1739 - Der Tabubrecher
Eindruck zu gewinnen, das Schiff in der Hand zu halten und es mit leichten Berührungen zu führen.
Ein grimmiges Lächeln glitt über seine faltigen, dunklen Züge. Gleich darauf sackte die KALADA ohne Vorwarnung ab und ging auf Gegenschub. Das Ayindi-Schiff, das noch einmal beschleunigt hatte, schoß hoch über ihnen hinweg ins Leere.
Die Raunach in der Zentrale jubelten.
„Ich kenne die Ayindi-Taktik", sagte Vor-Toran. „Sie verlassen sich zu sehr auf ihre Technik und ihre Schnelligkeit und unterschätzen dabei immer wieder uns Raunach. Aufgepaßt, ich werde weitere Ausweichmanöver fliegen, die uns dem Planeten dennoch näher bringen."
„Es werden bald weitere Schiffe kommen", warnte der Erste Pilot.
„Keinesfalls", widersprach der Kommandant. „Wir sind nur ein Schiff, und die Ayindi dort drüben geben sich keine Blöße vor ihren eigenen Leuten, indem sie Hilfe anfordern und damit zugeben, daß sie mit einem einzigen Schiff der Damurial nicht fertig werden."
Er runzelte die Stirn, um sich auf den weiteren Flug zu konzentrieren.
Solange er die Ayindi wütend machte, brauchte er sich keine Sorgen zu machen, daß sie ihn erwischten. Brenzlig wurde es erst, wenn sie sich auf sein Spielchen einließen und ernsthafte Gegenzüge ausprobierten. Dann konnte dies zu einem zähen und harten Ringen werden, bis das Schutzfeld wieder errichtet und damit seine Mission fehlgeschlagen war. Vor-Toran flog, wie er noch nie geflogen war. Er holte das letzte aus dem Schiff in halsbrecherischen Aktionen heraus.
Keiner sprach mehr; jeder, der nichts zu tun hatte, hatte sich auf einen sicheren Platz geflüchtet und beobachtete Vor-Torans Flug voller Spannung.
Immer wieder gelang es ihm, dem Feuer der Ayindi auszuweichen. Bisher hatte die KALADA nicht mehr als drei leichte Treffer in den Schutzschirm abbekommen. Zurückgeschossen hatte sie nicht, dazu blieb keine Zeit.
Der Planet war immer noch zu weit entfernt, und jeden Moment mochte das Schutzfeld wieder errichtet werden. Dann war alles umsonst.
Vor-Toran mußte jetzt alles auf eine Karte setzen. Erneut ließ er die KALADA fallen, schlug einen Haken und beschleunigte dann voll auf den Tabuplaneten zu.
Er hörte ein Wimmern in den Antriebsgeräuschen. Das ganze Schiff ächzte und gab ein knarzendes Stöhnen von sich.
Schneller, dachte Vor-Toran, los, mach schon, meine Kleine! Du hast mich nie im Stich gelassen.
Die Ayindi holten rasch auf. Sie hatten das Feuer längst eingestellt, sie wußten, daß das Spiel beendet war. Jetzt war es ein Wettlauf.
„Sie werden uns durch das Feld auf die andere Seite folgen, nicht wahr?" fragte der Erste Pilot.
„Möglich", stimmte Vor-Toran zu. „Aber darüber denken wir erst nach, wenn wir drüben sind."
Er hatte vor, auf der anderen Seite das Schiff des Feindes mit einer Feuersalve zu empfangen. Aber dazu mußte er erst einmal hindurch sein.
Noch war das Schutzfeld nicht wieder errichtet. Wenn die Ayindi nahe genug heran waren, hatte er auch gute Chancen, durchzukommen. Die Ayindi würden nicht ihr eigenes Schiff durch eine plötzliche Schutzfelderrichtung opfern, nur um ein einziges Feindesschiff zu vernichten.
Da erhielt er unerwartet Hilfe, kurz vor dem Planeten. Von der anderen Seite her tauchte ein Schiff auf - ein Kreuzer der Gish-Vatachh.
Wieder jubelten seine Leute, als das Schiff voll auf sie zu beschleunigte.
Darimus hat stets noch einen Trumpf in der Hinterhand, dachte Vor-Toran. Ich hätte es mir denken können.
Er hielt weiter Kurs, ohne zu verlangsamen. Das Ayindi-Schiff blieb ihm auf den Fersen, in seinem Schatten, so daß die Gish-Vatachh nicht direkt das Feuer eröffnen konnten.
Während die KALADA ihr Ziel schon beinahe erreicht hatte, begannen die beiden anderen Schiffe fast gleichzeitig aus allen Rohren zu feuern.
Ein heftiger Stoß erschütterte die KALADA. Die Schiffssysteme meldeten schwere Schäden und forderten den Kommandanten auf, die Geschwindigkeit herabzusetzen, bevor das auseinanderbrechende Schiff die Mannschaft gefährdete.
Vor-Toran achtete nicht darauf, sondern setzte verbissen den Kurs fort.
Umkehren konnte er nicht mehr. Er hatte die plötzlich veränderte Lage sofort erfaßt und versuchte jetzt nur noch, seine Leute zu retten.
„Aber...", stammelte der Erste Pilot betroffen, „aber... sie feuern ja auf uns!"
*
Die Ortungsschirme der PAATROS zeigten, wie die angeschlagene KALADA auf den Planeten zutaumelte.
Das Ayindi-Schiff zog sich plötzlich zurück, ebenso der
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