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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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sehen, ob sie sich unter den Herren hier befindet.« – »Mag der Teufel!« rief der Oberst. »Diese Herren sind meine Regimentskameraden, und jener dort ist mein Freund, und keiner von uns hat spät in der Nacht hier am Tore Nachricht zu erwarten. Lassen Sie uns in Ruhe! Vorwärts, Kutscher!«
    Ludwig fuhr rasch davon, und man gelangte nun ohne weitere Gefährde bis an das Hotel de Pologne, wo Rasinski mit seinen beiden Offizieren wohnte. Dort sollte Ludwig die Nacht bleiben, während Bernhard es übernahm, den Wagen an Ort und Stelle zurückzubringen. Mit dem Frühesten wollte man dann fernere Verabredungen treffen.

Achtes Kapitel.
    Am andern Morgen machte sich Bernhard zeitig auf, um Ludwig aufzusuchen. Er nahm seinen Weg die Schloßgasse hinunter und überlegte im Gehen bei sich selbst, was bei dieser ernstlich unangenehmen Sache wohl das Gescheiteste sei, und ob Ludwig nicht wohltäte, sich wenigstens auf einige Zeit von Dresden zu entfernen; da stieß er, weil er, in Gedanken versunken, nicht auf die Gegenstände um sich her merkte, ziemlich unsanft an den Ellbogen eines eilig Vorübergehenden. Mechanisch griffen beide nach ihren Hüten und wollten sich eben höflichst gegeneinander entschuldigen, als Bernhard sah, daß er den Fremden vor sich habe, von dem alles Unheil ausging. Nur ein so gewandter, nie die Geistesgegenwart verlierender Abenteurer wie Bernhard vermochte dabei die Fassung zu erhalten. Mit großer Höflichkeit entschuldigte er seine große Unhöflichkeit; der flüchtige Zug der Überraschung in seinen Mienen konnte allerdings der Betroffenheit über das heftige Zusammenstoßen ebensogut gelten als der Empfindung, die der Anblick der Person ihm einflößte.
    Der Fremde antwortete ebenso höflich; Bernhard spähte mit Falkenblicken in seinen Zügen umher, um zu entdecken, ob er erkannt werde oder nicht. Es schien ihm, als sei der Fremde ungewiß. Da schoß ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf: wie, wenn es dir gelänge, diesen Schuft vertraulich zu machen und dich seiner selbst gegen ihn zu bedienen? Kolumbus konnte über den plötzlichen Gedanken, der ihm eine neue Welt hinter unbekannten Meeren zeigte, nicht erfreuter sein als Bernhard über diesen Einfall. »Sie scheinen zwar fremd, mein Herr,« erwiderte er, »allein ich dächte, wir sollten uns doch schon irgendwo anders begegnet sein als hier, wo uns der Zufall ein wenig hart aneinander geführt hat.«
    »Es will mir gleichfalls scheinen«, entgegnete der Fremde mit derjenigen sichtlichen Unruhe in den Mienen, die es uns verursacht, wenn wir einer unabweislichen Personalerinnerung keinen rechten Namen oder Platz in unserm Gedächtnis zu geben wissen. – »Mein Gott, jetzt fällt mir's ein,« rief Bernhard; »waren Sie nicht gestern im Garten zu Pillnitz? Begegneten wir einander nicht bei den schönen Fliedergebüschen?« – »Ganz recht,« rief der Fremde mit einem von boshafter Freude leuchtenden Gesicht, »ganz recht; aber Sie waren nicht allein.«
    »Ich ging mit einem Reisebekannten, den ich im Wirtshause getroffen«, warf Bernhard leicht hin. »Nachher bestiegen wir den Porsberg, aber das Gewitter brachte uns auseinander. Sind Sie vielleicht auch davon überrascht worden?«
    »Ein wenig; indessen–«
    »Ich ganz ordentlich,« unterbrach Bernhard mit Absicht; »ich wurde naß bis auf die Haut. Und dazu hatte ich keine Gelegenheit, zurückzukommen, da der Schuft von Kutscher, den ich bestellt hatte, zum Teufel gefahren war, vermutlich weil man ihm mehr geboten hatte, denn die Preise stiegen gewaltig. Indessen geriet ich an einige französische Offiziere, prächtige, wohlwollende Leute, die nahmen mich noch ganz spät mit nach Dresden herein, sonst säße ich vielleicht noch dort. Eben will ich zu ihnen gehen und meinen Dank abstatten; da diese Herren aber früh auszugehen pflegen, so entschuldigen Sie wohl, wenn ich ein wenig eile.« Mit diesen Worten machte er den Scheinversuch, zu gehen, doch der Fremde ergriff ihn bei der Hand. »Ein Wort, ich bitte. Wer war, wenn ich fragen darf, Ihr Begleiter im Garten?«
    »In der Tat,« entgegnete Bernhard, »das kann ich Ihnen ebensogut sagen als nicht sagen. Ich reise viel hin und her; schon vor längerer Zeit traf ich ihn einmal in Mannheim, und vor einigen Tagen fand ich ihn an der Table d'hote in Leipzig wieder. Wir tranken zusammen Kaffee im Rosental, gingen ins Theater und speisten abends in einem Austernkeller. Gestern gerieten wir zufällig im Garten von Pillnitz zusammen, und

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