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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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bil­de­te, aus wel­chem je­ne in­fer­na­li­schen Flam­men ka­men.
    Ein neu­es Schau­spiel er­war­te­te ihn hier. Ei­ne Ge­stalt kau­er­te in der Mit­te des Schif­fes und trug auf ih­rem ge­krümm­ten Rücken ein acht­e­cki­ges Ge­fäß, aus wel­chem ei­ne grü­ne und ro­te Flam­me her­vor­zün­gel­te. Der Hoch­al­tar zeig­te sei­nen al­ten Zie­rat aus der ka­tho­li­schen Zeit. Dä­mo­nen mit flam­men­dem Haar, das sich auf ih­rem Kopf sträub­te, stan­den auf dem Al­tar und ver­tra­ten die Stel­len der Ker­zen.
    Al­le gro­tes­ken und höl­li­schen Ge­stal­ten, wel­che je die Ein­bil­dungs­kraft ei­nes Ma­lers oder Dich­ters er­fun­den hat, dräng­ten sich durch­ein­an­der, lie­fen, rann­ten, flo­gen und schweb­ten. Im Ge­stühl der Dom­her­ren sa­ßen erns­te Ge­stal­ten in der Tracht ih­res Stan­des. Die Hän­de, wel­che sie auf ih­re Ge­bet­bü­cher ge­legt hat­ten, wa­ren die Hän­de von Ske­let­ten, und in ih­ren ein­ge­sun­ke­nen Au­gen war kei­ne Spur von Le­ben. Dä­mo­nen par­odier­ten die hei­li­ge Mes­se. Vier­zig von die­sen Ko­bol­den hiel­ten schot­ti­sche Du­del­sack­pfei­fen von ver­schie­de­ner Grö­ße in den Hän­den. Ein un­ge­heu­rer schwar­zer Ka­ter, der auf ei­nem Thron saß, den et­wa zwölf von je­nen Geis­tern um­stan­den, gab mit ei­nem lang­ge­dehn­ten Mi­au­en den Takt an.
    Die­se höl­li­sche Sym­pho­nie ließ al­les er­be­ben, was noch von der halb zer­stör­ten Kir­che üb­rig war, und von Zeit zu Zeit fiel ein Stein her­ab. Schö­ne Skel­pies la­gen wäh­rend die­ses Lär­mens auf den Kni­en; man hät­te sie für rei­zen­de Jung­frau­en hal­ten kön­nen, hät­te nicht der Schweif un­ter dem Saum ih­res Ge­wan­des her­vor­ge­guckt.
    Mehr als fünf­zig Spun­kies, die ih­re Flü­gel teils aus­brei­te­ten, teils zu­sam­men­leg­ten, tanz­ten oder ruh­ten. In den Ni­schen der Hei­li­gen, die um das Schiff an­ge­bracht wa­ren, stan­den of­fe­ne Sär­ge, in de­nen die To­ten in ih­rem wei­ßen Lei­chen­ge­wand la­gen und ei­ne bren­nen­de Ker­ze in der Hand hiel­ten. Was die Skulp­tu­ren be­trifft, wel­che an den Pfei­lern an­ge­bracht wa­ren, so wer­de ich mich mit ih­rer Be­schrei­bung nicht be­fas­sen. Al­le seit zwan­zig Jah­ren in Schott­land be­gan ge­nen Ver­bre­chen hat­ten das Ih­ri­ge da­zu bei­tra­gen müs­sen, die­se den Dä­mo­nen über­lie­fer­te Kir­che zu schmücken.
    Man sah dort den Strang des Ge­häng­ten, das Mes­ser des Mör­ders, die schreck­li­chen Über­res­te der Kinds­mör­de­rin, Her­zen von Bö­se­wich­tern, die im Las­ter schwarz ge­wor­den wa­ren, und wei­ße Haa­re von Vä­tern, wel­che noch an der Schnei­de des va­ter­mör­de­ri­schen Dol­ches kleb­ten.
    Muir­land blieb ste­hen und wand­te sich um, das Ant­litz, das ihn bei sei­nem Ritt be­glei­tet hat­te, be­fand sich noch im­mer auf sei­nem Pos­ten. Eins von den Un­ge­heu­ern, wel­che den höl­li­schen Got­tes­dienst zu ver­se­hen hat­ten, er­griff ihn bei der Hand; er ließ al­les mit sich ge­sche­hen. Man führ­te ihn zum Al­tar, und er folg­te wil­lig sei­nem Füh­rer. Man knie­te nie­der, und er knie­te eben­falls nie­der; man sang wun­der­li­che Hym­nen, er aber hör­te nicht; starr blieb er ste­hen und er­war­te­te sein Schick­sal.
    In­des wur­den die höl­li­schen Ge­sän­ge im­mer lau­ter; die Spun­kies, wel­che das Bal­lett bil­de­ten, dreh­ten sich schnel­ler in ih­rer höl­li­schen Run­de; die Du­del­sack­pfei­fen gell­ten, schnarr­ten, heul­ten und pfif­fen.
    Muir­land wand­te wie­der den Kopf, sei­ne Be­glei­te­rin war ver­schwun­den.
    Als sich aber sei­ne ge­blen­de­ten und ver­wirr­ten Bli­cke auf die Ge­gen­stän­de rich­te­ten, wel­che ihn um­ga­ben, war er sehr er­staunt, ein jun­ges Mäd­chen zu er­bli­cken, das auf ei­nem Sarg ne­ben ihm knie­te und des­sen Ge­sicht voll­kom­men das­sel­be war, wie das des Ge­spens­tes, wel­ches ihn ver­folgt hat­te.
    Ein kur­z­es schot­ti­sches Hemd von fei­ner grau­er Lein­wand fiel kaum bis auf die Hälf­te der Schen­kel hin­ab. Man sah wei­ße Schul­tern, über wel­che blon­des Haar her­ab­fiel, einen jung­fräu­li­chen Bu­sen,

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