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1852 - Die Galornin

Titel: 1852 - Die Galornin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zufrieden sein.
    Kaif brannte die Frage im Gehirn, wie sich die Galornen über Plantagoo ausgebreitet und wie sie dann gelernt hatten, den sogenannten Frieden herzustellen. Noch war sie jung, aber ihrer ganzen Erfahrung nach hatte es des Einsatzes von massiver Gewalt bedurft, um alle anderen Völker zu diesem Frieden zu zwingen.
    Sie schluckte die Lügen vorerst noch hinunter, allerdings wuchs ihr Zorn auf das System dabei jeden Tag mehr, und sie kanalisierte ihn des Nachts darin, sich Lopt Zadhevens Tod vorzustellen.
    Oft träumte sie noch von dem großen Mann mit dem breiten Armband. Er stand dann vor ihr und öffnete den Mund, doch sie konnte seine Worte nicht verstehen. Wenn sie dann aufwachte, war ihre Haut naß, und ihr Herz klopfte heftig.
    Kaif beherrschte inzwischen im Theoretischen wie auch in der praktischen Simulation die Raumfahrt so gut wie alle anderen technischen Disziplinen. Einen modernen Rechner zu konstruieren kostete sie nur wenige Stunden.
    Ihre Einstellung zur Raumfahrt war logischer geworden als in ihrem ersten Jahr in der Stadt der Kinder.
    Natürlich mußte sie die Raumfahrt beherrschen, um eines Tages zu Eroberungsfeldzügen aufzubrechen.
    Und so ernst wie diesen Teil ihres Lernangebots nahm sie die Rhetorik. Sie würde ihre Artgenossen wachrütteln müssen, um sie aus ihrer Lethargie zu neuen Ufern zu führen.
    „Friede für Plantagoo", das mochte ja gut sein. Aber Krieg all jenen, die sich der Ausdehnung der Galornen in die anderen Galaxien widersetzten. Erst wenn sie sich unterordneten, konnte es auch für sie Frieden geben.
    Kaif Chiriatha, die ihren Altersgenossen haushoch überlegen war und längst alles wußte, was sie noch zu lernen hatten, wählte zur Tarnung gleich sechs Spezialfächer auf einmal. Das einzige, das sie aber tatsächlich interessierte, war die Chemie.
    Nach wenigen Tagen wußte sie, wie man ein Gift herstellte, das so langsam wirkte, daß es beim Tod der vergifteten Person genauso unmöglich war festzustellen, wodurch das Opfer gestorben war, wie man nie hatte nachweisen können, daß Lopt Zadheven eine Bombe gebastelt hatte und an Dauws Tod schuld gewesen war.
    Kaif stellte das Gift in mehreren Komponenten her und nahm die so harmlos wirkenden einzelnen Stoffe mit aus den Anlagen. Als sie alles beisammenhatte, mixte sie die Stoffe heimlich zusammen, als sie allein in einem der Parks war. Es war genau jener, auf dessen Rasen Dauw sich für sie geopfert hatte.
    Mittlerweile wußte sie, wo Lopt Zadheven wohnte. Sie hatte das betreffende Gelände heimlich ausspioniert und war sogar in die Küche eingedrungen, in der die Getränke und Speisen der Schüler bereitet wurden. In ihrer Verbitterung und ihrem Haß, nahm sie es hin, daß mit Lopt wahrscheinlich noch etliche andere Schüler sterben würden, wenn sie das vollkommen geschmack- und geruchlose Gift heimlich in das Kasch-Phee mischte, das zu den Mahlzeiten verabreicht wurde.
    Es genügte bereits eine winzige Prise.
    Kaif war gerade fertig mit der Mixtur, es war später Nachmittag, und sie war dazu entschlossen, ihre Rache noch an diesem Abend zu vollziehen, als sie hinter sich ein Geräusch hörte.
    Sie drehte sich erschrocken um und fürchtete schon, ein Erzieher hätte sie beobachtet und wolle sie zur Rede stellen.
    Doch als sie sich langsam erhob, stand er wieder vor ihr.
    Jener große und stattliche Galorne, der sie vor dem Tod durch die umherschießenden Bombensplitter gerettet hatte und dann verschwunden war.
     
    *
     
    Er war nicht nur fast einen Kopf größer als die normalen Erwachsenen, er war auch so breit und schwer, so massig, wie sie nie einen anderen Galornen gesehen hatte. Er lächelte sie an, und seine geistige Ausstrahlung traf sie fast wieein körperlicher Schlag.
    Die Ausstrahlung war so ungeheuer stark, daß er ihr in dem Moment, da sie die letzten Einzelheiten ihres Mordplans durchdachte, vorkam wie aus einer anderen Welt.
    Aber diese Sorte von Ausstrahlung haßte sie. Es war das, wofür ihre Erzieher standen. Friede und Einerlei. Stillstand und Werte, die sie verachtete; die keinen Zugang zu ihr fanden.
    Dennoch war er auf eine nicht definierbare Weise anders als die anderen Erwachsenen. Unantastbar.
    Was sie bei den Erziehern als Schwäche verabscheute, kam von ihm als Stärke herüber. Wenn sie es auch nicht wahrhaben wollte, sie konnte es nicht ignorieren und leugnen.
    „Was ist das Leben, Kaif?" fragte er freundlich, während er sich ihr gegenüber etwas schwerfällig ins Gras sinken

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