18 Gänsehaut Stories
bildete, aus welchem jene infernalischen Flammen kamen.
Ein neues Schauspiel erwartete ihn hier. Eine Gestalt kauerte in der Mitte des Schiffes und trug auf ihrem gekrümmten Rücken ein achteckiges Gefäß, aus welchem eine grüne und rote Flamme hervorzüngelte. Der Hochaltar zeigte seinen alten Zierat aus der katholischen Zeit. Dämonen mit flammendem Haar, das sich auf ihrem Kopf sträubte, standen auf dem Altar und vertraten die Stellen der Kerzen.
Alle grotesken und höllischen Gestalten, welche je die Einbildungskraft eines Malers oder Dichters erfunden hat, drängten sich durcheinander, liefen, rannten, flogen und schwebten. Im Gestühl der Domherren saßen ernste Gestalten in der Tracht ihres Standes. Die Hände, welche sie auf ihre Gebetbücher gelegt hatten, waren die Hände von Skeletten, und in ihren eingesunkenen Augen war keine Spur von Leben. Dämonen parodierten die heilige Messe. Vierzig von diesen Kobolden hielten schottische Dudelsackpfeifen von verschiedener Größe in den Händen. Ein ungeheurer schwarzer Kater, der auf einem Thron saß, den etwa zwölf von jenen Geistern umstanden, gab mit einem langgedehnten Miauen den Takt an.
Diese höllische Symphonie ließ alles erbeben, was noch von der halb zerstörten Kirche übrig war, und von Zeit zu Zeit fiel ein Stein herab. Schöne Skelpies lagen während dieses Lärmens auf den Knien; man hätte sie für reizende Jungfrauen halten können, hätte nicht der Schweif unter dem Saum ihres Gewandes hervorgeguckt.
Mehr als fünfzig Spunkies, die ihre Flügel teils ausbreiteten, teils zusammenlegten, tanzten oder ruhten. In den Nischen der Heiligen, die um das Schiff angebracht waren, standen offene Särge, in denen die Toten in ihrem weißen Leichengewand lagen und eine brennende Kerze in der Hand hielten. Was die Skulpturen betrifft, welche an den Pfeilern angebracht waren, so werde ich mich mit ihrer Beschreibung nicht befassen. Alle seit zwanzig Jahren in Schottland began genen Verbrechen hatten das Ihrige dazu beitragen müssen, diese den Dämonen überlieferte Kirche zu schmücken.
Man sah dort den Strang des Gehängten, das Messer des Mörders, die schrecklichen Überreste der Kindsmörderin, Herzen von Bösewichtern, die im Laster schwarz geworden waren, und weiße Haare von Vätern, welche noch an der Schneide des vatermörderischen Dolches klebten.
Muirland blieb stehen und wandte sich um, das Antlitz, das ihn bei seinem Ritt begleitet hatte, befand sich noch immer auf seinem Posten. Eins von den Ungeheuern, welche den höllischen Gottesdienst zu versehen hatten, ergriff ihn bei der Hand; er ließ alles mit sich geschehen. Man führte ihn zum Altar, und er folgte willig seinem Führer. Man kniete nieder, und er kniete ebenfalls nieder; man sang wunderliche Hymnen, er aber hörte nicht; starr blieb er stehen und erwartete sein Schicksal.
Indes wurden die höllischen Gesänge immer lauter; die Spunkies, welche das Ballett bildeten, drehten sich schneller in ihrer höllischen Runde; die Dudelsackpfeifen gellten, schnarrten, heulten und pfiffen.
Muirland wandte wieder den Kopf, seine Begleiterin war verschwunden.
Als sich aber seine geblendeten und verwirrten Blicke auf die Gegenstände richteten, welche ihn umgaben, war er sehr erstaunt, ein junges Mädchen zu erblicken, das auf einem Sarg neben ihm kniete und dessen Gesicht vollkommen dasselbe war, wie das des Gespenstes, welches ihn verfolgt hatte.
Ein kurzes schottisches Hemd von feiner grauer Leinwand fiel kaum bis auf die Hälfte der Schenkel hinab. Man sah weiße Schultern, über welche blondes Haar herabfiel, einen jungfräulichen Busen,
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