18 Geisterstories
Skinslop … Rogers … Piochinni … Wang-Su, ein Chinese … Kirby … Ruttermole … O’Neill …
Er nannte im Geist ihre Namen, aber er sah, wie sie sich militärisch in einer Reihe aufstellten; und plötzlich verband er andere Namen mit ihnen, die Namen von lebenden Menschen, welche sich irren Blicks, mit von einer unbeschreiblichen Angst verzerrten Gesichtern unter die Gespenster mischten.
Ja, sie ordneten sich ein, von unsichtbaren Händen an den Schultern geschoben: die Wächter Soames, Thomson, Pritchard, Hackle, der Vizedirektor Fisher und der Richter Hatterley, der als Gast Fishers am folgenden Tag ebenfalls der Hinrichtung beiwohnen sollte.
Getrennt von ihnen durch einen freien Raum von wenigen Metern, gehörten auch sechs zum Tode verurteilte Gefangene, sowie Hilary Channing zu dem geheimnisvollen Zug, der sich bildete.
Im Gegensatz zur ersten Gefangenengruppe trugen diese eine ruhige, ja sogar zufriedene Miene zur Schau. Plötzlich setzte sich der Zug in Bewegung: Menschen und Geister marschierten, wenige Schritte von Clevens entfernt, anscheinend ohne ihn zu sehen, in langsamem Paradeschritt vorbei und bewegten sich dem Hauptgang zu.
Das Gitter, welches beide Teile dieses langen, mit schwarzweißen Fliesen belegten Korridors trennte, ging wie ein Fallgitter hoch; und die Gleitschienen, die normalerweise Klingeln in Bewegung setzten, funktionierten diesmal nicht.
Das große Tor öffnete sich lautlos, und Clevens sah in der Ferne im Nebel verschwommen die Straßenlampen.
Das Tor blieb so lange offen, bis der Zug im Nebel verschwand, dann schloß es sich wieder geräuschlos.
Ganz langsam und allein trat Browns Geist durch den Gang; sein schwarzer Umhang sah aus wie riesige nächtliche Flügel, der breite Hut war tief in die Stirn gedrückt.
Er blieb vor Clevens stehen und sagte:
»Ihr habt Glück, du und Smitherson, daß ihr keine schlechten Menschen seid.«
Der Pförtner sah ihn nicht verschwinden, verspürte aber im nächsten Augenblick einen heftigen Schmerz im ganzen Körper, so als hätte er mit beiden Händen eine Leydener Flasche angefaßt.
Niemals fand man eine Spur der Beamten oder der Gefangenen wieder, die von den Geistern entführt worden waren.
Aber die Gerichtsärzte, die die Leiche des Henkers Duck zu untersuchen hatten, erlebten etwas Bestürzendes.
Die Leiche war mit dem Wagen zum Anatomiesaal nach South-Kensington gebracht worden, und als die Saaldiener sie auf den Seziertisch legten, lösten sich von ihr große Fleischstücke los, die Knochen durchstießen das Gesicht und die Gliedmaßen, und die zerfressene, faulende Masse der Eingeweide wurde sichtbar.
»Eine Leiche, die mehrere Tage in ungelöschtem Kalk gelegen hat«, stellte der Gerichtsarzt Miller fest.
Es verging eine verhältnismäßig lange Zeit, ehe Smitherson und Clevens von der schrecklichen Nacht zu sprechen wagten.
Und auch nur mit leiser Stimme, bei Cufly, dessen dog-nose ihnen Mut machte.
»Im Grunde genommen freue ich mich für Channing«, gestand Rock Smitherson, »und für Duck empfinde ich keinerlei Mitleid.«
»Und die anderen … ich meine die Kollegen, Fisher und der Richter Hatterley, die entführt wurden, waren zugegebenermaßen schlechte Menschen«, erklärte Clevens.
»Wo sie wohl sein mögen?« murmelte Smitherson.
»Besser, man redet nicht mehr darüber.«
Und beide richteten ängstliche Blicke auf die Tür, als erwarteten sie, daß sie im nächsten Augenblick von dem Geist mit dem schwarzen Umhang und dem breiten Hut aufgestoßen würde.
Das Gespenst von
Knut Hamsun
Er war zeitlebens ein Verächter und Feind aller Konventionen, ein romantischer Aufrührer, dessen Sympathie
Weitere Kostenlose Bücher