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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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über­vol­len Aschen­be­cher.
    »Wo­her hast du das ge­wußt ?« fragt der ent­larv­te Ver­bre­cher, und der cle­ve­re De­tek­tiv lä­chelt schwach und ant­wor­tet: »Oh, ei­gent­lich gar nicht, bis du’s mir eben ge­sagt hast!« Und dann kommt die große Ver­fol­gungs­jagd oder die Prü­ge­lei.
    In die­sem Au­gen­blick glaub­te ich plötz­lich al­les. Ich wuß­te, daß mei­ne Sa­re­va ei­ne He­xe war.
    Sie rich­te­te sich seuf­zend auf. »Jetzt läßt sich nichts mehr ver­tu­schen, was? Ich ha­be mich nicht schnell ge­nug von die­sem Schock er­holt.«
    »Rich­tig. Du hast dich nicht schnell ge­nug da­von er­holt.«
    »Ja, ich bin ei­ne He­xe.«
    »Das kann ich nicht glau­ben.« Ich schüt­tel­te den Kopf, aber wir wuß­ten bei­de, daß ich in Wirk­lich­keit an­ders dar­über dach­te.
    Sa­re­va lä­chel­te. »Wie hast du das her­aus­be­kom­men?«
    Ich zeig­te mit dem Dau­men über die Schul­ter. Sie sah zum Ka­min­sims hin­über, wo der ar­me al­te Mar­schak stand, mit ei­ner Na­del im Her­zen. Ich be­ob­ach­te­te sie, nicht Mar­schak. Sie seufz­te. Ih­re Schul­tern san­ken et­was her­ab. Sie zeig­te we­der Schock noch Är­ger; sie wirk­te nur re­si­gniert, als ha­be sie ei­ne Nie­der­la­ge er­lit­ten. Mei­ne Ent­de­ckung be­deu­te­te na­tür­lich ei­ne Art Nie­der­la­ge für sie.
    »Wie … wie lan­ge schon, Sa­re­va?«
    Ich nann­te sie kaum je­mals Sa­re­va, wie sie mich nur sel­ten By­ron nann­te. Wir wa­ren bei den Ko­sen­a­men ge­blie­ben, weil wir uns auch nach drei Ehe­jah­ren noch als Lie­bes­paar fühl­ten.
    »Mein gan­zes Le­ben lang«, ant­wor­te­te sie, oh­ne sich um­zu­dre­hen. »Oder bei­na­he. Prak­tisch mein Le­ben lang.«
    »Ditt­mar?«
    »Ja.«
    »Großer Gott!« Ich hat­te ge­hofft, sie wür­de nicht ja sa­gen. Nicht auch Ditt­mar! Aber ich muß­te wei­ter­fra­gen. »Und Ja, auch Clin­ton.« Sie hat­te sich noch im­mer nicht um­ge­dreht.
    »Barm­her­zi­ger Gott! Dann … dann ha­be ich al­so gar nichts selbst er­reicht«, sag­te mein Ego und be­mit­lei­de­te sich selbst. »Das und al­les an­de­re. Die drei Ditt­mar-Kli­en­ten …«
    »Da­für ha­be ich mich zu sehr an­ge­strengt«, ant­wor­te­te sie lei­se. »Ich war noch ta­ge­lang er­schöpft. Aber du warst so auf­ge­regt, daß du gar nichts da­von ge­merkt hast. Und ich war so glück­lich.« Sie dreh­te sich nach mir um. »Ich war so glück­lich, Liebs­ter! Wenn du Prä­si­dent hät­test wer­den wol­len …«
    »Der Fir­ma?« frag­te ich und leg­te den Kopf schief. »Oder der Ver­ei­nig­ten Staa­ten?«
    »Was wür­dest du denn wol­len?« er­kun­dig­te sie sich eif­rig. Ich merk­te ihr an, daß sie zu al­lem be­reit war, um mir auch die­sen Wunsch zu er­fül­len.
    »Sa­re­va?«
    Ich sah, wie sie zu­sam­men­zuck­te, als ich sie nur mit ih­rem Vor­na­men an­sprach, an­statt »Lieb­ling« oder »Schatz« oder »Sü­ße« zu sa­gen.
    »Ja?« Sie be­weg­te kaum die Lip­pen.
    »Gibt es … gibt es auch ei­ne By­ron-Fi­gur?«
    »Oh, Liebs­ter, nein, nein, nein !« Sie warf sich in mei­ne Ar­me, und ich drück­te sie an mich, hat­te Angst vor ihr, lieb­te sie, fühl­te mich von ihr ab­ge­sto­ßen, war wahn­sin­nig in sie ver­liebt, haß­te sie, weil sie mein Ego ge­kränkt hat­te, und lieb­te sie wie am Tag zu­vor, weil sie Sa­re­va war. Und sie brauch­te es nicht ein­mal zu sa­gen. Sie hat­te al­les für mich ge­tan.
    Aber nicht Ditt­mar. Ditt­mar hat­te ihr grü­nes Kleid voll­ge­kotzt. Der Rest war Zu­fall ge­we­sen. Sie hat­te ei­ne Mög­lich­keit ge­se­hen, mei­ne Kar­rie­re zu för­dern, wäh­rend sie sich an ei­nem Mann räch­te, der sie durch sei­ne Trun­ken­heit be­lei­digt hat­te. Sie hat­te ihn zer­schmet­tert, ihn zu ei­nem mensch­li­chen Wrack ge­macht, ihn in einen Geis­tes­ge­stör­ten ver­wan­delt, der ins Bett mach­te, sich be­schmutz­te und über un­sicht­ba­re Spin­nen auf sei­nem Ge­sicht klag­te.
    Ja, ich hat­te Angst vor ihr.
    Und ich lieb­te sie noch im­mer. Noch im­mer? Ich lieb­te sie. Das war mein Zu­stand. Ich war au­ßer­stan­de, sie nicht zu lie­ben.
    »Ver­sprich mir, daß du das nie wie­der tust«, mur­mel­te ich Mi­nu­ten spä­ter, als wir uns noch im­mer

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