1701 - Die Ayindi
vier Terraner und der Arkonide nickten stumm. Kommentare waren im Moment überflüssig.
„Wir Ayindi nennen unsere Seite des Universums das Arresum. Eure Seite bezeichnen wir als Parresum.
Und beide Seiten unterscheiden sich unter anderem durch ihre Strangeness voneinander. Anders gesagt: Gegenstände oder Personen, die vom Arresum ins Parresum gelangen und andersrum, besitzen jeweils auf der anderen Seite negative Strangeness. Die Spindeln und Segmente beispielsweise wurden auf unserer Seite hergestellt - daher ihre negative Strangeness in euren Augen."
„Arresum und Parresum", wiederholte Atlan nachdenklich. „Hübsche Bezeichnungen."
„Du kannst auch Plus und Minus sagen", bot Moira an.
„Plus und Minus?"
„Beispielsweise. Du kannst mit Plus die eine wie die andere Seite definieren, es ist völlig gleichgültig. Ich vermute, daß ihr Menschen aus Bequemlichkeit eure Seite als die Plus-Seite definieren werdet."
„So schätze ich zumindest unsere Wissenschaftler ein", stimmte Rhodan zu.
„Gut." Moira grinste erneut. „Nennen wir einfach eure Seite die Plusund unsere Seite die Minus-Seite. Das bedeutet natürlich keinerlei moralische Wertung."
„Alle Begriffe erklären aber noch lange nicht, warum hier so viele Sterne sind", meinte Atlan, wie immer skeptisch.
„Begriffe sind ohnehin unwichtig, an den Tatsachen ändern sie nichts.
Laß es mich so verdeutlichen ..." Moira wies auf das Modell, das nach wie vor über dem Tisch schwebte. „Jedem Punkt des Universums ist ein Punkt auf der anderen Seite zugeordnet. Wir sind hier auf Charon - auf der anderen Seite ist Leerraum. Vor einem Tag war hier im Arresum Leerraum - und Charon war auf der anderen Seite. Wo auf eurer Seite ein Planet ist, gibt es eine Art Trennung durch das Möbiusband zur anderen Seite - und dort wird dann Leerraum sein. Es ist keine richtige Trennung, weil beide Seiten eins sind - aber es ist eine vollständigere Trennung, als ihr euch vorstellen könnt."
„Wer sagt, daß dort dann Leerraum vorherrscht?"
„Die Wahrscheinlichkeit. Ein weiterer Gegensatz charakterisiert nämlich die beiden Seiten des Universums - und das zeigt sich ganz besonders an der Großen Leere. Wo auf eurer Seite ein gigantischer Raum ohne jegliche größeren kosmischen Strukturen ist, ballt sich auf dieser Seite, dem Arresum, eine unglaubliche Ansammlung von Galaxien. Ihr habt es ja gesehen, und ihr wart gebührend überrascht. Umgekehrt gilt diese Aussage ebenfalls: Im Arresum gibt es natürlich auch Leerräume - und die entsprechen auf eurer Plus-Seite den Galaxienhaufen. Ist doch ganz einfach, oder?"
Atlan starrte sie mißmutig an. „Mein Extrasinn gibt dir recht", knurrte er, „zumindest errechnet er eine hohe Wahrscheinlichkeit für diese Aussage."
„Und woher nimmt dein Zusatzhirn diese Gewißheit?" spottete die Söldnerin, die langsam zur gewohnten Überlegenheit auflief.
„Er vergleicht kosmische Strukturen und alte Überlegungen galaktischer Wissenschaftler. Die scheinbar fehlende Materie des pulsierenden Universums konnte bislang nicht hundertprozentig ausfindig gemacht werden, auch wenn wir sie bislang theoretisch mit Materiequellen und -senken erklären konnten."
„Dein Extrasinn liefert zumindest eine richtige Antwort: Die fehlende Materie des Universums, die dafür sorgt, daß es irgendwann wieder komprimiert, liegt auf der anderen Seite - und diese Seite ist überall."
„Gut, ich hab's kapiert", seufzte Atlan und schaute Perry Rhodan an. Er schüttelte den Kopf. „Eigentlich ganz einfach."
Moira wies auf das in der Luft schwebende Möbiusband, das sich jetzt wieder drehte.
„Versteht ihr nun", fragte sie, „was ich euch darüber hinaus sagen will?" Das Möbiusband war jetzt von einer Seite zu sehen, ganz deutlich - und es hatte die Form einer liegenden Acht. „Das Quidor-Symbol!" Perry Rhodan sprach das fast andächtig aus. „Ganz recht. Der Möbiusstreifen ist identisch mit dem Symbol der Völker an der Großen Leere. Diese müssen ebenfalls schon vor Jahrmillionen Kenntnis über die beiden Seiten des Universums besessen haben. Sie haben das Symbol als Wahrzeichen für den Kampf gegen den Feind von der anderen Seite verwendet."
„Dieser Feind", hakte Atlan ein, „war dein Volk, Moira, die Ayindi.
Das wirft eine bedeutungsvolle Frage auf: Warum wollten die Ayindi damals das Möbiusband durchbrechen? Warum haben sie den furchtbaren Krieg mit den Völkern der Tanxtuunra angefangen?"
„Auf diese Fragen wirst du von
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