1831 - Der Jenseits-Bann
das?«
»Hier unten.«
»Wo genau?«
»Weiter vorn.«
»Dann bring uns dorthin«, verlangte Suko. »Worauf wartest du noch?«
»Klar, wir gehen …«
***
Für Glenda Perkins war es kein Kinderspiel, sondern tödlicher Ernst. Sie musste schneller und besser sein als die geheimnisvollen Angreifer, und das war gar nicht so einfach.
Sie hatte ihre übernatürlichen Kräfte nicht oft eingesetzt. Immer dann wenn ihr oder Freunden Gefahr drohte. Aber dann hatte sie mehr Zeit gehabt. Hier allerdings konnte sie leicht in Zeitnot geraten, und sie hoffte nur, dass Gordon ihr keinen Strich durch die Rechnung machte, indem er sie ablenkte.
Das schien nicht einzutreten, denn er ließ sie in Ruhe. Er sagte nichts, er tat nichts, er wartete nur ab und hielt sie unter Kontrolle.
Auch Glenda tat nichts.
Zumindest nicht nach außen hin. Für den Betrachter war sie einfach nur eine auf dem Stuhl sitzende Frau, die vor sich hinstarrte und ansonsten nichts tat.
Das war ein Irrtum!
Glenda tat schon etwas. Sie war sehr konzentriert. Sie hatte es geschafft, sich innerlich fallen zu lassen. Es gab nichts anderes mehr für sie, nur noch den Blick nach vorn. Vereint mit einer wahnsinnigen Konzentration. Beides sollte die physikalischen Gesetze aufheben. Raum und Zeit mussten dabei ein anderes Verhältnis eingehen.
Ihr Atem war reduziert. Sie brauchte die Luft auch nicht. Alles war bei ihr reduziert, und so konnte sie sich auf einen bestimmten Punkt konzentrieren.
Der lag vor ihr.
Es war das Neue, die mit blauen Blitzen gefüllte Schwärze, die nach wie vor vorhanden war.
Sie spürte bereits die Gefahr, die sich ihr immer mehr näherte.
Glenda kämpfte dagegen an. Mittlerweile hatte sie den Höchstgrad an Konzentration erreicht. Weiter ging es nicht mehr. Sie spürte es auch innerlich, denn da war das Blut in Wallung geraten und kreiste vom Kopf bis zu den Füßen.
Ihr Sichtfeld war jetzt eingeschränkt. Sie sah nur noch einen Teil, als würde sie in einen Tunnel schauen, dessen Seiten immer schmaler wurden und aufeinander zu wuchsen. Um sie herum verengte sich das Zimmer. Auch die Schwärze mit ihren Blitzen, und Glenda spürte jetzt den Druck, der sie erfasste.
Sie stöhnte auf.
Es wurde schlimm. Der Druck nahm noch immer zu. Sie hatte das Gefühl, zusammengepresst zu werden.
Und dann bewegte sich sogar der Fußboden vor ihr. Er wellte in die Höhe, und Glenda konzentrierte ihren Gedanken nur auf einen Punkt. Sie wollte hier weg.
Plötzlich überkam sie ein Gefühl der Panik, weil der Boden immer höhere Wellen schlug, die auf sie zu kamen.
Stirb oder rette dich!
Etwas anderes gab es nicht. Sie hörte einen fernen Schrei und wusste, dass er nicht von ihr stammte, denn sie befand sich bereits auf der Reise.
Der Boden war so nahe gekommen und schien sie überschwemmt zu haben. Den gewaltigen Hitzeanprall hatte sie gleichzeitig verspürt, dann aber war es vorbei gewesen. Da kam sich Glenda vor, als wäre sie überhaupt nicht mehr vorhanden.
Arthur Gordon starrte auf den Stuhl in der Nähe. Vor Sekunden noch hatte Glenda Perkins darauf gesessen.
Jetzt war er leer!
***
Der Mann, der sich als Theosophen bezeichnete, der vieles erlebt hatte, konnte es nicht glauben. Er wollte nicht wahrhaben, dass diese Frau vor seinen Augen verschwunden war. Er riss seinen Mund auf. Dann lachte er leise, und aus dem leisen Lachen wurde ein krächzender Schrei.
Und er schaute nach vorn. Dort mussten sich seine Helfer befinden. Die Geister, die ihre blauen Blitze verteilten und sie spinnennetzartig über den Himmel jagten.
Sie trafen kein Ziel, aber sie waren darauf geeicht, sich eines zu holen.
Aber das war nicht mehr da.
Und die Blitze kamen. Sie hatten längst die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen, und es schien so, als hätten sie tatsächlich Augen, denn sie zuckten hin und her, wobei sie sich an den Seiten besonders ausbreiteten, als wollten sie die Leinwand, auf der sie tanzten, noch vergrößern.
Arthur Gordon verstand die Welt nicht mehr. Er wirkte wie jemand, dem man etwas Wichtiges weggenommen hatte und der sich nicht traute, danach zu suchen. Er war nicht mehr normal. Der Theosoph war an seine Grenzen gelangt.
Was ihm da widerfahren war, das durfte einfach nicht sein. So etwas konnte es nicht geben. Selbst bei seinen Erfahrungen mit den Kräften der Welt hatte er so etwas noch nicht erlebt.
Er hatte die Geister gerufen.
Er hatte für sie ein Opfer ausgesucht.
Aber jetzt war das Opfer weg.
Die Geister mussten
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