölfe hatten verloren. Die Krieger mit ihren Äxten hatten unter ihnen gewütet und einige der Tiere regelrecht in Stücke gehauen.
    Ich roch das Blut, und ich sah nur einen Krieger. Er lag nicht am Boden, er saß und lehnte mit dem Rücken an der Wand, um Halt zu finden.
    Tot war er nicht. Das hörte ich, denn sein leises Röcheln drang an meine Ohren. Vor ihm hielt ich an und schaute auf ihn nieder. Er merkte es nicht. Wäre es anders gewesen, hätte er sicherlich den Kopf angehoben, denn er musste einfach sehen, dass ich vor ihm stand. Das schaffte er nicht mehr. Sein Kopf war nach vorn gesackt. Das Kinn berührte beinahe seine Brust, die von Bissen gezeichnet war. Aber nicht nur sie, auch das Gesicht hatte etwas abbekommen. Dort hatten die Zähne tiefe Wunden hinterlassen. Eine Nase war nicht mehr vorhanden. Ein Wunder, dass der Mann noch lebte. Aus seiner Kehle drang ein leises Röcheln. Er musste zudem gespürt haben, dass jemand bei ihm stand, der ihm nichts tun wollte. Wie er es schaffte, den Kopf zu heben, das wusste ich nicht, aber er brachte es fertig, starrte mich an, und in seinem offen stehenden Mund bewegte sich die Zunge.
    Vielleicht wollte er etwas sagen. Ich hätte es zwar nicht verstanden, aber ich wartete darauf. Nein, es war zu spät. Der Blick in seine Augen sagte mir, dass er es nicht mehr schaffen würde. Ein Schleier legte sich darüber, ein letztes Röcheln, dann brach der Blick und vor mir hockte ein Toter.
    Ich atmete tief durch. Dass die Luft hier oben anders roch, nahm ich nur nebenbei wahr. Abgelenkt wurde ich durch das Weinen hinter mir, und ich drehte mich langsam um.
    Mein Blick fiel in zwei Gesichter. Das des jungen Mädchens war vom Weinen gerötet. Die Augen schienen ihr fast aus den Höhlen zu fallen. Es war klar, Dorothy trauerte um die Tiere.
    Neben ihr stand Purdy Prentiss. Ihr Gesicht wirkte wie in Beton gegossen. Mit leiser Stimme fragte sie: »Glaubst du, dass sich die Parteien gegenseitig vernichtet haben?«
    »Ja und nein. Ich denke, dass einige der Krieger noch am Leben sind. Sie besaßen die besseren Waffen.«
    »Ja, das sieht man.«
    Ich deutete auf den Ausgang. »Ich denke nicht, dass wir noch länger hier bleiben sollten.«
    »Ja. Und wo geht es hin?«
    Ich hob die Schultern, denn auf diese Frage wusste niemand von uns eine Antwort. Es war totenstill geworden. Der große Gewinner, der Tod, hatte dafür gesorgt.
    Purdy hatte Dorothy ein Taschentuch gegeben. Das Mädchen schnauzte sich und wischte ihre Tränenspuren weg. Dann sagte sie etwas, dem wir nur zustimmen konnten.
    »Ich will hier weg!«
    Wer gab eine Antwort? Keiner. Auch uns war klar, dass wir hier wegmussten, aber wie? Auf den weißen Wolf konnten wir uns nicht verlassen. Es war damit zu rechnen, dass es auch ihn erwischt hatte und er sich unter den Toten befand.
    »Habt ihr nicht gehört? Ich will hier weg!«
    »Ja, Dorothy, das wollen wir auch. Aber wir müssen erst einen Weg finden.«
    Ihre Antwort war logisch. »Dann nehmt doch den, den ihr gekommen seid. Das ist einfach.«
    Purdy blieb bei der Wahrheit. »Der ist leider verschlossen. Es tut mir leid.«
    Dorothy schaute die Staatsanwältin länger an. »Ich glaube euch«, flüsterte sie.
    »Danke.«
    »Ja«, sagte ich, »dann werden wir tatsächlich gehen. Mal schauen, wie es draußen aussieht.«
    »Hoffentlich nicht so schlimm.«
    Ich sagte nichts dazu. Es waren nur ein paar Schritte, bis ich den Ausgang erreicht hatte. Zum ersten Mal seit längerer Zeit war für mich wieder der Himmel zu sehen, der nach wie vor wie ein Flickenteppich über dieser Welt lag.
    Aber er hatte sich verändert. Er war düsterer geworden. Nicht unbedingt grauer, dafür schimmerte er schwefelgelb und in der Luft hing ein Geruch, den kein Mensch als normal empfinden konnte. Ich ging noch weiter vor, denn das Dach über mir störte einen Teil der Sicht. Mein Blick glitt über die Straße hinweg. Womit ich gerechnet hatte, war eingetroffen. Einer der weißen Wölfe hatte es bis ins Freie geschafft, doch sein Verfolger war ebenso schnell gewesen und hatte ihr zerstückelt. Das

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