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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Skins­lop … Ro­gers … Pio­chin­ni … Wang-Su, ein Chi­ne­se … Kir­by … Rut­ter­mo­le … O’Neill …
    Er nann­te im Geist ih­re Na­men, aber er sah, wie sie sich mi­li­tä­risch in ei­ner Rei­he auf­stell­ten; und plötz­lich ver­band er an­de­re Na­men mit ih­nen, die Na­men von le­ben­den Men­schen, wel­che sich ir­ren Blicks, mit von ei­ner un­be­schreib­li­chen Angst ver­zerr­ten Ge­sich­tern un­ter die Ge­spens­ter misch­ten.
    Ja, sie ord­ne­ten sich ein, von un­sicht­ba­ren Hän­den an den Schul­tern ge­scho­ben: die Wäch­ter So­a­mes, Thom­son, Prit­chard, Hack­le, der Vi­ze­di­rek­tor Fis­her und der Rich­ter Hat­ter­ley, der als Gast Fis­hers am fol­gen­den Tag eben­falls der Hin­rich­tung bei­woh­nen soll­te.
    Ge­trennt von ih­nen durch einen frei­en Raum von we­ni­gen Me­tern, ge­hör­ten auch sechs zum To­de ver­ur­teil­te Ge­fan­ge­ne, so­wie Hil­ary Chan­ning zu dem ge­heim­nis­vol­len Zug, der sich bil­de­te.
    Im Ge­gen­satz zur ers­ten Ge­fan­ge­nen­grup­pe tru­gen die­se ei­ne ru­hi­ge, ja so­gar zu­frie­de­ne Mie­ne zur Schau. Plötz­lich setz­te sich der Zug in Be­we­gung: Men­schen und Geis­ter mar­schier­ten, we­ni­ge Schrit­te von Cle­vens ent­fernt, an­schei­nend oh­ne ihn zu se­hen, in lang­sa­mem Pa­ra­de­schritt vor­bei und be­weg­ten sich dem Haupt­gang zu.
    Das Git­ter, wel­ches bei­de Tei­le die­ses lan­gen, mit schwarz­wei­ßen Flie­sen be­leg­ten Kor­ri­dors trenn­te, ging wie ein Fall­git­ter hoch; und die Gleit­schie­nen, die nor­ma­ler­wei­se Klin­geln in Be­we­gung setz­ten, funk­tio­nier­ten dies­mal nicht.
    Das große Tor öff­ne­te sich laut­los, und Cle­vens sah in der Fer­ne im Ne­bel ver­schwom­men die Stra­ßen­lam­pen.
    Das Tor blieb so lan­ge of­fen, bis der Zug im Ne­bel ver­schwand, dann schloß es sich wie­der ge­räusch­los.
    Ganz lang­sam und al­lein trat Browns Geist durch den Gang; sein schwar­zer Um­hang sah aus wie rie­si­ge nächt­li­che Flü­gel, der brei­te Hut war tief in die Stirn ge­drückt.
    Er blieb vor Cle­vens ste­hen und sag­te:
    »Ihr habt Glück, du und Smit­her­son, daß ihr kei­ne schlech­ten Men­schen seid.«
    Der Pfört­ner sah ihn nicht ver­schwin­den, ver­spür­te aber im nächs­ten Au­gen­blick einen hef­ti­gen Schmerz im gan­zen Kör­per, so als hät­te er mit bei­den Hän­den ei­ne Ley­de­ner Fla­sche an­ge­faßt.
    Nie­mals fand man ei­ne Spur der Be­am­ten oder der Ge­fan­ge­nen wie­der, die von den Geis­tern ent­führt wor­den wa­ren.
    Aber die Ge­richt­särz­te, die die Lei­che des Hen­kers Duck zu un­ter­su­chen hat­ten, er­leb­ten et­was Be­stür­zen­des.
    Die Lei­che war mit dem Wa­gen zum Ana­to­mie­saal nach South-Ken­sing­ton ge­bracht wor­den, und als die Saal­die­ner sie auf den Se­zier­tisch leg­ten, lös­ten sich von ihr große Fleisch­stücke los, die Kno­chen durch­s­tie­ßen das Ge­sicht und die Glied­ma­ßen, und die zer­fres­se­ne, fau­len­de Mas­se der Ein­ge­wei­de wur­de sicht­bar.
    »Ei­ne Lei­che, die meh­re­re Ta­ge in un­ge­lösch­tem Kalk ge­le­gen hat«, stell­te der Ge­richts­arzt Mil­ler fest.
    Es ver­ging ei­ne ver­hält­nis­mä­ßig lan­ge Zeit, ehe Smit­her­son und Cle­vens von der schreck­li­chen Nacht zu spre­chen wag­ten.
    Und auch nur mit lei­ser Stim­me, bei Cuf­ly, des­sen dog-no­se ih­nen Mut mach­te.
    »Im Grun­de ge­nom­men freue ich mich für Chan­ning«, ge­stand Rock Smit­her­son, »und für Duck emp­fin­de ich kei­ner­lei Mit­leid.«
    »Und die an­de­ren … ich mei­ne die Kol­le­gen, Fis­her und der Rich­ter Hat­ter­ley, die ent­führt wur­den, wa­ren zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen schlech­te Men­schen«, er­klär­te Cle­vens.
    »Wo sie wohl sein mö­gen?« mur­mel­te Smit­her­son.
    »Bes­ser, man re­det nicht mehr dar­über.«
    Und bei­de rich­te­ten ängst­li­che Bli­cke auf die Tür, als er­war­te­ten sie, daß sie im nächs­ten Au­gen­blick von dem Geist mit dem schwar­zen Um­hang und dem brei­ten Hut auf­ge­sto­ßen wür­de.

Das Ge­spenst von
Knut Hamsun
     
     
    Er war zeit­le­bens ein Ver­äch­ter und Feind al­ler Kon­ven­tio­nen, ein ro­man­ti­scher Auf­rüh­rer, des­sen Sym­pa­thie

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