1699 - Nachricht von Taurec
zerfließenden Gesichtern. Rhodan schrie ebenfalls. Um ihn herum bahnte sich das Ende an. Er preßte sich gegen die Rückenlehne seines Kontursessels und umklammerte die Armstützen so fest, daß seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er glaubte, ersticken zu müssen, als die schwarze Gestalt jetzt auf ihn zukam. „Verschwinde!" schrie er. „Wer immer du bist!" Er war in seinem Leben nie abergläubisch gewesen, aber jetzt dachte er an den Mythos vom Sensenmann, dem Schnitter, der kam, um sich seine Opfer zu holen. Die schwarze Gestalt hielt nicht an. Sie schien zu schweben, ihre Füße waren nicht zu sehen, verschwanden in einem unwirklichen Nebel, der vom Zentraleboden aufstieg und alles erstarren ließ. Die Freunde, die Besatzung - kein Mann und keine Frau rührten sich mehr. Alle standen sie wie in Stein gehauen da und starrten zu ihm herüber. „Was soll das?" fragte Rhodan. Er konnte sich noch rühren, er und der Schwarze. Er sprang auf und fiel fast zur Seite, als die ODIN eine Reihe von neuen schweren Treffern erhielt. „Voltago!" Der Schrei hallte von den Wänden wider und wurde nur langsam vom Nebel verschluckt. Die dunkle Gestalt war stehengeblieben, und jetzt stachen gelbe Augen aus dem Dunkel des Gesichts. Ein hohles Lachen ertönte - und dann war der Spuk vorbei. Die Nebelschwaden verflüchtigten sich unglaublich schnell, und in die Reihen der Gefährten kam wieder Bewegung. Erneut rief Samna Pilkok etwas über die Lautsprecher. Im ersten Moment klang es für Perry Rhodan so, als wolle sich die Ortungschefin über die eben noch Todgeweihten lustig machen - oder sich mit einem makabren Scherz aus diesem Dasein verabschieden. Aber dann sah er es selbst. „Sie werden angegriffen!" hatte die Pilkok geschrien. „Sie explodieren aber nicht durch unsere Waffen!" Und tatsächlich war es so. Perry Rhodan sah, wie sich scheinbar rings um die ODIN eine Atomsonne nach der anderen aufblähte und erlosch - gleichzeitig mit dem entsprechenden Ortungspunkt eines Gish-Vatachh-Raumers. Aber wirklich nur scheinbar, denn als die erste Überraschung überwunden war. da erkannte er, daß sich die Reihen der Quappenschiffe nur auf einer Seite der ODIN lichteten, und zwar unglaublich schnell. Ein Schiff nach dem anderen verschwand von den Ortern der ODIN. Noch war nicht zu erkennen, wer in den ungleichen Kampf eingegriffen hatte, aber die Gish-Vatachh hatten offenbar schnell begriffen, welche Gefahr ihnen drohte, und ließen von der ODIN ab. Sie wandten sich dem neuen Gegner zu - und verglühten mit ihren Schiffen in so gewaltigen Feuerorkanen, wie Rhodan sie selbst aus der Zeit des ehemaligen Solaren Imperiums und der verheerenden Kriege gegen die Meister der Insel und die Erste Schwingungsmacht her kaum kannte. „Was ist, Samna?" fragte sein Sohn Michael, der sonst immer die Nerven behielt. „Wer hat uns da erhört und kommt zu Hilfe?"
„Ich ...", sie lachte fast hysterisch, „... habe nicht den Hauch einer Ahnung. Ich kann nichts orten außer den Quappenraumern, die immer weniger werden."
„Ein unsichtbarer Gegner", hörte Rhodan Atlan sagen. „Oder Verbündeter. Jemand, der in der Großen Leere operiert und über Mittel verfügt, von denen wir nur träumen können..."
„Ja", murmelte Perry. „In Alpträumen." Aber er wußte, was der Arkonide ihm sagen wollte, und auch er konnte sich nur einen Namen für das Wunder vorstellen, mit dem das sichere Ende der ODIN noch einmal verhindert worden war. „Moira", sagte er zu Atlan. „Es kann nur Moira sein, unsere >Freundin< mit der STYX.
6.
Die Söldnerin und der Klon Die letzten Quappenschiffe, etwa fünfzig, retteten sich wie auf ein Kommando in den Überlichtflug, nachdem sie erkannt haben mußten, daß sie gegen den neuen, unverhofft aufgetauchten Gegner nicht den Hauch einer Chance hatten. Noch immer konnte von der ODIN aus nichts geortet werden, und die Gish-Vatachh standen mit Sicherheit ebenso vor einem Rätsel. Für sie mußte es aussehen, als hätten sie es mit einem übermächtigen Feind aus dem Unsichtbaren zu tun - und nicht mit einem einzigen Schiff. Perry Rhodan atmete auf, als er sah, wie sich die unversehrten Einheiten zur Flucht entschlossen und in den Hyperraum entkamen. Alle an Bord der ODIN hielten den Atem an. Für lange Sekunden sah es so aus, als sei der Kugelraumer das einzige Objekt weit und breit in dieser grenzenlosen, deprimierenden und rätselhaften Leere. An einem Ort des Universums, an dem die Schöpfung vorbeigegangen
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