187 - Angriff der Anangu
Hinterläufen des Schaftitanen davon.
***
Daagson hatte den ersten Bumbong geschleudert. Das Zeichen zum Angriff. Blackdawn lag neben ihm in einem Sandhaufen. Sie beobachtete alles so, wie man Dinge und Ereignisse beobachtete, die einen nichts angingen.
Rechts und links von Daagson sprangen die Anangu aus den Erdlöchern, in die sie sich eingegraben hatten.
Daagson fing die zu ihm zurückkehrende Waffe auf. Ein paar Schritte neben ihm wuchs plötzlich ein Sandhügel aus dem Boden.
Daagson sprang auf den Mammutwaran, Blackdawn schüttelte den Sand ab und kletterte zusammen mit vier Anangu ebenfalls in den hornigen Panzer der Großechse.
Einer der Männer warf sich zwischen die Ohrenstacheln der Echse und übernahm deren Lenkung.
Blackdawn, Daagson und die anderen zogen ihre Klingen blank, spannten ihre Bögen oder schulterten ihre Wurfspieße. Die neue Große Marsha der Reddoas musste Seite an Seite mit den Anangu kämpfen. Der Vater ihres Kindes hatte es von ihr verlangt; der Mörder ihrer Mutter. Und etwas in ihrem Kopf hieß es gut.
Roter Sand rutschte rechts und links des massigen Leibes herab, eine rote Staubwolke erhob sich rund um den Drachen und verhüllte ein paar Atemzüge lang Blackdawns Blick auf die Shiips, die schwarzen Shiiper darunter und die Anangu, die an vielen Stellen rund um die beiden Großtiere aus dem Sand sprangen. Aus den Nüstern des Warans stieg Nebel und hüllte Tier und Reiter ein.
Aus jedem Fell jedes Shiip waren neun oder zehn Shiiper geklettert, um die toten Dornteufel zu bergen.
Einer nach dem anderen stürzte getroffen von Bumbongs, Pfeilen oder Wurfspießen zu Boden. Jeder Wurf und fast jeder Schuss trafen, selbst aus dem Nebel heraus, denn die Krieger der Anangu erkannten menschliche Ziele an ihren Gedanken. Wie eine Windhose war der Überraschungsangriff über die kleinen nackten Jäger hereingebrochen.
Gleichgültig schoss Blackdawn einen Pfeil nach dem anderen auf sie ab. Keine Spur von Bedauern regte sich in ihrer Brust. Dabei wusste sie, dass die Shiiper friedliche Jäger und Sammler waren. Ihr eigenes Volk, die Reddoas, pflegten Handel mit ihnen zu treiben. Doch Blackdawns Brust war taub und ihr Gewissen und Herz wie erstorben. Seit dem Tod ihrer Mutter fühlte sie nichts mehr.
Der Nebel lichtete sich ein wenig, und sie konnte den zweiten Waran sehen. Er hatte das gehörnte Shiip erreicht. Die Shiiper unter dessen Bauch lagen tot oder sterbend zwischen den Kadavern der Dornteufel. Vom Panzerrücken der Echse aus warfen die Anangu Widerhaken an Seilen in das Fell an Bauch und Flanken des Shiips. Die Jagd begann: Die Gedankenmeister würden jeden Shiiper aufspüren, so tief er sich auch im Fell verstecken mochte.
Der dritte Waran schob sich drei Speerwürfe entfernt auf den Weg der Shiips. Er war bereits in eine Nebelbank gehüllt. Blackdawn legte einen neuen Pfeil in die Sehne.
Sie zielte auf einen Shiiper, der dreißig oder vierzig Schritte entfernt an einem Knotenseil aus dem Bauchfell des Shiips kletterte. Sie stutzte – dieser war nicht nackt, er war nicht schwarz, und er war auch nicht klein. Der Waran atmete fauchend aus, neue Nebelschaden stiegen auf und entzogen Shiip und Mann dem Blick der Warqueen.
Blackdawn zielte in den Nebel. Das Bild des Mannes am Seil flackerte noch auf ihren Netzhäuten: grüner Anzug, ockerfarbener Rucksack, gelbes Haar. Ihre Gedanken tasteten durch den Nebel und berührten den Geist des Mannes. Sie zuckte innerlich zusammen. Es war der Kerl, gegen den sie in der Steinkreisarena hatten kämpfen müssen! Der Kerl, der sie besiegt hatte! Der Kerl, dem sie versprochen hatte, ihm den Weg zum Uluru zu zeigen, wenn er sie am Leben ließ!
Commanderdrax!
»Warum schießt du nicht?«, zischte Daagson hinter ihr. »Schieß endlich!« Blackdawn ließ die Sehne los. Der Pfeil flog in den Nebel hinein.
***
Sandhaufen verwandelten sich in Drachen, Drachen in wandernde Nebelbänke.
Eine rückte näher und näher. Überall sprangen in Leder gehüllte Männer meist dunkler Hautfarbe aus dem rötlichen Sand hoch, warfen Bumerangs, schleuderten Speere und stürmten neben der Nebelbank her. Ein paar Meter unter Matthew Drax, zwischen den Säulenbeinen des Schaftitanen, lebte nur noch der alte Kuun.
Plötzlich ein Schrei über ihm – Matt blickte nach oben.
Ein nackter schwarzer Leib rutschte aus ein paar Felllocken und stürzte an ihm vorbei auf den Boden unter dem Bauch des Titanen. Ein Pfeil ragte aus dem Hals des Toten.
Hoch oder
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