1677 - Strippen für den Teufel
Verkleidungen erschien, in denen er sich perfekt bewegte. Oft genug setzte er Helfer ein und ließ sie schnell wieder fallen, wenn sie nicht so gerieten, wie er es sich vorgestellt hatte.
Ich musste einfach an ihn denken, weil alles auf ihn hinwies, und ich war gespannt darauf, ob ich wieder einmal meinem Todfeind gegenüberstehen würde. Wir schoben uns an einer Gruppe Touristen vorbei, die aus Osteuropa kamen, schon ziemlich angetrunken waren und plötzlich einen Nachtklub entdeckten, den sie lärmend ansteuerten. Ob sie an den Türstehern vorbeikommen würden, war fraglich. Das konnte durchaus in einer wilden Schlägerei enden.
Zum Glück lenkte die Horde ihre Schritte nicht zu der Bar hin, die wir aufsuchen wollten.
Wir befanden uns noch auf der anderen Straßenseite, als Suko plötzlich stehen blieb. Das geschah so abrupt, dass ich misstrauisch wurde.
»Hast du Probleme?«
»Kann sein.«
»Und wo?«
»Vor der Bar.«
Das wollte mir nicht so recht in den Kopf. Ich schaute hin und sah nichts, was mir verdächtig vorgekommen wäre. Über dem Eingang brannte bereits die Reklame, die wegen der noch vorhandenen Helligkeit kaum auffiel.
»Ich sehe nichts Außergewöhnliches.«
»Ist nicht tragisch. Ich kann dir auch keinen Vorwurf machen. Es geht um die beiden Männer vor der Tür.«
»Die Aufpasser?«
»Ja. Einer davon ist ein Landsmann von mir. Wenn mich nicht alles täuscht, kenne ich ihn sogar.«
»Und weiter?«
Suko wiegte den Kopf. »Ich denke nicht, dass er mich in guter Erinnerung behalten hat. Es gab mal Ärger wegen irgendwelcher Drogen, ich habe da einer Cousine einen Gefallen getan. Die Familien regelten dann den Streit untereinander. Jedenfalls hat er mich bestimmt nicht vergessen.«
»Soll ich allein hineingehen?«
»Nein, aber es kann sein, dass unsere Tarnung schon am Eingang auffliegt.«
»Okay, wir gehen trotzdem hin. Unter Umständen kannst du mit dem Typ reden.«
»Das werde ich auch.«
Es war alles gesagt worden, und so überquerten wir die Straße mit normalen Schritten. Wir wollten nicht auffallen, wichen Menschen ebenso aus wie Fahrzeugen. Vor der Tür standen die beiden Aufpasser. Beide trugen dunkle Anzüge und T-Shirts darunter. Sie wirkten stoisch. Das täuschte. Wenn es hart auf hart kam, würden die beiden Muskelpakete schon durchgreifen.
Der zweite Mann war ein Weißer. Der kahle Kopf war bei vielen Typen in dieser Branche modern, und das war auch hier der Fall. Auf beiden Köpfen wuchsen die Haare nicht mal als Stoppeln.
Sukos Landsmann sah uns und zuckte unmerklich zusammen. Noch zwei Schritte gingen wir, dann hielten wir an.
Suko nickte dem Türsteher zu. »So sieht man sich wieder, Xang.«
»Ja, ja…«
»Du hast einen ehrlichen Job, wie ich sehe.«
»Kann man sagen.«
»Und wie läuft es so?«
»Gut.«
»Schön für dich. Wir werden uns mal den Schuppen von innen ansehen. Kannst du uns darüber etwas sagen?«
Xang schüttelte den Kopf. »Nein, was soll ich denn über ihn sagen können? Hier läuft alles normal. Er ist auch sauber. Es wird nicht gedealt. Reines Vergnügen, und wir lassen auch nicht jeden rein.«
»Wie schön für euch und auch für uns.«
»Wieso?«
Suko winkte den Mann noch näher zu sich heran. »Ich möchte nämlich, dass du niemandem sagst, wer ich bin, wenn wir die Bar jetzt betreten, haben wir uns verstanden?«
»Ich denke schon.«
»Das ist gut.«
Ich hatte mich nicht eingemischt. Da gab es noch einen zweiten Mann, den ich im Auge behielt. Er griff nicht ein, stand aber sprungbereit und beobachtete uns mit finsteren Blicken.
Suko hatte inzwischen erfahren, wie der Betrieb ablief. Dass die Gäste mit den Frauen auf die Tanzfläche gingen und sie ausziehen konnten. Ob sie sich auch selbst auszogen, das blieb ihnen überlassen, kam aber so gut wie nie vor, wie wir hörten.
»Jetzt noch eine Frage, Xang. Ist der Chef auch bereits eingetroffen?«
»Max Dayson?«
»Wer sonst?«
»Habe ich noch nicht gesehen.«
Wir bekamen Hilfe von Xangs Kollegen, der zugehört hatte. »Ja, ich habe Max kurz gesehen.«
»Und wo?«, fragte ich.
»In der Bar.«
»Hat er etwas gesagt?«
»Nein, nichts. Er ist schnell in den oberen Räumen verschwunden.«
»Ach, die gibt es auch?« Suko wandte sich an seinen Bekannten.
Dem war die Sache wohl leicht peinlich. Er druckste etwas herum und gab zu, dass über der Bar Zimmer vermietet wurden. »Stundenweise, nehme ich an.«
Suko lachte leise und legte seinem Bekannten eine Hand auf die Schulter.
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