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187 - Angriff der Anangu

187 - Angriff der Anangu

Titel: 187 - Angriff der Anangu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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seinem Rucksack herum und versuchte ihn zu öffnen. Drax drehte sich abrupt weg von ihm. »Verdammt noch mal! Lass endlich deine Finger von meinem Zeug!« Der Gescholtene machte ein betretenes Gesicht und sah ratlos zu seinem älteren Jagdgefährten. Der graubärtige Kuun, offenbar der Anführer der Schafsleute, überschüttete Matt mit einem Wortschwall und gestikulierte so viel sagend wie rätselhaft. Drax verstand nur seinen eigenen Namen –Maddrax, Maddrax und noch einmal Maddrax – und dass er nun von seinem leider toten Reittier ins Schafsfell umsteigen könne.
    Matt packte das Seil und begann nach oben zu klettern.
    Es war ein mühseliger Aufstieg, er hatte keine Übung in dieser Art der Fortbewegung. Als er auf halber Höhe verschnaufte, überholte ihn der Korb mit dem ausgenommenen, enthaupteten und gehäuteten Körper seines ehemaligen Gefährten. Kein schöner Anblick. Drax sah nach unten. Kuun, Moon und die beiden Schlächter grinsten zu ihm hinauf. Drax sah nach oben. Drei schwarze Gesichter im Fell grinsten auf ihn herab.
    »Shit…!« Er fasste das Seil, zog die Beine an und arbeitete sich bis zum Bauch des Schaftitanen hinauf. Schmale sehnige Arme streckten sich ihm entgegen und zogen ihn in das Fell hinein.
    Das Schafsfell roch irgendwie ranzig und fühlte sich drahtig und fettig an. Jemand zog ihn von vorn, jemand schob ihn von hinten. Obwohl Matt immer tiefer in das haarige Gestrüpp hineinkroch, wurde es nicht wirklich dunkel. Durch kleine Lücken in der äußeren Fellschicht drang Tageslicht in die Fellgewölbe und -tunnel der tieferen Schichten.
    Matthew Drax machte sich klar, dass er im Körperhaar eines Säugetiers herumkroch wie eine Laus. Es war ziemlich warm, und als es eine Zeitlang steil nach oben ging, brach ihm der Schweiß aus. Noch immer wurde es nicht finster, und er begriff, dass die Tageslichtschächte bewusst und nach einem sorgfältig geplanten System angelegt waren. Auch der Felltunnel, durch den er und seine Begleiter kletterten, war ein geplant errichteter Gang, der zum Rücken des Schaftitanen hinaufführte.
    Genau wie die anderen Tunnel, die er kreuzte, genau wie die Fellhöhlen, die er durchquerte, und genau wie die harten schmalen Fellquasten, an denen er sich hinaufzog wie an Leitersprossen.
    Meter für Meter ging es hinauf. Manchmal, wenn er für einen Augenblick verschnaufte, spürte er, wie die unsichtbare und doch zum Greifen nahe Fleischwand, an der er hing, sich hob und senkte. Das Gurgeln, Brodeln, Zischen und Knurren aus dem Inneren des Titanenkörpers war so gegenwärtig wie Wind oder Meeresbrandung oder Donnergrollen.
    Während sein Führer, der vor ihm die Fellquastenstiege empor kletterte, unablässig plapperte und gestikulierte, fragte sich Matt, ob er eventuell in einen Traum gestürzt war, aus dem er jeden Moment aufwachen würde. Die ganze Sache kam ihm grotesk und unwirklich vor.
    Irgendwann erreichten sie eine größere Fellhöhle. Das Ziel offensichtlich, denn seine Führer fischten Wasserschläuche aus den »Wänden« und boten Matt zu trinken an. Auch zu essen gab es, Früchte und steinharte Getreidefladen, denen der ranzige Geruch des Fells anhaftete. Die beiden Männer bedeuteten ihrem Gast, es sich gemütlich zu machen, und Matt ließ sich nieder.
    Der Raum schien auf dem Rücken des Schaftitanen zu liegen, denn Matt Drax hatte das Gefühl, auf sicherem Grund zu sitzen. Durch drei Lichtschächte fiel Tageslicht in die Fellhöhle. Der ranzige Geruch war nicht angenehm, aber einigermaßen erträglich. Er trank Wasser und aß Früchte. Sie schmeckten süß.
    Seine beiden Fellführer betasteten Matts Jacke, Anzug, Gurt und Rucksack und überschütteten ihn mit Fragen, deren Sinn er nur erraten konnte. Geduldig nannte er die Namen der Gegenstände, auf die sie zeigten. Diese kleinen Schafsmänner waren ausgesprochen neugierig, und neugierige Leute waren nach Matts Erfahrungen auch immer kluge Leute.
    Nicht lange nach ihrer Ankunft in der Höhle ging ein Ruck durch die Fellwelt – der Schaftitan setzte sich in Bewegung. Und bald hörte der Mann aus der Vergangenheit auch wieder das schon fast vertraute Stampfen. Ein paar Minuten später kamen nacheinander vier drahtige nackte Jäger in die Höhle gekrochen: Kuun, Moon und die beiden Schlächter. Sie setzten sich, sie aßen, sie tranken und plapperten praktisch ohne Luft zu holen.
    Sein Name fiel wieder, und rasch begriff er, dass sie von ihm wissen wollten, wo er herkam und wohin er wollte. Mit vielen

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