18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
tanzen, spürte sie greifen und zog. Etwas gab nach. Der Spanner fand die unteren Kerben, und nach einigem Probieren hörte man ein Ticken. Monarch vollführte eine vorsichtige Bewegung mit dem Dietrich und drückte den Spanner nach unten. Ein metallisches Klicken, und die Eisentür sprang auf. Monarch hob die Klempnertasche auf, trat ein und schloss das Tor hinter sich. Dann ging er schnurstracks zum Aufzug.
Im fünften Stock stieg er aus, fand die Treppe und stieg ein Stockwerk tiefer. Er öffnete die Tür des Treppenhauses einen Spaltbreit und spähte in den Hausflur. Irgendwo lief ein Fernseher. Eine Frau sang die letzten Noten eines Lieds. Menschen klatschten Beifall. Die Luft im Flur roch nach Fleisch, das in Paprika, Knoblauch und Minze köchelte.
Er schlich den Flur entlang und fand Vadas’ Wohnungstür. Zwei Schlösser, ein Türknauf, ein Riegel. Er brauchte dreizehn Sekunden, dann war alles geknackt.
Monarch schob die Tür einen Spaltbreit nach innen auf und suchte in der Türlaibung nach Anzeichen einer Alarmanlage. Er holte den Talkumpuder aus der rechten Brusttasche, den er stets bei sich trug, hörte dann aber, wie eine andere Tür im Hausflur sich öffnete.
Eilig stieß er Vadas’ Wohnungstür auf und glitt hinein. Dabei wanderte sein Blick nach unten, wo sein rechtes Bein einen dünnen blauen Lichtstrahl durchbrach. Er fuhr herum und schloss die Tür. Unmittelbar vor ihm, in Augenhöhe an der Wand befestigt, blinkte rot eine Tastatur für den Zugangscode. Eine weibliche Computerstimme sagte etwas Zwingendes auf Ungarisch. Monarch verstand zwar nicht die Worte, aber er begriff deren Inhalt. Es blieben ihm weniger als fünfzehn Sekunden, um das System außer Kraft zu setzen, bevor der Alarm ausgelöst würde.
Monarch riss sein iPhone aus der Brusttasche. Er entriegelte es, wählte eine App, und auf dem Display erschien eine Kurvengraphik. Er beobachtete die Zeitachse und ließ so viel Energie wie möglich laden. Im letzten Moment, bevor der Alarm einsetzte, richtete er das iPhone auf den Schaltkasten.
Er drückte auf SENDEN, spürte, wie das Gerät in seiner Hand leicht vibrierte, und hörte den tiefen Basston, mit dem sich ein intensiver magnetischer Impuls löste, der das Gedächtnis und einen Großteil des Schaltsystems der Alarmanlage löschte. Das Display auf der Zugangstastatur blinkte und spuckte verstümmeltes Geplapper aus.
Monarch holte tief Luft und seufzte: »Das war knapp.«
»Was ist?«, fragte Tatupu.
»Ich musste die Alarmanlage außer Kraft setzen«, murmelte Monarch und zog eine LED-Stirnlampe aus der rechten Jackentasche.
Yin sagte: »Die Polizei dürfte schon auf dem Weg sein.«
»Möglich«, sagte Monarch. »Falls Vadas sich einen automatischen Notruf geleistet hat.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, knipste er die rote Stirnlampe an, zog die Schuhe aus und bewegte sich strumpfsockig durch die Wohnung. Dem Plan zufolge, den Barnett ihm geschickt hatte, sollte zu seiner Rechten die Küche sein. Stattdessen starrte er auf eine leere Wand, und betrat dann ein modern eingerichtetes Wohnzimmer, das wie ein liegendes L geformt war. Ein rotes Sofa stand im langen Teil des Zimmers. Zwei gelbe Clubsessel waren vor eine halbhohe Wand gerückt, an der ein Fernseher hing. Lautsprecher waren hoch in den Ecken angebracht. Es roch nach Zigaretten, Parfum und abgestandenem Kaffee.
»Sieht aus, als hätten sie die Bude kürzlich renoviert«, bemerkte Monarch über seine Freisprecheinrichtung. »Die Pläne taugen nichts.«
Er orientierte sich schnell, vorsichtig. Er entdeckte als Erstes den Computer auf dem Schreibtisch, ein Laptop der Marke Apple Macintosh. Er trat darauf zu, bemerkte außer der Stromzufuhr kein Kabel, woraus er schloss, dass die Wohnung über WLAN verfügte. Mit einem behandschuhten Finger tippte er auf das Touchpad des Laptops. Der Bildschirm wurde hell, und einen Moment lang ging ihm alles viel zu einfach.
Da erschien auf dem Bildschirm eine Eingabeaufforderung und verlangte nach einem Passwort.
Monarch öffnete die Klempnertasche und holte ein Funkmodem heraus, das mit einem Netzwerk-Kabel verbunden war. Er steckte es in Vadas’ Computer.
Monarch sagte: »Yin, ich hab dein Modem mit einem Mac verbunden. Ich such den Router und zapf ihn an.«
»Alles klar«, sagte Yin.
»Chávez?«, fragte Monarch.
»Ich stehe hier vor einem Restaurant in Flussnähe«, antwortete Chávez über ihre Freisprecheinrichtung. »Vadas hat es vor zehn Minuten mit seiner Freundin
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