18 Gänsehaut Stories
in folgender Anordnung übereinanderzutürmen: drei als Unterlage, dann zwei mal zwei übereinander und schließlich noch einen, von dem aus er arbeiten wollte. Dann benützte er aber doch nur zwei für die unterste Lage, nachdem er sich überlegt hatte, daß er unter Umständen noch einen brauchen würde, um durch das Loch über der Tür hinausklettern zu können. So plagte der unfreiwillige Gefangene sich also in der tiefen Dämmerung ab und errichtete vor Anstrengung keuchend Lage für Lage seinen Turm en miniature. Einige der Särge ächzten bedrohlich, und er hob sich Matt Fenners Sarg bis zuletzt auf, um seinen Füßen später bei der Arbeit eine möglichst sichere Unterlage zu bieten. Dabei mußte er sich vor allem auf seinen Tastsinn verlassen und stieß nur aus Zufall auf den richtigen Sarg, nachdem er ihn zunächst aus Versehen in die dritte Schicht eingebaut hatte.
Nachdem der Turmbau endlich fertiggestellt war, gönnte Birch sich eine kurze Pause, um dann mit Hammer und Meißel bewaffnet an die Arbeit zu gehen. Das leichte Mauerwerk versprach keinen großen Widerstand zu bieten, so daß der wackere Mann nicht daran zweifelte, schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder in Freiheit zu sein. Als die ersten Hammerschläge fielen, wieherte sein Gaul auf, wobei allerdings nicht mit Sicherheit zu unterscheiden war, ob dieser Laut Ermunterung oder Spott bedeuten sollte.
Keine der beiden Auslegungen war von der Hand zu weisen, denn das Mauerwerk erwies sich als überraschend massiv.
Die Nacht folgte auf die Abenddämmerung, aber Birch arbeitete unermüdlich weiter. Allerdings mußte er sich jetzt weitgehend auf seinen Tastsinn verlassen, denn schwere Wolken verbargen den blassen Mond fast vollständig. Obwohl sein Werk nur langsam Fortschritte machte, fühlte Birch sich durch den allmählich entstehenden Durchbruch ermutigt, den er bis Mitternacht genügend erweitert zu haben hoffte, um hindurchkriechen zu können. Bezeichnend für seine Einstellung diesen Dingen gegenüber muß es genannt werden, daß er sich keine Sekunde lang Gedanken über Zeit, Ort und die leblosen Gestalten zu seinen Füßen machte. Er hämmerte ungerührt weiter, stieß nur ab und zu einen kurzen Fluch aus, wenn ihn ein Splitter ins Gesicht traf, und lachte einmal sogar lauthals, als ein anderer das Pferd streifte, das vor der Gruft unruhig scharrte. Im Laufe der Zeit hatte er die Öffnung so vergrößert, daß er bereits gelegentlich den Versuch unternahm, sich hindurchzuzwängen, wobei die Särge unter seinen Füßen gefährlich knarrten und schwankten. Dabei stellte er fest, daß es nicht nötig sein würde, den bestehenden Stapel um einen Sarg zu erhöhen, denn das Loch befand sich genau in der richtigen Höhe und mußte nur noch erweitert werden. Es muß zumindest bereits Mitternacht gewesen sein, als Birch zu der Überzeugung kam, daß der Durchbruch jetzt groß genug sei. Da er trotz häufig eingelegter Arbeitspausen erschöpft und schweißüberströmt war, stieg er noch einmal in die Gruft hinunter, um seine Kräfte für den bevorstehenden Ausbruchsversuch zu sammeln. Seltsamerweise verspürte er keine rechte Begeisterung mehr dazu und scheute zudem die damit verbundene Anstrengung, denn sein Körper wies bereits die ersten Anzeichen der Korpulenz auf, die bei Männern seines Alters so häufig anzutreffen ist.
Als er wieder über die ächzenden Särge nach oben kletterte, empfand er sein nicht unbeträchtliches Körpergewicht als besonders hinderlich, vor allem als er den obersten erreicht hatte und unter seinen Füßen ein bedrohlich klingendes Krachen vernahm. Offensichtlich hatte er sich einer vergeblichen
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