1743 - Die Templer-Gruft
sich vor, dem Mann nichts zu sagen. Er wollte nur so schnell wie möglich weg und in Ruhe einige Telefonate führen.
Das war nicht so einfach, denn als er den Bau verließ, stoppte der Trecker neben ihm.
»Noch immer da?«
Godwin schaffte ein Lächeln. »Ja, hier war es kühl.«
»Aber Sie sind noch nüchtern.«
»Das versteht sich.«
»Ha, dabei dachte ich, Sie hätten sich einen guten Schluck von meinem Rebensaft gegönnt.«
»Später vielleicht.
»Gut, Sie können immer vorbeikommen. Wir trinken und plaudern ein wenig.«
»Klar, das machen wir.«
Godwin war froh, den Mann los zu sein. Jetzt wollte er telefonieren. Das Gespräch mit London war zwar wichtig, aber ein anderes hatte für ihn Vorrang.
Er wollte im Kloster anrufen, um dort einen Spezialisten an den Hörer zu holen, der sich in der Geschichte des Ordens gut auskannte und sicherlich auch etwas über andere Feinde der Templer wusste. Erst danach war London an der Reihe, und Godwin rechnete stark damit, dass seine Freunde inzwischen einiges in die Wege geleitet hatten.
Zu offen wollte er sich auch nicht zeigen. Er fand einen kleinen Park und dort eine leere Bank, die unter einem Baum im Schatten stand. Hier hatte er endlich die Ruhe, die er brauchte...
***
Es ist eine Sache der Mentalität, was das Warten angeht. Ich schaffte es einfach nicht, gelassen zu bleiben. Dabei spielte es keine Rolle, ob ich in einem Büro wartete oder irgendwo im Freien, die innere Unruhe blieb immer gleich. Das war auch in diesem Fall so.
Suko beobachtete mich mit skeptischen Blicken. Dabei tat ich nichts, stand nicht auf, lief nicht auf und ab, sondern blieb auf meinem Platz sitzen.
»Es wird Zeit«, sagte er schließlich.
»Wie meinst du das?«
»Dass du anrufst.«
Ich grinste etwas komisch. »Ach ja? Und wo soll ich deiner Meinung nach anrufen.«
»In Südfrankreich. In Alet-les-Bains.«
Klar, genau daran hatte ich die ganze Zeit über gedacht und trotzdem so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Da ich Godwin bestimmt nicht erreichen würde, musste ich einer anderen Person Rede und Antwort stehen, und das war Godwins Ehefrau Sophie Blanc.
Suko nickte mir zu. »Nun mach schon. Du bist doch sonst nicht so schüchtern.«
»Ja, ich werde anrufen.«
Er verdrehte die Augen. »Endlich.«
Ein gutes Gefühl hatte ich trotzdem nicht, als ich die Nummer wählte. Ich machte mir auch keine Gedanken darüber, was ich genau sagen wollte, wenn sich Sophie meldete, denn ich hatte ihre private Nummer angewählt. Und es wurde auch abgehoben.
»Ja, hier...«
Ich ließ Sophie nicht ausreden. »Ich bin es. John Sinclair.«
Ein heller Schrei erreichte meine Ohren, kein entsetzter, ein freudiger. »Toll, John, lange nichts mehr voneinander gehört. Wie geht es dir? Alles klar?«
Diese Worte hatten nicht danach geklungen, als würde sie sich Sorgen machen. Das sah ich schon mal als einen kleinen Vorteil an.
»Du willst sicherlich Godwin sprechen.«
»Das wäre nett.«
»Hmmm.« Ein Laut der Enttäuschung erreichte mein Ohr. »Ich würde ihn dir gern geben, aber er ist nicht hier in Alet-les-Bains.«
»Ach, und wo steckt er?«
»Nicht weit weg. In Carcassonne.«
Ich lachte auf. »Ja, die Stadt kenne ich. Was macht er dort, wenn ich mal unbescheiden fragen darf?«
Sophie lachte. »Das darfst du, John. Er will sich dort mit jemandem treffen, er hat es auch getan, aber das Treffen ist wohl nicht so gut abgelaufen. Er rief an, und ich kenne ihn ja. Seine Stimme klang nicht eben fröhlich.«
»Wann hat er dich denn angerufen?«
»Ach, das ist noch nicht lange her. Es liegt erst einige Minuten zurück.«
Da war ich überrascht. »Und du irrst dich auch nicht?«
»Nein. Warum fragst du?«
»Ach, nur so.«
Sophie Blanc war auf der Hut. »Das glaube ich dir nicht, John. Du fragst nicht einfach nur so. Da läuft etwas im Hintergrund, dessen bin ich mir sicher.«
Ich wollte sie nicht anlügen und bestätigte es. »Ja, da sind wir auch involviert. Godwin rief an. Sein Anruf hatte etwas mit dem Treffen zu tun.«
»Oh.« Es gab ein kurzes Schweigen. »Davon habe ich nichts gewusst. Ich kenne auch den Namen des Mannes nicht, mit dem er sich in Carcassonne treffen wollte.«
»Er heißt Henri Graham.«
»Der Name sagt mir nichts, John.«
»Das spielt auch keine Rolle, Sophie. Für mich ist wichtig, dass ich ihn erreiche.«
»Über Handy, nicht?«
»Das habe ich schon versucht. Meinst du, dass es jetzt klappen würde?«
»Ja, denn er hat mich von seinem Handy aus
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