18 Gänsehaut Stories
ob Sie die Frau des kommenden Jahrhunderts sind, des Zwanzigsten, des Jahrtausend-Endes!«
Mit diesen Worten trat Bostic neben Jane und begann, ihren Leib mit seinen kurzen, dicken Fingern zu erkunden. Er massierte die Brüste, stieß mit bösem Kichern die Finger zwischen ihre Rippen, streichelte die Innenseiten ihrer Schenkel und kitzelte sie schließlich so lange an den Fußsohlen, daß Jane im Gesicht puterrot anlief und ihr vor Atemnot die Augen aus den Höhlen quollen.
»Ach ja«, sagte Bostic schließlich, als falle ihm etwas ein, »das Abszeß … Keine Sorge, Mrs. Atkinson, das haben wir gleich!«
»Um Gottes willen, Bostic«, ächzte Atkinson, »vergreifen Sie sich doch nicht an einer wehrlosen Frau. Sie sind doch Arzt, seien Sie gnädig mit uns!«
»Da ich mit diesen modernen Installationen nicht umgehen kann, verehrte Patientin«, sagte Bostic ungerührt, »liefen Sie Gefahr, von mir mit Lachgas erstickt zu werden. Ich sehe, daß Sie vorbildlich festgeschnallt sind. Ich werde Ihnen jetzt das Abszeß mit dem Messer öffnen. Ein kleiner Schnitt, wenn ich es gleich richtig treffe, was nicht sehr wahrscheinlich ist, denn ich habe vor meiner Demarche reichlich Whisky zu mir genommen. Also liegen Sie ganz ruhig und lassen Sie mich gewähren, das ist Ihre einzige Chance, daß ich da unten, wo sich Ihr schöner Gatte so gern zu schaffen macht, kein Blutbad anrichte.«
Bostic zog den Wagen mit den Messern heran und wählte sorgfältig.
»Sie müssen doch zuerst sterilisieren!« rief Atkinson unvorsichtig laut.
»Psst, Atkinson, sonst kommt mir das Messer aus. Sterilisieren, wenn ich das schon höre. Sie glauben wohl, wir sind am Pasteurinstitut? Nee, mein Lieber, der Mensch des neuen Jahrhunderts stirbt nicht an ein paar Mikroben. Wie war’s mit diesem Messerchen, Madam? Soll ich mal an Ihren Brüstchen probieren, ob es die richtige Schärfe hat?«
Bostic ließ das Messer mit dem langen Griff und der kurzen, scharfen Klinge unmittelbar vor den Augen Janes funkeln, die einer Ohnmacht näher war als jedem Versuch, sich zu wehren, strich dann damit ganz zart über die Warze der linken Brust, tat dann einen Schritt, stellte sich in Positur und führte einen blitzschnellen Schnitt durch das Abszeß.
Jane stieß einen gurgelnden Schrei aus, Atkinson schleuderte mit den Zähnen seinen Briefbeschwerer durchs Fenster, so daß beide Scheiben klirrend zersprangen, und Bostic warf einen letzten, bedauernden Blick auf die schöne Frau, der das Blut zwischen den Schenkeln hervorschoß.
»Mit dem Briefbeschwerer hätte ich ihnen den Schädel einschlagen sollen, Atkinson«, sagte Bostic und wusch sich Janes Blut von seinem Gehrock, »aber er gefiel mir so gut, daß ich ihn mir nachher mitnehmen wollte. Ein kleiner, marmorner Totenkopf auf einem bronzenen Sockel, schon als Sie noch studierten, habe ich Sie darum beneidet. Wenn Sie gestatten, hebe ich ihn mir draußen vom Pflaster auf, zur Erinnerung an diesen unvergeßlichen Nachmittag. Mrs. Atkinson, Herr Kollege, good bye .«
Vampir zu sein dagegen sehr …
von
J. M. Rymer
In seiner »Gothic Bibliography« verzeichnet Montague Summers, einer der profundesten Kenner der literarischen Horror-Szene, unter dem Stichwort »Varney« einen Vampir-Roman, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu den meistgelesenen Büchern in England überhaupt zählte, später jedoch schnell in Vergessenheit geriet und erst in unserer Zeit durch einen Reprint wieder zugänglich gemacht worden ist. Eine gekürzte Fassung des ausufernd umfangreichen Romans liegt auch in deutscher Sprache vor (»Varney der Vampir oder das Fest des Blutes«, Heyne-Buch Band 5209). Summers schreibt: »Varney der Vampir gilt als Meisterwerk von Thomas Peckett Prest.«
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