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182 - Im Dorf der Telepathen

182 - Im Dorf der Telepathen

Titel: 182 - Im Dorf der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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von einer Seite auf die andere gewälzt. Was war nicht alles auf ihn eingestürmt: Er war einer Sache auf die Spur gekommen, die an Undurchsichtigkeit ihresgleichen suchte, agierte nebenbei als Ordnungshüter in einem Pulverfass, und machte sich große Sorgen um seine Gefährtin.
    Er verdankte Aruula sein Leben! Ohne sie hätte er vor sieben Jahren nach der Bruchlandung in den Alpen im Magen von Taratzen geendet! Sie hatte ihn nicht nur damals vor einem endgültigen Schicksal bewahrt, sondern auch in den folgenden Monaten. Es hatte Jahre gedauert, bis Matt gelernt hatte, mit einem Schwert umzugehen, um sich selbst zu schützen.
    Sie hatten Seite an Seite gestanden und zahllosen Gefahren getrotzt. Sie hatten sich durch Städte und Dschungel und städtische Dschungel geschlagen. Sie waren um den halben Planeten gereist, um zu verhindern, dass das nach der Eiszeit neu erblühte Pflänzchen Zivilisation von Barbaren, mutierten Monstrositäten und kaltherzigen Invasoren aus einer anderen Galaxie zertrampelt wurde.
    Die letzte Schlacht gegen die Daa’muren war die Ursache ihrer einjährigen Trennung gewesen. Matt hatte im Grunde keine Hoffnung gehabt, Aruula je wieder zu sehen.
    Er ging an Docs Haus vorbei und sah die beiden Kinder, die sich gestern vor ihm, dem Bleichling, gefürchtet hatten. Diesmal grinsten sie ihn an. Matt zwinkerte ihnen zu und spürte einen Stich in der Brust.
    Wäre ich nicht so neugierig auf diese Welt gewesen, hätten wir jetzt vielleicht Kinder und würden in einer Blockhütte an einem See leben…
    »He, Matt!«, rief Eloise. »Wie wär’s mit ‘nem Gratis-Frühstück?«
    »Immer her damit.« Matt atmete auf. Er war froh über die Ablenkung.
    Auf der Veranda saß Lylah im Schatten an einem Tisch. Ihr Auge war grünblau und zugeschwollen, aber sie grinste. »Die Rabauken kriegen mich nicht klein.«
    »Das ist die richtige Einstellung.« Eloise klopfte ihr auf die Schulter.
    »Wo ist Doc?« Matt schaute sich um.
    »Bei den Nachbarn, im Stall. Er hilft einem Malala auf die Welt.« Eloise servierte Pfannkuchen und etwas, das wie Kaffee aussah und wie Kakao schmeckte.
    Malie kam aus dem Haus und gähnte. Offenbar war auch sie Eloises Untermieterin. Bei den vielen leeren Häusern im Ort war dies nur auf den ersten Blick verwunderlich: Wenn man sich ihre Dächer anschaute, sah man schnell, dass sie feucht waren.
    Matt fragte sich, welche Pilze in den alten Kästen wucherten – und ob Roohan und seine Freunde sie aßen oder rauchten. Die Evolution hatte viele neue Gewächse entstehen lassen. Nicht alle waren nahrhaft: Manche säten auch Irrsinn, Tod und schäbiges Verhalten.
    Malie nahm Platz. Während Matt aß, ging sie ein wenig aus sich heraus und erzählte ihm etwas über ihre Vergangenheit. Sie stammte aus einem Bunker der alten britischen Kronkolonie Singapur. Ihre Ahnen waren britische Offiziere und englischsprachige Angehörigen der malaiischen Oberschicht gewesen, ihre Eltern hohe Beamte der Bunkerhierarchie.
    Malie hatte als Dolmetscherin im Dienst einer matriarchalisch geführten Kauffahrerdynastie gestanden und einen großen Teil der südlichen Halbkugel gesehen.
    Der Ruf der Macht hatte sie vor einem halben Jahr auf Sumatra erreicht. Sie hatte abgeheuert, auf einem anderen Schiff angeheuert, und war über Java zur Hafenruine von Perth gelangt. Ihr Kapitän, ein gieriger Nordafrikaner, hatte dort einen Goldschatz gesucht, doch die Büchsen weißer Marodeure hatten ihm den Tod gebracht. Sein Schiff war auf dem Wasser in Flammen aufgegangen, seine Leute ertrunken oder in Gefangenschaft geraten. Nur Malie war entkommen; sie hatte ihren Weg zum Ursprung des Rufes fortgesetzt.
    »Was hat der Ruf gesagt?«, fragte Matt neugierig.
    »Nichts.« Malie schüttelte den Kopf. »Du machst dir falsche Vorstellungen. Es ist keine Botschaft im Sinne von ›Komm her zu mir, ich brauche deine Hilfe.‹ Mir wurde ein Bild übermittelt; das Bild eines rostroten Berges, der so aussah, als stünde er in Flammen. Ich wusste instinktiv, in welche Richtung ich gehen musste. Irgendeine nicht fassbare Macht hat mich gedrängt, zu diesem Berg zu gehen.«
    Wie Aruula, von der Matt hoffte, dass sie ihrem Ziel noch fern war. Er hatte in der vergangenen Nacht hauptsächlich so schlecht geschlafen, weil ihn die Angst plagte, sie könne dieser ominösen Macht hilflos ausgeliefert sein. Was Malie berichtet hatte und was den Telepathen widerfahren war, schürte nicht gerade sein Vertrauen, dass am Ende der Reise etwas

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