1694 - NATHAN stirbt
haben", hatte er leichthin entgegnet. „Das kommt auch nicht alle Tage vor!"
Sie hatten das Problem nicht weiter erörtert, da sich ihre Wege für einige Stunden getrennt hatten. Seitdem saß Rhodan allein im Raum und verfolgte das Geschehen.
In Abständen von fünfzehn Minuten teilte NATHAN ihm mit, welche Informationspakete er an die Spindelwesen übergeben hatte. Dabei zeichnete sich im Verlauf der Zeit immer deutlicher ab, daß die Spindelwesen buchstäblich alles wissen wollten. Sie drangen in sämtliche Disziplinen ein und verlangten sogar Einblick in archäologische, sprachliche oder ethnische Forschungen. Es schien kein bestimmtes System zu geben, nach dem sie vorgingen. „Kannst du eine Richtung erkennen, in die sie forschen?" fragte Rhodan. „Läßt sich aus den Informationen, die sie abrufen, erkennen, welche Pläne sie haben oder in welche Richtung sie gehen werden?"
„Vorläufig ist kein System auszumachen", antwortete NATHAN. „Sie sind wie Schwämme, die alles in sich aufsaugen."
Rhodan war enttäuscht. Er hatte gehofft, daß NATHAN ihm helfen konnte, ein wenig mehr über die Spindelwesen und ihre Absichten herauszufinden. Doch es schien fast, als hätten sie kein bestimmtes Ziel.
*
Nachdem sie ein großes und elegantes Einkaufszentrum durchquert hatte, machte Ellen Sallek einen Umweg. Mit einem Lift glitt sie in die Tiefe zu den Wohnanlagen, die in begrünten Hallen untergebracht waren.
Ihre Mutter blickte sie erstaunt an, als sie durch die Tür eintrat. „Du bist lange nicht mehr hiergewesen", stellte sie fest, und dabei war der kritische Unterton nicht zu überhören.
Marit Sallek war eine konservative Frau mit festgelegten Ansichten, die ihrer Tochter in vielen Fällen antiquiert erschienen. Doch Ellen hatte längst aufgegeben, mit ihrer Mutter zu diskutieren. Sie wußte, daß sie nicht von ihrer Meinung abweichen würde. „Ich habe nicht viel Zeit, Mutter", sagte sie und lehnte sogar den Kaffee ab, den Marit ihr anbot. „Wir sind auf eine gefährliche Sache gestoßen, und ich bin gekommen, um dich zu warnen."
„Du sprichst von diesen Spindelwesen, die in NATHAN eingedrungen sind?"
Erbleichend setzte die alte Dame sich in einen schwebenden Sessel. Sie blickte ihre Tochter ängstlich forschend an. „Genau davon, Mutter", antwortete die Journalistin. „Ich kann dir keine weiteren Informationen geben. Ich möchte dir nur soviel sagen: Jon-Jon hat mich beauftragt, Passagen für uns beide zur Erde zu besorgen. Er rechnet also damit, daß wir früher oder später vom Mond fliehen müssen."
Marit Sallek griff sich mit beiden Händen an den Kopf. „Um Himmels willen, wohin sind wir nur gekommen!" stöhnte sie. „Perry Rhodan mag ein Mann sein, der sich in unglaublicher Weise um unser Volk verdient gemacht hat, aber jetzt hat er einen Fehler begangen. Ich verstehe einfach nicht, wie er zulassen konnte, daß die Spindelwesen Zugang zu NATHAN erhielten. Das konnte ja nicht gutgehen!"
„Bitte, klag jetzt nicht, Mutter. Pack das Wichtigste zusammen und flieg zur Erde. Bitte, sprich mit niemandem darüber, sondern besorge dir eine Passage, bevor es zu spät ist."
„Willst du damit sagen, daß ich keine Passage mehr bekommen werde, wenn die Tatsachen erst einmal einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind?"
„Genau das, Mutter!"
Sie hauchte ihrer Mutter einen Kuß auf die Wange und eilte hinaus, um endlich den Auftrag zu erfüllen, den Jon-Jon Burckley ihr gegeben hatte.
Ellen befand sich in einer Krise. In ihrem Beruf begegnete sie häufig Menschen, deren Schicksal sie bis ins Innerste aufwühlte. Sie hatte gelernt, ihre Gefühle zu beherrschen. Doch nun spürte sie, daß sie sich einem Zusammenbruch näherte. Vergessen war, was sie in den Aufbaukursen gelernt hatte.
Sie glaubte, die sich ihr nähernden Gefahren körperlich spüren zu können. Ihr war, als habe sich ein Ungeheuer inmitten des Mondes eingenistet, verkörpert durch das Kollektiv der Spindelwesen, das sich nun - unbehindert durch die öffentlichen Sicherheitsorgane – mehr und mehr ausbreitete, das seine Fühler nach den ahnungslosen Menschen ausstreckte, die auf dem Mond arbeiteten und lebten, um sie nach und nach zu vernichten.
Als Assistentin von Jon-Jon Burckley erhielt sie Einblick in viel mehr Dinge als die Öffentlichkeit. Doch sie erfuhr nicht alles, auch Burckley sagte ihr nicht alles, und nicht immer sagte er die Wahrheit. Oft verblüffte er sie mit Informationen, die ihr verschlossen geblieben
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