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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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in fol­gen­der An­ord­nung über­ein­an­der­zutür­men: drei als Un­ter­la­ge, dann zwei mal zwei über­ein­an­der und schließ­lich noch einen, von dem aus er ar­bei­ten woll­te. Dann be­nütz­te er aber doch nur zwei für die un­ters­te La­ge, nach­dem er sich über­legt hat­te, daß er un­ter Um­stän­den noch einen brau­chen wür­de, um durch das Loch über der Tür hin­aus­klet­tern zu kön­nen. So plag­te der un­frei­wil­li­ge Ge­fan­ge­ne sich al­so in der tie­fen Däm­me­rung ab und er­rich­te­te vor An­stren­gung keu­chend La­ge für La­ge sei­nen Turm en mi­nia­ture. Ei­ni­ge der Sär­ge ächz­ten be­droh­lich, und er hob sich Matt Fen­ners Sarg bis zu­letzt auf, um sei­nen Fü­ßen spä­ter bei der Ar­beit ei­ne mög­lichst si­che­re Un­ter­la­ge zu bie­ten. Da­bei muß­te er sich vor al­lem auf sei­nen Tast­sinn ver­las­sen und stieß nur aus Zu­fall auf den rich­ti­gen Sarg, nach­dem er ihn zu­nächst aus Ver­se­hen in die drit­te Schicht ein­ge­baut hat­te.
    Nach­dem der Turm­bau end­lich fer­tig­ge­stellt war, gönn­te Birch sich ei­ne kur­ze Pau­se, um dann mit Ham­mer und Mei­ßel be­waff­net an die Ar­beit zu ge­hen. Das leich­te Mau­er­werk ver­sprach kei­nen großen Wi­der­stand zu bie­ten, so daß der wa­cke­re Mann nicht dar­an zwei­fel­te, schon nach ver­hält­nis­mä­ßig kur­z­er Zeit wie­der in Frei­heit zu sein. Als die ers­ten Ham­mer­schlä­ge fie­len, wie­her­te sein Gaul auf, wo­bei al­ler­dings nicht mit Si­cher­heit zu un­ter­schei­den war, ob die­ser Laut Er­mun­te­rung oder Spott be­deu­ten soll­te.
    Kei­ne der bei­den Aus­le­gun­gen war von der Hand zu wei­sen, denn das Mau­er­werk er­wies sich als über­ra­schend mas­siv.
    Die Nacht folg­te auf die Abend­däm­merung, aber Birch ar­bei­te­te un­er­müd­lich wei­ter. Al­ler­dings muß­te er sich jetzt weit­ge­hend auf sei­nen Tast­sinn ver­las­sen, denn schwe­re Wol­ken ver­bar­gen den blas­sen Mond fast voll­stän­dig. Ob­wohl sein Werk nur lang­sam Fort­schrit­te mach­te, fühl­te Birch sich durch den all­mäh­lich ent­ste­hen­den Durch­bruch er­mu­tigt, den er bis Mit­ter­nacht ge­nü­gend er­wei­tert zu ha­ben hoff­te, um hin­durch­krie­chen zu kön­nen. Be­zeich­nend für sei­ne Ein­stel­lung die­sen Din­gen ge­gen­über muß es ge­nannt wer­den, daß er sich kei­ne Se­kun­de lang Ge­dan­ken über Zeit, Ort und die leb­lo­sen Ge­stal­ten zu sei­nen Fü­ßen mach­te. Er häm­mer­te un­ge­rührt wei­ter, stieß nur ab und zu einen kur­z­en Fluch aus, wenn ihn ein Split­ter ins Ge­sicht traf, und lach­te ein­mal so­gar lauthals, als ein an­de­rer das Pferd streif­te, das vor der Gruft un­ru­hig scharr­te. Im Lau­fe der Zeit hat­te er die Öff­nung so ver­grö­ßert, daß er be­reits ge­le­gent­lich den Ver­such un­ter­nahm, sich hin­durch­zu­zwän­gen, wo­bei die Sär­ge un­ter sei­nen Fü­ßen ge­fähr­lich knarr­ten und schwank­ten. Da­bei stell­te er fest, daß es nicht nö­tig sein wür­de, den be­ste­hen­den Sta­pel um einen Sarg zu er­hö­hen, denn das Loch be­fand sich ge­nau in der rich­ti­gen Hö­he und muß­te nur noch er­wei­tert wer­den. Es muß zu­min­dest be­reits Mit­ter­nacht ge­we­sen sein, als Birch zu der Über­zeu­gung kam, daß der Durch­bruch jetzt groß ge­nug sei. Da er trotz häu­fig ein­ge­leg­ter Ar­beit­s­pau­sen er­schöpft und schweiß­über­strömt war, stieg er noch ein­mal in die Gruft hin­un­ter, um sei­ne Kräf­te für den be­vor­ste­hen­den Aus­bruchs­ver­such zu sam­meln. Selt­sa­mer­wei­se ver­spür­te er kei­ne rech­te Be­geis­te­rung mehr da­zu und scheu­te zu­dem die da­mit ver­bun­de­ne An­stren­gung, denn sein Kör­per wies be­reits die ers­ten An­zei­chen der Kor­pu­lenz auf, die bei Män­nern sei­nes Al­ters so häu­fig an­zu­tref­fen ist.
    Als er wie­der über die äch­zen­den Sär­ge nach oben klet­ter­te, emp­fand er sein nicht un­be­trächt­li­ches Kör­per­ge­wicht als be­son­ders hin­der­lich, vor al­lem als er den obers­ten er­reicht hat­te und un­ter sei­nen Fü­ßen ein be­droh­lich klin­gen­des Kra­chen ver­nahm. Of­fen­sicht­lich hat­te er sich ei­ner ver­geb­li­chen

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