1673 - Brennendes Atlantis
gefährliche Männer, die Waffen bei sich trugen, und die machten mir Angst.«
»Kannst du sie beschreiben?«
Dorothy senkte den Blick. Auch die Stirn runzelte sie, bevor sie mit schwacher Stimme eine Antwort gab.
»Es ist nicht leicht, aber die Waffen sahen aus wie Beile mit einem langen Stiel.«
»Ja, schon gut.« Purdy nickte. »Und die Männer liefen mit nackten Oberkörpern herum.«
»Auch das. Ich hatte Angst, große Angst sogar. Sie haben mich in die Enge getrieben. Ich konnte ihnen nicht entkommen, aber dann waren plötzlich die Wölfe da. Meine Freunde. Sie haben mich vor den Männern gerettet. Ich konnte während der Flucht auf ihren Rücken reiten.«
»Ja, das ist gut. Kannst du dich denn sonst noch an etwas erinnern?«
»Was meinst du damit?«
»Ganz einfach. Du musst doch irgendwie hergekommen sein. Das hier ist keine normale Umgebung.«
Dorothy blickte der Staatsanwältin ins Gesicht. Sie überlegte. Sie hielt die Hände ineinander verkrampft, biss sich einige Male auf die Unterlippe und hob die Schultern.
»Nicht?«, fragte Purdy.
»Ja, ja. Das ist alles so weit weg. Das ist wie ein Traum, der immer mehr verloren geht. Ich weiß, dass etwas passiert ist, aber ich kann mich nicht richtig erinnern.«
»Du kannst mir also nichts sagen?«
»So ist es. Ich möchte es wohl, aber ich kann es nicht.«
»Weißt du schon, wie lange du dich hier aufhältst?«
Dorothy musste überlegen. Sie presste die Lippen zusammen, legte die Stirn in Falten und schaffte es trotzdem nicht, eine konkrete Antwort zu geben.
»Das ist alles so verschwommen. Ich weiß nur, dass ich unterwegs war. Aber nicht in einer Stadt. Plötzlich wurde alles anders. Da drehte sich die Welt plötzlich vor meinen Äugen, ich glaube auch, dass ich bewusstlos wurde. Dann gab es meine Welt nicht mehr, nur diese neue hier mit den gefährlichen Männern. Aber dann kamen ja meine Freunde, die Wölfe, und jetzt geht es mir wieder besser. Ich habe immer gebetet, dass jemand kommt. Und jetzt seid ihr da. Können wir wieder zurück?«
»Wir werden es auf jeden Fall versuchen und ich bin sicher, dass wir es auch schaffen.«
Das traf bei Dorothy nicht zu, denn sie fragte: »Kennt ihr denn den Weg?«
»Wir werden ihn finden.« Purdy streckte ihr jetzt beide Hände entgegen.
»So sehr du den Wölfen auch dankbar sein musst, aber ab jetzt sind wir deine Verbündeten und ich denke, dass wir uns jetzt auf den Weg machen sollten.«
Dorothy hatte jedes Wort gehört. Überzeugt war sie noch nicht, denn sie hing noch zu sehr an den Tieren, die sie vor dem sicheren Tod gerettet hatten. Der eine Wolf stand neben den beiden und Dorothy brauchte sich nur zu bücken, um ihn zu streicheln, was sie auch tat. Sie wühlte die Finger in das Fell hinein, ging dann in die Knie, nahm beide Hände zu Hufe und hielt den Kopf fest, damit sie ihm in die Augen schauen konnte.
Sie sprach nicht, doch die Verbindung zwischen ihnen sah so intensiv aus, als würden sich die beiden auf einer ganz anderen Ebene unterhalten.
Ich hielt es nicht mehr an meinem Platz aus und stellte mich neben Purdy. »Was hast du für ein Gefühl?«
»Sie sagt die Wahrheit. Aber wie sie genau hierher gekommen ist, weiß sie wohl nicht mehr.«
»Vielleicht kehrt die Erinnerung ja wieder zurück.«
»Das hoffe ich auch.«
»Und du rechnest damit, dass uns die Wölfe mit ihrem Schützling gehen lassen werden?«
»Davon gehe ich aus. Sie haben uns vertraut und ich glaube nicht, dass sich das geändert hat.«
Ich stimmte zu, aber wie wir es schaffen sollten, Atlantis zu verlassen, war mir ein Rätsel. Obwohl ich meine Hoffnungen auf den Wolf setzte. Vielleicht war es ihm möglich, uns mit in seinen magischen Kreis zu nehmen, der uns zurück in unsere Zeit schaffte. Sofort fragte ich mich, warum er das nicht schon längst getan hatte, wenn das so einfach war. Warum war er nicht allein mit Dorothy auf die Reise zurückgegangen?
Irgendwo musste es da ein Problem geben.
Ich wollte nicht mehr länger grübeln, sondern zusammen mit Purdy und Dorothy aus dieser Welt verschwinden. Auf der anderen Seite durfte ich nichts überstürzen und zu sehr drängen. Hier unten war es still. Hätte sich wieder der Vulkan gemeldet, wir hätten es gehört, aber von einem Grollen waren unsere Ohren verschont geblieben. Dorothy hatte lange genug Abschied von ihrem Freund genommen. Sie richtete sich wieder auf und in ihren Augen glitzerten tatsächlich Tränen. Ihr Mund zuckte, als sie mit leiser Stimme sagte:
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