18 Gänsehaut Stories
übervollen Aschenbecher.
»Woher hast du das gewußt ?« fragt der entlarvte Verbrecher, und der clevere Detektiv lächelt schwach und antwortet: »Oh, eigentlich gar nicht, bis du’s mir eben gesagt hast!« Und dann kommt die große Verfolgungsjagd oder die Prügelei.
In diesem Augenblick glaubte ich plötzlich alles. Ich wußte, daß meine Sareva eine Hexe war.
Sie richtete sich seufzend auf. »Jetzt läßt sich nichts mehr vertuschen, was? Ich habe mich nicht schnell genug von diesem Schock erholt.«
»Richtig. Du hast dich nicht schnell genug davon erholt.«
»Ja, ich bin eine Hexe.«
»Das kann ich nicht glauben.« Ich schüttelte den Kopf, aber wir wußten beide, daß ich in Wirklichkeit anders darüber dachte.
Sareva lächelte. »Wie hast du das herausbekommen?«
Ich zeigte mit dem Daumen über die Schulter. Sie sah zum Kaminsims hinüber, wo der arme alte Marschak stand, mit einer Nadel im Herzen. Ich beobachtete sie, nicht Marschak. Sie seufzte. Ihre Schultern sanken etwas herab. Sie zeigte weder Schock noch Ärger; sie wirkte nur resigniert, als habe sie eine Niederlage erlitten. Meine Entdeckung bedeutete natürlich eine Art Niederlage für sie.
»Wie … wie lange schon, Sareva?«
Ich nannte sie kaum jemals Sareva, wie sie mich nur selten Byron nannte. Wir waren bei den Kosenamen geblieben, weil wir uns auch nach drei Ehejahren noch als Liebespaar fühlten.
»Mein ganzes Leben lang«, antwortete sie, ohne sich umzudrehen. »Oder beinahe. Praktisch mein Leben lang.«
»Dittmar?«
»Ja.«
»Großer Gott!« Ich hatte gehofft, sie würde nicht ja sagen. Nicht auch Dittmar! Aber ich mußte weiterfragen. »Und Ja, auch Clinton.« Sie hatte sich noch immer nicht umgedreht.
»Barmherziger Gott! Dann … dann habe ich also gar nichts selbst erreicht«, sagte mein Ego und bemitleidete sich selbst. »Das und alles andere. Die drei Dittmar-Klienten …«
»Dafür habe ich mich zu sehr angestrengt«, antwortete sie leise. »Ich war noch tagelang erschöpft. Aber du warst so aufgeregt, daß du gar nichts davon gemerkt hast. Und ich war so glücklich.« Sie drehte sich nach mir um. »Ich war so glücklich, Liebster! Wenn du Präsident hättest werden wollen …«
»Der Firma?« fragte ich und legte den Kopf schief. »Oder der Vereinigten Staaten?«
»Was würdest du denn wollen?« erkundigte sie sich eifrig. Ich merkte ihr an, daß sie zu allem bereit war, um mir auch diesen Wunsch zu erfüllen.
»Sareva?«
Ich sah, wie sie zusammenzuckte, als ich sie nur mit ihrem Vornamen ansprach, anstatt »Liebling« oder »Schatz« oder »Süße« zu sagen.
»Ja?« Sie bewegte kaum die Lippen.
»Gibt es … gibt es auch eine Byron-Figur?«
»Oh, Liebster, nein, nein, nein !« Sie warf sich in meine Arme, und ich drückte sie an mich, hatte Angst vor ihr, liebte sie, fühlte mich von ihr abgestoßen, war wahnsinnig in sie verliebt, haßte sie, weil sie mein Ego gekränkt hatte, und liebte sie wie am Tag zuvor, weil sie Sareva war. Und sie brauchte es nicht einmal zu sagen. Sie hatte alles für mich getan.
Aber nicht Dittmar. Dittmar hatte ihr grünes Kleid vollgekotzt. Der Rest war Zufall gewesen. Sie hatte eine Möglichkeit gesehen, meine Karriere zu fördern, während sie sich an einem Mann rächte, der sie durch seine Trunkenheit beleidigt hatte. Sie hatte ihn zerschmettert, ihn zu einem menschlichen Wrack gemacht, ihn in einen Geistesgestörten verwandelt, der ins Bett machte, sich beschmutzte und über unsichtbare Spinnen auf seinem Gesicht klagte.
Ja, ich hatte Angst vor ihr.
Und ich liebte sie noch immer. Noch immer? Ich liebte sie. Das war mein Zustand. Ich war außerstande, sie nicht zu lieben.
»Versprich mir, daß du das nie wieder tust«, murmelte ich Minuten später, als wir uns noch immer
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