1743 - Die Templer-Gruft
Wahrscheinlich hielt er sich illegal in London auf. Er kam aus einem arabischen Land, zog hier seinen Job durch, hat die Putzfrau getötet, und er hat Beweise beseitigen müssen. Kurz gefasst, es gibt keinen Namen. Und es gibt keinen genauen Hinweis darauf, wo er hergekommen sein muss.«
»Das sieht nicht gut aus«, fasste ich zusammen. »Wir wissen, dass es Assassinen sind, und können davon ausgehen, dass es den Geheimbund immer noch oder wieder gibt.«
»Was könnte der Hintergrund sein?«, fragte unser Chef. »Sind Sie noch immer davon überzeugt, dass es dieses Motiv ist, das auf dem Foto zu sehen ist?«
»Wir haben keine andere Erklärung.« Ich schob die Aufnahme Sir James zu.
Er nahm sie, betrachtete sie von allen Seiten und deutete ein Kopfschütteln an.
Suko sagte: »Schlimm ist, dass wir nicht wissen, wo sich diese Gruft befindet.«
»Das hat dieser Graham auch Ihrem Freund Godwin de Salier nicht verraten.«
»Stellt sich die Frage nach dem Warum.«
»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Erpressung?«, fragte ich.
Zwei Augenpaare schauten mich an.
»Ich kann mir vorstellen, dass dieser Agent doppelt kassieren wollte. Von seinen Auftraggebern und von den Templern.«
»Und wer könnten seine Auftraggeber gewesen sein?«, hakte Sir James nach. »Die Assassinen?«
Ich nickte und sagte: »Sie werden lachen, Sir, daran glaube ich. Denn ich kann mir momentan keinen anderen Auftraggeber vorstellen.«
»Wobei wir wieder am Beginn stehen.« Sir James runzelte die Stirn. »Vielleicht müssen wir versuchen, mehr über die Assassinen herauszufinden. Ihre Geschichte, ihre Spuren, die sie hinterlassen haben. Es wird sicherlich einen Experten geben.«
»Einen Menschen, der sich auf dem Gebiet der Orientalistik auskennt.«
»Sehr richtig, John.«
»Und in Ihrem Klub gibt es keinen?«
Sir James dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. »Leider nicht, aber das ist kein Problem. Geben wir uns noch eine Stunde. Wenn Sie bis dahin keinen Kontakt mit Godwin de Salier aufnehmen konnten, gehen wir diesen Weg.«
Damit waren Suko und ich einverstanden, auch wenn sich unsere Begeisterung in Grenzen hielt.
Suko fragte: »Du machst dir Gedanken, wie?«
»Sieht man mir das an?«
»Klar, sonst hätte ich nicht gefragt.«
Damit lag er richtig. Ich hätte im Kloster anrufen können, aber das traute ich mich noch immer nicht...
***
Godwin de Salier sah das Aufblitzen des Mündungsfeuers. Er hörte die Schüsse und wusste nur, dass seine Reaktion richtig war. Er ließ sich fallen und tauchte ab. Es machte ihm nichts aus, dass er dabei hart auf dem Boden landete und ein scharfer Schmerz durch seine Schulter zuckte.
Die Kugeln trafen ihn nicht. Sie zischten über den Liegenden hinweg, der sich ebenfalls bewegte, über den Rand des Tisches glitt und nach unten fiel.
Godwin hörte einen gellenden Ruf. Die Worte verstand er nicht, vermutete jedoch, dass sie auf Arabisch geschrien worden waren, dann rollte er sich unter den Tisch, um dort Deckung zu finden. Er sah, wie der von ihm überrumpelte Killer auf den anderen zu rannte, wobei er im Zickzack lief.
Sekunden später standen beide zusammen und drehten sich um. Der zweite Mann, der dieselbe Kleidung trug wie der Killer, drohte zu Godwin hin mit der Faust. Anschließend gaben er und sein Kumpan Fersengeld, und ein gestresster Godwin de Salier blieb allein zurück, kroch unter dem Tisch hervor, stand auf und stellte fest, dass er zitterte.
Dieser Mordversuch hatte ihm ziemlich zugesetzt. Doch nun glaubte er, dass er zunächst mal in Sicherheit war.
Trotzdem blieb er noch im Gebäude und beobachtete den Platz davor. Die Schüsse mussten gehört worden sein, doch es gab nur wenige Menschen, die sich darum kümmerten. Einige Fenster waren geöffnet worden. Godwin sah die Köpfe der Neugierigen, aber niemand kam auf den Platz heraus.
Auch er zeigte sich nicht. Dafür setzte er sich auf den Tisch, um nachzudenken. Er hatte etwas in Bewegung gebracht und dachte dabei an sein Telefonat mit Sir James Powell. Das hatte John Sinclairs Chef sicherlich nicht für sich behalten und John sowie auch Suko eingeweiht. Mit den beiden musste er unbedingt Kontakt aufnehmen.
Der Platz war nicht schlecht, doch es kam nicht mehr dazu, denn Godwin wurde gestört, weil der Weinhändler wieder zurückkehrte. Seine Fässer war er losgeworden, jetzt tuckerte der Trecker wieder auf das Lager zu.
Godwin ging nach draußen. Er dachte an die beiden zerbrochenen Weinflaschen. Er nahm
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