1687 - Leibwächter der Halbvampire
gestemmt und erweckte einen völlig normalen Eindruck. Nur passte die kreisende Bewegung der Zunge nicht zu ihr, als sie ihre Lippen leckte.
Parker schlug die Tür zu. »Geht es dir gut?«, fragte er.
Sie schaute ihn an. Es war ein tiefer Blick, den sie ihm schenkte. Dann hob sie die Schultern und sagte mit leiser Stimme: »Nein, es geht mir nicht gut.«
»Oh, das ist schade. Was fehlt dir denn?«
»Ich habe Hunger.«
Parker bemühte sich, das Lachen zu unterdrücken. Wenn sie keine anderen Probleme hatte, würde sich das aus der Welt schaffen lassen. »Keine Sorge, Sandra wird dir etwas besorgen.«
»Wer ist Sandra?«
»Sandra Hale ist meine Sekretärin. Eine wirklich tolle Kraft und die gute Seele der Firma.«
»Verstehe.«
»Sie wird dir etwas besorgen. Verhungert ist bei uns noch keiner, das kann ich dir versichern.«
»Dann lass uns gehen.«
Es gab eine zweite Tür an der Seite. Sie war der Durchgang zu den Geschäftsräumen der Firma, die in einem Bau untergebracht worden war, der einem Container ähnelte. Hergestellt aus Fertigteilen, konnte das Haus schnell auf- und wieder abgebaut werden. Man musste in der heutigen Zeit eben mobil sein.
»Ich gehe mal vor.«
»Und wohin?«
Parker drehte kurz seinen Kopf. »In unser Sekretariat. Es ist mit meinem Auftraggeber abgemacht worden, dass du dort zunächst warten sollst. Ist das okay für dich?«
»Ja, schon gut.«
»Was dann passiert, geht mich nichts an. Ich meine, wenn du aus meinem Dunstkreis verschwunden bist.«
»Alles klar.«
Die große Garage lag bald hinter ihnen. Dafür betraten sie einen normal breiten Gang, der rechts und links von Kunststoffraumteilern flankiert wurde. Sie waren ebenso hell wie die Decke, auch wenn die Wände hin und wieder gelbliche Flecken zeigten.
»Es ist sehr ruhig hier«, stellte Irina fest.
»Meine Mitarbeiter sind außer Haus. So war es auch durch deinen Auftraggeber vorgesehen.«
»Und Sandra?«
»Die ist da.«
Irina lächelte knapp. »Sehr gut.«
Parker verstand nicht, warum sie das sagte, aber er stellte auch keine weiteren Fragen. Dafür gingen sie weiter und hielten vor einer ebenfalls hellen Tür an. Auf dem Schild daneben las Irina den Namen Sandra Hale.
Yancey Parker ging vor. Er war sogar so höflich, anzuklopfen, bevor sie das Büro betraten, in dem es zwei Fenster gab. Wer nach draußen schaute, sah nichts Besonderes. Nur ein Gelände, auf dem zahlreiche Firmen ihre Geschäftsräume hatten.
Hinter einem Schreibtisch saß Sandra Hale. Als die ihren Chef und die Besucherin sah, erhob sie sich von ihrem Stuhl und lächelte. Sie war knapp über dreißig. Das blonde Haar hatte sie im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihr Gesicht zeigte noch die Urlaubsbräune.
Parker stellte seine Besucherin vor. Beide Frauen reichten sich die Hand. Irina hielt die der Sekretärin länger fest als üblich. Ihr Blick bohrte sich in die Augen der anderen Frau, und als sie langsam nickte, wurde Sandra Hale etwas verlegen. Eine derartige Begrüßung hatte sie selten erlebt. Aber sie sagte nichts, sondern zog ihre Hand zurück.
Das Wort übernahm Yancey Parker. Er hatte seinen Mantel ausgezogen und den Hut abgenommen. Beide Kleidungsstücke hingen jetzt an einem Garderobenhaken.
»Irgendetwas Neues, Sandra?«
»Ja, Chef. Ein Anruf.«
»Und?«
»Wohl ein Kunde, mehr weiß ich auch nicht, denn er hat seinen Namen nicht genannt.«
»Kam Ihnen das nicht seltsam vor?«
»Ja, das schon, aber er wollte noch mal anrufen und dann mit Ihnen sprechen.«
»Okay. Wann?«
»Das hat er nicht gesagt.«
»Gut.« Parker schaute auf seine Uhr. »Ich lasse euch jetzt allein, weil ich noch einige Telefonate führen muss. Kümmere dich um unseren Gast. Ich denke, dass es nicht mehr lange dauert, bis Miss Irina abgeholt wird.« Er schaute sie fragend an. »Ist das okay?«
»Ja, natürlich. Ich fühle mich sehr wohl. Nur keine Hektik, bitte schön.«
»Nein, nein, es geht alles seinen Gang.« Er nickte den beiden Frauen kurz zu. »Bis später dann.«
Auch Sandra schaute zur zweiten Tür, die Parker hinter sich geschlossen hatte. Sie arbeitete schon einige Jahre für ihn und hatte im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Kunden kennengelernt. Vom normalen Menschen bis hin zum Promi, der bewacht werden wollte. Nie hatte sie sich so unwohl gefühlt wie im Beisein dieser Irina. Sie war so ganz anders. Sie tat zwar nichts und stand einfach nur da, aber einen Blickkontakt vermied Sandra tunlichst.
Sie wusste auch
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