1844 - Bei Ebbe kam der Tod
wieder. Da hatte das Schicksal es gut mit mir gemeint. Hajo Becker hieß der Mann, der innerhalb des Mönchs verschwunden war. Den der Spuk geholt hatte.
Nach einer Weile gab ich die Antwort. »Ja, ich denke an Hajo Becker. Ich kann mich gut an ihn erinnern. Ich bin übrigens John Sinclair. Sagt Ihnen das was?«
»Ha, und ob. Sie sind eine Figur aus der Vergangenheit. Sie haben meinen Cousin gejagt.«
»Ja, und er ist mir entwischt. Aber jetzt ist er wieder da.«
Heinz Becker stutzte. »Woher wissen Sie das?«
»Raten Sie mal, warum ich hier bin. Das ist alles kein Zufall. Hier braut sich was zusammen.«
»Das können Sie laut sagen.«
»Hört sich an, als wüssten Sie mehr.«
Becker stützte sich mit beiden Armen auf dem Porschedach ab. »Und ob ich das weiß, Herr Sinclair.« Seine Augen verengten sich. »Ich weiß sogar viel mehr. Erst vor Kurzem bin ich meinem Cousin, der eigentlich tot sein müsste, noch entkommen. Ja, er wollte mich killen, und hätte es das Ehepaar Bösing nicht gegeben, das hier in der Nähe in einem Haus wohnt, wäre ich vielleicht schon tot. Ich habe mir auf der Flucht den Fußknöchel verstaucht und konnte nicht schnell laufen. Dann tauchten die Bösings auf und nahmen mich mit. So bin ich hier. Das heißt, ich bin dann von Rantum mit meinem eigenen Wagen hergefahren.«
Ich nickte einige Male, bevor ich fragte: »Warum sind Sie denn hier auf der Insel?«
»Das kann ich Ihnen sagen. Ich wollte mir den Mönch ansehen. Ich hatte von ihm gehört. Und als ich vor ihm stand, da passierte es. Da hörte ich plötzlich die Stimme in meinem Kopf. Es war Hajo, mein Cousin, das weiß ich jetzt.«
»Und er wollte Sie töten?«
»Ja. Davon gehe ich aus. Er hat mich verfolgt. Ich musste den Weg quer durch die Dünen nehmen, was kein Vergnügen war.«
»Gut, Herr Becker. Aber können Sie vielleicht sagen, wo sich Ihr Verfolger jetzt aufhält?«
»Nein. Ich habe ihn zuletzt in Rantum gesehen. Und nicht mehr auf der Fahrt hierher.«
»Meinen Sie denn, dass Ihr Cousin aufgegeben hat?«
Mein Gegenüber schnaufte. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich denke schon, dass er weiter versuchen wird, mich umzubringen. Das ist er praktisch seinem eigenen Schicksal schuldig.«
Ich nickte. »Deshalb sollten wir zusammen den Fall angehen. Mir ist gerade eingefallen, dass ich dem Mönch noch einen Besuch abstatten werde. Danach können wir uns treffen. Finde ich Sie im Hotel?«
»Ja, oder bei den Bösings. Ich wollte mich noch bei ihnen bedanken und habe mir gerade gedacht, dass ich sie vielleicht zum Essen einlade.« Er nickte mir zu. »Dann sehen wir uns später.«
»Bestimmt.«
Heinz Becker ging auf den Hoteleingang zu. Ich schaute ihm noch kurz nach und schüttelte den Kopf.
Zu beneiden war er nicht. Denn wer freute sich schon über einen Cousin, der ein lebender Toter war? Ich für meinen Teil hätte das bestimmt nicht getan …
***
Die Strecke vom Hotel bis zum Keitumer Friedhof war nicht weit. Mit dem Auto hatte ich das Ziel schnell erreicht und stellte den Wagen rechts von der Straße auf dem Gelände ab.
Dann ging ich die paar Meter und betrat das Gelände der Kirche und des Friedhofs. Das Wetter hatte sich gehalten, aber es war schon zu fühlen und auch zu sehen, dass sich der Tag allmählich verabschieden wollte.
Den Mönch hatte ich bald gefunden. Ich blieb vor ihm stehen und schaute ihn an. Er sah aus wie immer. Vielleicht war er außen ein wenig schmutziger geworden, aber sonst gab es keine Veränderung. Ich trat dicht an ihn heran und schaute hinein.
Schwärze!
Genau das war es. Das hatte ich auch früher erlebt. Diese absolute Finsternis, die sich im Innern der Figur gesammelt hatte.
Ich startete den ersten Versuch und streckte meine Hand hinein. An die normale Temperatur hatte ich mich ja gewöhnt. Es war nicht so kalt, aber das änderte sich, als meine Hand mit der Schwärze Kontakt bekommen hatte. Da spürte ich die Kälte, die sich innerhalb der Figur ausgebreitet hatte. Und die war nicht normal.
Sie fühlte sich trocken an. Anders als eine normale Kälte. Ich bewegte meine Finger und zog die Hand wieder hinaus. Es war nichts mit ihr geschehen, aber ich war mir sicher, dass mit dem Mönch etwas geschehen war. Ich ging davon aus, dass er sich wieder magisch aufgeladen hatte und dadurch möglicherweise auch irgendwelche Opfer verschluckt hätte.
In den letzten Sekunden war mir eine Idee gekommen. Vielleicht konnte ich ihm die Magie nehmen.
Im Klartext hieß das, dass
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