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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Sa­wyers Leich­nam in den schlecht ge­ar­bei­te­ten Sarg ge­legt hat­te, den er jetzt auf der Su­che nach Fen­ners acht­los zur Sei­te schob.
    Er hat­te ge­ra­de den rich­ti­gen Sarg er­kannt, als der Wind die Tür ins Schloß warf, wo­durch es in der en­gen Grab­kam­mer noch fins­te­rer als zu­vor wur­de. Zwi­schen Tür und Schwel­le drang nur ein schwa­cher Licht­strahl in das In­ne­re der Gruft, so daß Birch sich müh­sam an den Sär­gen ent­lang­tas­ten muß­te, um wie­der an die Tür zu ge­lan­gen. Er rüt­tel­te hef­tig an der Klin­ke und trat schließ­lich so­gar mit dem Stie­fel da­ge­gen, gab die­se ver­geb­li­chen Be­mü­hun­gen dann aber wie­der auf, als sein vom Al­ko­hol um­ne­bel­ter Ver­stand ihm sag­te, daß die­se Me­tho­de we­nig er­folg­ver­spre­chend sei. Das jah­re­lang ver­nach­läs­sig­te Schloß war of­fen­sicht­lich durch den hef­ti­gen Auf­prall ge­bro­chen, wo­durch der To­ten­grä­ber zum Ge­fan­ge­nen der Gruft ge­wor­den war – ein Op­fer sei­ner ei­ge­nen Sorg­lo­sig­keit.
    Die­ser Vor­fall muß sich et­wa um vier Uhr nach­mit­tags zu­ge­tra­gen ha­ben. Birch, der von Na­tur aus phleg­ma­tisch und prak­tisch ver­an­lagt war, ver­geu­de­te kei­ne Zeit mit ver­geb­li­chen Hil­fe­ru­fen, son­dern mach­te sich auf die Su­che nach ei­ni­gen Werk­zeu­gen, die er in ei­ner Ecke der Kam­mer hat­te lie­gen se­hen. Es bleibt zu be­zwei­feln, daß er das Un­heim­li­che und Furchter­re­gen­de sei­ner La­ge er­faß­te, aber er war je­den­falls wü­tend dar­über, sich aus­ge­rech­net in der Gruft ein­ge­sperrt zu fin­den, die in der ent­fern­tes­ten Ecke des Fried­hofs lag. Die Ar­beit, die er sich für die­sen Nach­mit­tag vor­ge­nom­men hat­te, wür­de er wohl kaum mehr be­en­den kön­nen, und wenn nicht der Zu­fall einen Men­schen in die­se Ge­gend führ­te, wür­de er un­ter Um­stän­den die gan­ze Nacht und noch län­ger hier ver­brin­gen müs­sen. Die Werk­zeu­ge wa­ren schnell ge­fun­den, Birch wähl­te einen Ham­mer und einen Mei­ßel und kehr­te über die Sär­ge hin­weg zur Tür zu­rück. Die Luft hat­te sich be­reits merk­lich ver­schlech­tert, aber er ach­te­te nicht dar­auf, son­dern be­ar­bei­te­te das schwe­re Schloß mit hef­ti­gen Schlä­gen.
    Als er er­kann­te, daß das Schloß mit den vor­han­de­nen Mit­teln nicht auf­zu­bre­chen war – je­den­falls nicht in dem Halb­dun­kel, in dem er kaum den Mei­ßel­kopf er­ken­nen konn­te –, such­te Birch nach ei­nem an­de­ren mög­li­chen Aus­weg. Die Gruft war in ei­ne Fels­wand hin­ein­ge­hau­en wor­den, die je­den Aus­bruchs­ver­such nach oben von vorn­her­ein als aus­sichts­los er­schei­nen ließ. Über der Tür bil­de­te je­doch nur Zie­gel­mau­er­werk den Ab­schluß, das den Be­mü­hun­gen ei­nes ent­schlos­se­nen Man­nes kei­nen all­zu großen Wi­der­stand zu bie­ten ver­sprach; des­halb sah er lan­ge hin­auf, wäh­rend er fie­ber­haft über­leg­te, wie er es er­rei­chen kön­ne. In der Gruft be­fand sich nichts, was als Lei­ter ge­eig­net ge­we­sen wä­re, und die Sarg­nischen an den Sei­ten­wän­den, die Birch sel­ten ge­nug be­nutz­te, wa­ren zu weit ent­fernt, um als Stu­fen zu die­nen. Nur die Sär­ge selbst blie­ben nach die­sen Über­le­gun­gen üb­rig, und wäh­rend er dar­über nach­dach­te, such­te er nach der best­mög­li­chen An­ord­nung. Drei Sär­ge über­ein­an­der, schätz­te er, müß­ten ge­nü­gen, um ihn das Mau­er­werk er­rei­chen zu las­sen, aber vier wä­ren be­stimmt vor­zu­zie­hen. Die ein­zel­nen Sär­ge hat­ten et­wa glei­che Aus­ma­ße und konn­ten wie Bau­klöt­ze auf­ein­an­der­ge­stellt wer­den; Birch über­leg­te al­so, wie er mit acht Sär­gen ei­ne mög­lichst sta­bi­le Platt­form er­rich­ten kön­ne. Da­bei war es un­ver­meid­lich, daß er nach­träg­lich be­dau­er­te, die Ein­zel­tei­le die­ser im­pro­vi­sier­ten Trep­pe nicht doch et­was sorg­fäl­ti­ger und so­li­der an­ge­fer­tigt zu ha­ben. Daß er ge­nü­gend Vor­stel­lungs­kraft be­saß, um sich zu wün­schen, die Sär­ge sei­en leer, muß be­zwei­felt wer­den.
    End­lich faß­te er einen Ent­schluß und be­gann die Sär­ge

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