18 Gänsehaut Stories
Privatsekretär des Herzogs von Cleveland gewesen war, ein noch junger Mann ohne Familie und Rang, aber von großen Fähigkeiten, den Cromwell unbedingt in seine Gewalt bringen wollte. Ich glaube, es muß da ebenso auch noch ein paar private Gründe gegeben haben, die den Diktator des Commonwealth veranlaßten, derart wild hinter diesem Master Francis Latham her zu sein, welches der Name der Person war, auf die ich mich hier beziehe.
Es war spät eines Abends, als ein Fremder zu meinem Haus kam und, da er mich diskret zu sprechen wünschte, in ein Privatzimmer geführt wurde, wo ich ihn sogleich empfing.
»Ich weiß«, sagte er, »daß Sie vertraulich für den Herzog von Cleveland tätig gewesen sind, und ebenso ist mir bekannt, daß Sie schon so manchem Royalisten, der sich in der Klemme befand, sehr nützlich gewesen sind, aber dafür, daß Sie Master Francis Latham, dem Sekretär des Herzogs, helfen, wird Ihnen gestattet, beinahe jede beliebige Summe zu nennen.«
Ich nannte einhundert Pfund, was zu jener Zeit eine weit größere Summe war als heute, wenn man den relativen Wert berücksichtigt. Die eine Hälfte davon sollte ich sofort erhalten; die andere wurde mir zur Zahlung innerhalb vierundzwanzig Stunden versprochen, nachdem Latham die Flucht gelungen war.
Mir wurde gesagt, daß um halb zwölf Uhr in jener Nacht ein Mann in gewöhnlicher Arbeitskleidung, mit einem Besen über der Schulter, an meine Tür klopfen und fragen würde, ob man ein Nachtquartier für ihn wisse; durch diese Kennzeichen würde ich wissen, daß der Mann Francis Latham sei. Ein holländischer Lugger, wurde mir ferner gesagt, läge nahe von Gravesend, und an Bord von diesem sollte ich den Flüchtling bringen, um mir mein Geld zu verdienen.
All dies wurde abgemacht; ich hielt ein Boot mit zwei Ruderern bereit, auf die ich mich absolut verlassen konnte. Ich war weit davon entfernt, bei der Durchführung dieses Unternehmens irgendwelche besonderen Schwierigkeiten zu erwarten.
Ich hatte einen Sohn von damals etwa zwölf Jahren, der ein sehr gewitztes Bürschchen war, das mir schon bei mehreren Gelegenheiten von großem Nutzen gewesen war, und es waren mir niemals Bedenken gekommen, ihn bei solchen Affären wie jener, von der ich hier berichte, ins Vertrauen zu ziehen.
Ein paar Minuten nach halb zwölf kam dann auch tatsächlich von meiner Haustür ein Klopfen, welches mein Sohn beantwortete; es war gemäß der Vereinbarung ein Mann mit einem Besen über der Schulter, der fragte, ob man nicht ein Nachtquartier für ihn wisse, und der daraufhin von meinem Sohn aufgefordert wurde, hereinzukommen.
Der Mann wirkte ziemlich nervös und fragte mich, ob ich glaubte, daß bei der Sache ein großes Risiko bestünde.
»Nein«, sagte ich, »kein größeres als gewöhnlich in solchen Fällen, aber wir müssen eine halbe Stunde bis zum Gezeitenwechsel warten, denn in einem Boot flußab gegen die auflaufende Flut anzukämpfen, würde bedeuten, die Aufmerksamkeit geradezu herauszufordern.«
Dem stimmte er vollkommen bei und setzte sich vor meinen Kamin, um die Zeit bis dahin abzuwarten.
Ich war ebenso wie er darauf bedacht, die Angelegenheit möglichst rasch hinter uns zu bringen, denn es war ein verflixt heikler Auftrag; wenn Oliver Cromwell die Sache zu Ohren kam und er mir nur im geringsten etwas nachweisen konnte, würde er ebenso selbstverständlich den Befehl gegeben haben, mich zu erschießen, wie er im Namen des HERRN sein Abendmahl einzunehmen pflegte.
Ich ging deshalb sogleich zum Fluß hinunter, um mit den beiden Männern zu sprechen, die dort mit dem Boot lagen, und ließ mir von ihnen bestätigen, daß in etwa zwanzig Minuten in der Mitte des Stroms die Flut
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