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182 - Im Dorf der Telepathen

182 - Im Dorf der Telepathen

Titel: 182 - Im Dorf der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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reglos da sitzende Frau.
    Malie räusperte sich. »Ich weiß nicht, ob ich dir trauen kann, Matt. Bist du selbst darauf gekommen – oder weißt du es, weil er dich in meinen Traum geschickt hat?«
    Matt sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Wer ist er?«
    »Gut.« Malie schien sich zu einer Entscheidung durchzuringen. »Ich werde dir vertrauen. Mir bleibt kaum eine andere Wahl, um den status quo zu durchbrechen. Er ist eine Traumgestalt, ein weißer Ritter. Er hat den Ruf ausgesandt, oder handelt zumindest im Auftrag der Macht, die dahinter steht. Er hat die Telepathen, die dem Ruf gefolgt sind, geprüft – und bei diesen hier festgestellt, dass er sie nicht brauchen kann.«
    Matt lief es kalt über den Rücken. Was kam da auf sie zu? Welche Macht hatte die Kraft, Telepathen aus aller Welt nach Australien zu zitieren? Steckten die Daa’muren dahinter? Hatten sie noch eine Waffe in petto, mit der sie ihre letzte Niederlage in einen Sieg ummünzen wollten?
    »Weißt du, wozu dieser… Ritter sie braucht?«, fragte Matt.
    »Nein.« Malie schüttelte den Kopf. »Auch ich wurde geprüft. Für welchen Zweck, habe ich dabei nicht erfahren.« Sie beugte sich vor und schaute in die unheimlichen Augen der Frau. »Er hat die Seelen der Telepathen in der Traumzeit zurückbehalten, deswegen sind ihre Körper blockiert. Wenn ihre Seelen nicht in die Körper zurückkehren, sind sie für den Rest ihres Lebens auf Pflege angewiesen.« Malie seufzte.
    »Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie beizeiten verdursten oder sich das Genick brechen.«
    Matt räusperte sich. »Du sagtest, du wurdest auch geprüft. Du bist durchgefallen, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Wie sah diese Prüfung aus?«
    »Zuerst habe ich angenommen, man hätte mich in Hypnose versetzt und mir eine andere Wirklichkeit vorgegaukelt, doch dann…«
    »Man?«
    »Drei schwarze Männer. Sie sind mir auf dem Weg zum Uluru begegnet. Sie saßen am Ufer eines Flusses an einem Feuer und hießen mich willkommen. Sie haben mir Wasser gegeben und mich zum Essen eingeladen. Dann muss ich eingeschlafen sein. Ich kam in einer Welt der ewigen Nacht zu mir und habe mich bei einem Adeligen verdingt, der…« Malie machte eine abfällige Handbewegung. »Was ich dort erlebt habe, ist für uns nicht wichtig. Es war ein Abenteuer. Ich nehme an, die hinter allem stehende Macht hat dabei alles an mir gemessen und notiert, was man an mir messen kann.«
    »Die hinter allem stehenden Macht… Hat der weiße Ritter diese Formulierung benutzt?«, erkundigte sich Matt.
    »Es waren seine Worte.« Malie nickte. »Ich vermute, sie hält sich am Uluru versteckt, um mit Hilfe der zusammengerufenen Telepathen die Welt zu erobern.«
    Matt schluckte. Es wurde immer absonderlicher. Im Dunkeln operierende anonyme Mächte, die mit übersinnlich begabten Heerscharen die Weltherrschaft anstrebten… Klang das nicht nach einem klinischen Fall?
    Wenn er nicht genau gewusst hätte, dass Professor Dr. Jacob Smythe nicht mehr unter den Lebenden weilte…
    das wäre genau seine Kragenweite gewesen.
    Matt fühlte sich allmählich wie eine Figur von Philip K. Dick. Woher sollte er wissen, ob er auf eigenen Beinen im Freien stand oder verkabelt und mit Steckern im Schädel mit Millionen anderen Menschen in einem Tank in einer Nährflüssigkeit lag?
    »Was geschah nach der Prüfung mit dir? Doc sagte, du wärst genau wie die anderen Schlafwandler hier angekommen, ein paar Tage darauf aber erwacht. Warum?«
    »Ich war eine Gefangene der Traumzeit wie alle anderen hier«, fuhr Malie fort. »Meine Freiheit verdanke ich einem neuen Prüfling, dem ich dort begegnet bin. Als er – oder vielmehr sie – den Test bestand und zurück in die Realität geholt wurde, habe ich mich an sie gehängt, körperlich und geistig. Doch im Gegensatz zu Aruula bin ich in diesem Dorf erwacht – vermutlich weil man meinen Körper in der Zwischenzeit hierher gebracht hatte.«
    Matt glaubte sich verhört zu haben. »Im Gegensatz zu wem?«
    »Aruula. So hieß der andere Prüfling.«
    Matts Herzschlag beschleunigte sich. »Wie sah sie aus?«
    Malie beschrieb die Barbarin mit dem schwarzblauen Haar und den aufgemalten Linien auf dem Körper. »Gott im Himmel«, sagte sie, als Matt erbleichte. »Du kennst sie! Bist du… Maddrax? Sie hat dich erwähnt! Ihr wurdet vor langer Zeit getrennt, nicht wahr?«
    ***
    Am nächsten Morgen dröhnte Matts Schädel.
    Nach Malies Eröffnungen hatte er sich in seinem Quartier in der Bürgermeisterei stundenlang

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