176 - Geliebter Höllenkater
der Fall ist -sehr geliebt zu haben.
»Captain war schuld an Lennies Tod«, sagte das Kind leise.
»Unsinn, Linda«, widersprach ihr Vater. »Captain gehorchte einfach seinem Jagdtrieb.«
»Er hat Lennie in den Tod getrieben!« beharrte Linda.
»So überlegt können Tiere nicht handeln, dazu sind sie nicht intelligent genug«, versuchte ihr Peter Sutherland klarzumachen, doch sie ließ es nicht gelten.
»Captain hat Lennie umgebracht, und nun ist er auch tot«, sagte das Mädchen, das aussah wie ein Engel, ungewöhnlich hart. »Das ist nur gerecht.«
»Linda, wie sprichst du denn?« wies Meryl Sutherland ihre Tochter kopfschüttelnd zurecht. »So etwas sagt man nicht. Es ist schlimm genug, daß wir Lennie verloren haben. Du weißt, wie das wehtut. Es ist nicht gerecht, wenn Mr. Dawson nun ebenso leiden muß.«
»Ist es doch!« erwiderte das Kind starrsinnig.
»Wir unterhalten uns später darüber!« warf Peter Sutherland mit einer Unmutsfalte über der Nasenwurzel ein.
Mr. Silver wollte wissen, was die Sutherlands mit dem toten Kater gemacht hatten.
Schweigen.
Linda preßte die Lippen fest zusammen, damit ihr kein Wort entschlüpfen konnte; Mrs. Sutherland konnte Uns nicht in die Augen sehen; Mr. Sutherland wurde unruhig.
»Haben Sie das Tier hier auf Ihrem Grundstück begraben?« fragte ich.
Linda sah ihren Vater an. Ihre himmelblauen Augen sagten: »Verrate es ihnen nicht!« Aber er war ein ehrlicher Mann, der wußte, daß man zu seinen Taten stehen muß.
»Begraben schon, aber nicht in unserem Garten«, antwortete er gepreßt. Ihm war klar, daß er mit Schwierigkeiten rechnen mußte, wenn wir das weiterleiteten.
»Sondern?« fragte ich.
Er wies mit dem Kopf ungefähr in die Richtung. »Unten an der Themse.«
Lindas Blick erdolchte ihn beinahe. Das war ihr Lohn für seine Ehrlichkeit. Er sah sie an und hob bedauernd die Schultern. »Wir dürfen es nicht länger für uns behalten«, sagte er, als wollte er sich entschuldigen. Dann schaute er Mr. Silver und mich an und sagte mit fester Stimme: »Am Ufer der Themse haben wir Lennie begraben.«
»Würden Sie uns die Stelle zeigen, Mr. Sutherland?« fragte ich.
»Nein, Dad!« schrie das Kind aufgeregt. »Das tust du nicht! Das darfst du nicht!«
»Natürlich«, antwortete Peter Sutherland mit belegter Stimme, als hätte Linda nichts gesagt.
***
Warren Adams lauschte mit angehaltenem Atem. Wie kam denn die Katze ins Haus? Wo befand sie sich? Das Miauen war ganz leise gewesen.
Er nahm eine Scheibe Wurst mit, um die Katze zu ködern. »Miez! Miez!« rief er. »Wo bist du?«
Wieder dieses dünne, unglückliche Miauen. Es hörte sich gespenstisch an. Unwillkürlich mußte der rothaarige junge Mann an den Kater denken, den er überfahren hatte. Ihm hatte es sehr leid getan um das Tier. Er mochte Katzen. Bestimmt hätte er eine gehabt, wenn sein Vater nicht allergisch gegen diese Tiere gewesen wäre; er brauchte nur mit jemanden Zusammenkommen, der zu Hause eine Katze hatte, schon nieste er ununterbrochen, seine Augen röteten sich und die Nasenschleimhäute schwollen an.
»Miez! Miez! Miez! Schau, was ich für dich habe!« rief Warren Adams. »Eine ganz frische, leckere Wurst!«
Er ging von Raum zu Raum, ohne das Miauen lokalisieren zu können. Verdammt noch mal, woher kam es?
Er öffnete die Tür des Musikzimmers, und von diesem Augenblick an war nichts mehr zu hören.
Aha, dachte Warren Adams, hier bist du also.
Der Raum bot strahlendes Weiß. Decke, Wände, Teppichboden, Vorhänge, Möbel - alles war weiß, auch der große Konzertflügel, auf dem Warrens Vater virtuos spielen konnte.
Warren bückte sich und schaute unter die Möbel. »Na, mein kleiner Angsthase, wo hast du dich versteckt? Möchtest du die Wurst nicht haben? Sicherlich willst du sie. Aber ich werde sie hier nicht irgendwo hinlegen und verschwinden. Du mußt sie dir schon holen.«
Der Klavierdeckel stand offen. Ob sich die Katze im Flügel versteckte?
Warren fiel auf, daß eine kleine Scheibe der Terrassentür kaputt war. Dort war das Tier also hereingekommen. Es hatte die Öffnung entdeckt und Zuflucht im warmen Zimmer gefunden, Leider kannst du hier nicht bleiben, dachte Warren Adams. Mein Vater würde schreckliche Zustände kriegen, wenn er nach Hause kommt.
Er näherte sich dem teuren Konzertflügel, in dem sich tatsächlich etwas bewegte. Der junge Mann lächelte freundlich und hielt die Wurstscheibe hoch.
Als er die Katze nach einem weiteren Schritt aber genau sah,
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