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1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie auch und stammelte sie regelrecht hervor.
    »Eines will ich Ihnen sagen, Sir. Ich habe mit dieser Flucht nichts zu tun. Gar nichts, verstehen Sie? Nicht dass Sie denken, ich hätte das alles in die Wege geleitet. Das stimmt auf keinen Fall, darauf leiste ich sogar einen Schwur.«
    Gordon Farell nickte schon gütig. »Das wissen wir, Mr Miller. Sie müssen deswegen keine Angst haben, dass wir Sie belangen. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Der Verteidiger holte wieder Luft. Diesmal schon etwas normaler. »Ja, das habe ich gehört, und ich bin froh, dass Sie so denken.« Er senkte den Kopf und schüttelte ihn. »Ich weiß mir keinen Rat. Ich habe keine Erklärung dafür. Ich weiß auch nicht, wer Milic hier aus dem Saal geholt hat. Ich bin völlig überrascht worden. Das ist ein Vorgang gewesen, den man sich nicht erklären kann.«
    »Genau, Mr Miller. Sie sagen es. Und ich sage Ihnen, dass auch wir uns dieses Ereignis nicht erklären können. Das ist zwar traurig, aber nicht zu ändern.«
    »Haben Sie denn noch Fragen an mich?«
    »Nein. Und wenn welche sein sollten, wissen wir ja, dass wir uns an Jason Miller wenden können.«
    »Das können Sie zu jeder Zeit. Tag und auch Nacht.«
    »Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag«, sagte der Richter und entließ den Mann.
    Miller schlich davon. Während er zur Tür ging, hielt er den Blick auf das Fenster gerichtet, als befürchtete er, dass von dort wieder etwas Grauenvolles in den Gerichtssaal eindringen könnte.
    Gordon Farell tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte den Kopf so gedreht, dass er uns anschauen konnte.
    »Das wird noch ein Nachspiel haben«, sagte er, »zumindest für mich. Man wird von mir eine Erklärung haben wollen, und die kann ich leider nicht geben. Außerdem wird die ganze Sache in der Presse breit getreten werden.« Er winkte ab. »Ich darf gar nicht daran denken, was da alles auf mich einstürmen wird. Und eine Erklärung habe ich nicht zur Hand.«
    »Mauern Sie einfach«, schlug ich vor. »Geben Sie das Statement heraus, dass Sie nicht zu sprechen sind.«
    Er sah mich länger an und sagte dann: »Und was ist mit Ihnen, Mr Sinclair? Sie sind doch für solche Fälle zuständig.«
    Ich musste lachen und sagte: »Jetzt erst recht. Wir werden versuchen, diese Person zu stellen. Einfach wird es nicht sein, aber bisher haben wir vor einem Fall noch nie kapituliert. Das wird sich auch jetzt nicht ändern.«
    Er lächelte. »Ihren Optimismus möchte ich haben.«
    »Wenn man den verliert, kann man gleich einpacken, Euer Ehren.«
    »Das sollte ich mir merken.«
    Es brachte uns nicht weiter, wenn wir hier noch länger saßen. Das sah auch Purdy Prentiss ein und schlug vor, wieder zurück in ihr Büro zu gehen.
    Dagegen hatte ich nichts. Wir verabschiedeten uns von dem Richter, der uns mit einem langen Blick ansah. Es sah so aus, als wollte er etwas sagen, riss sich jedoch zusammen und wünschte sich und uns, dass der Fall bald aufgeklärt wurde.
    »Genau das werden wir versuchen, Sir«, erwiderte ich und ging in Richtung Tür …
    ***
    Purdy Prentiss verdrehte die Augen, ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen, wedelte mit den Händen und flüsterte: »Puh, jetzt brauche ich einen kleinen Schluck.«
    Ich grinste sie an. »Und wo hast du den Stoff versteckt?«
    Sie deutete auf einen schmalen Schrank und warf mir ihren Talar zu. »Da hängen meine Klamotten. Du musst dich bücken und wirst die Flasche finden.«
    »Alles klar.« Ich hängte die Robe in den Schrank und holte die Flasche hervor, die ich mit einem Griff erwischt hatte. Es war bester Single Malt, Purdy wusste sehr genau, was schmeckte.
    Gläser holte sie aus einer Schreibtischschublade. »Für mich nur einen kleinen Schluck, bitte. Ich brauche einfach einen anderen Geschmack, wenn ich daran denke, was ich heute erlebt habe. Das war grauenhaft.«
    »Unerklärlich.«
    »Auch das, John.«
    »Aber wir werden eine Erklärung finden.« Ich ließ die teebraune Flüssigkeit in das Glas gluckern, schob es Purdy zu und schenkte mir selbst einen Drink ein.
    Sie hielt das Glas hoch. »Worauf trinken wir?«
    »Auf uns.«
    »Nicht auf die Engel?«
    »Siehst du die Gestalt als Engel an?«
    »In diesem Fall war sie der Schutzengel für Josip Milic. Daran gibt es nichts zu rütteln.«
    Der Meinung konnte ich mich anschließen. Wir tranken beide. Der Whisky war in der Tat eine Köstlichkeit. Er brannte nicht, sondern rann weich über meine Zunge in den Magen, wo er für eine gewisse Wärme

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